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„Ich bekomme Angst.", gab ich leise von mir während ich meine Fingernägel in die weiche Haut von Sean bohrte. Doch im Grunde war er selbst schuld, wenn er mir nicht befohlen hätte eine Augenbinde um zu machen, würde ich jetzt nicht seinen Arm zerfleischen.

Ein vergnügtes Glucken entkam seiner Kehle, ansonsten schwieg er und schob mich stumm weiter den unebenen Weg entlang. Immer wieder hatte ich ihn gefragt wo wir waren, bekam aber nie eine Antwort weshalb ich es nach einiger Zeit einfach aufgegeben hatte.

„Wir sind gleich da.", beschwichtigte er die Situation und strich mir eine wirre Strähne hinters Ohr war meinerseits für Gänsehaut sorgte. Er musste sich seiner Wirkung auf mich bewusst sein, denn immer wieder setzte er auf Körperkontakt, strich mir sanft über den Arm und umklammerte meine Hand.

Abrupt blieben wir stehen weshalb ich kurz ins Schwanken kam und wieder von ihm gehalten werden musste. Mein Körper war fest an seinen gepresst. Ich spürte seinen schnellen Herzschlag an meinen Rücken und seine Hände die leicht zitterten und um meinen Bauch lagen.

Sein markanter, männlicher Duft umhüllte mich wie eine Seifenblase und wieder wünschte ich mir, dass dieser Moment nie vergehen würde. Trotz dessen fragte ich mich, wo wir waren.

Die Frage beantwortete sich als mir die Augenbinde abnahm und ich Wort wörtlich mitten im Wald stand. Irritiert blickte ich mich um, verstand nicht was wir hier wollten. Doch dann sah ich sie. Eine alte, morsche Holzhütte, versteckt hinter mehreren Gebüschen.

Gespielt getroffen presste ich meine flache Hand auf die Brust, sah empört zu den brünetten Kerl hinter mir und scherzte: „Wie jetzt, am See wolltest du mich nicht umbringen aber hier? Ich hätte wirklich mehr Stil erwartet."

Krampfhaft versuchte er sein Grinsen zu unterdrücken, scheiterte aber als sein Mundwinkel verdächtig anfing zu zucken und ich von ihm weg und auf das Haus zu lief. Ungeduldig wippte ich auf meinen Füßen vor und zurück währenddessen ich beobachtete wie der Typ mit dem Kürbis als Kopf, natürlich nur in meiner blühenden Fantasie, auf mich zu schlenderte.

Ohne ein Wort zu sagen schloss er mit einem Schlüssel das verrostete Schloss auf, ließ mir den Vortritt und schaltete hinter mir das Licht ein. Es beleuchtete zwar nur spärlich, aber immerhin etwas.

Ein Karmin, eine große Couch und ein kleiner Holztisch standen im hinteren Bereich während im vorderen, wo wir noch immer standen, eine kleine Einbauküche ruhte und eine Tür ins Nebenzimmer führte. Überfordert, da ich nicht wusste was ich machen sollte, griff ich nach der Hand meines Begleiters und drückte sie leicht.

Wieder gluckste er vergnügt auf, dirigierte mich von hinten weiter in den Raum hinein und schloss, ohne dass ich es wirklich bemerkte, die Tür hinter sich. Wir waren alleine, in einem Wald und in einer verlassenen Hütte. Was hatte Kürbiskopf vor?

„Hör auf damit.", schnurrte eine tiefe, raue Stimme in mein Ohr und ließ mich hektisch nach Luft schnappen. Meine Atmung beschleunigte sich während ich mich mit rasendem Herzen zu ihm drehte und ihn stirnrunzelnd ansah.

„Womit?", fragte ich leise, mit belegtem Unterton. Seine Nähe raubte mir die Konzentration, die ich gerade wirklich nötig hätte. Sein Mundwinkel hob sich und schnell, schneller als ich hätte reagieren können, hatte er einen kleinen Kuss auf meinem platziert.

Meine Wangen nahmen einen leichten rosa Ton ein während ich zurück trat und auf das Sofa zuging wo ich mich drauf fallen ließ. Es war wieder eine kleine Geste von ihm, süß und ehrlich, aber ebenso verwirrend. Wo standen wir, was war das zwischen uns und existierte ein uns?

„Wieso sind wir hier?", erkundigte ich mich nach einigen Minuten des Schweigens während er den verstaubten Karmin angezündet und sich neben mir platziert hatte. Wieder waren wir uns so nah.

„Um zu reden.", entgegnete er simpel, so als wäre es das offensichtlichste der Welt. Erstaunt, dass er nicht mehr machen wollte als reden, sah ich ihn an. Was wohl in seinem Kopf vorging?

Nach einiger Zeit der Stille brach er sie, fragte Kleinigkeiten über die wir Minutenlang diskutierten, oder aber er brachte mich zum Lachen mit unlustigen Witzen. Die Zweisamkeit die wir gerade genossen war angenehm und ohne es wirklich zu wollen wünschte ich mir mehr als nur dieses gegenüber sitzen.

Das trockene Holz knisterte in dem Karmin aus Stein, erwärmte die Hütte und sorgte für eine romantische Atmosphäre. Damals hätte ich niemals an so etwas geglaubt, doch nun wurde mir bewusst, dass es diese Momente gab in denen man sich küssen sollte.

Beispielsweise war dies einer der Momente. Während wir geredet hatten waren wir uns näher gekommen, geistig wie auch körperlich, sodass unsere Knie sich berührten und uns nur noch wenige Zentimeter fehlten um unsere Lippen zu vereinen. Sein Blick ruhte auf mir, zog jede meine Bewegung in sich auf während ich mir unsicher auf die Lippe biss.

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