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Ich telefonierte gerade mit Dave und Phil als es leise an der Tür klopfte und ein müde aussehender Kürbiskopf seinen Kopf durch den Spalt der Tür schob um zu sehen ob ich noch wach war.

Verwundert darüber, dass er freiwillig und ohne jeglichen Zwang zu mir ins Zimmer kam, gab ich ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er eintreten durfte. War er wütend auf mich weil ich mich eingemischt hatte?

„Ich hab gerade... Besuch bekommen?", auf die Lippe beißend schaute ich zu Sean welcher sich vorsichtig, und darauf bedacht keine Geräusche von sich zu geben, auf die Kante meines Bettes setzte.

Ungewollt fing mein Herz an schneller zu schlagen und Nervosität breitete sich in meinem Körper aus. Würde er mich anschreien weil ich mich in seinen Angelegenheiten eingemischt hatte?

„Uh von deinem heimlichen Verehrer?", scherzte die Stimme von Phil am anderen Ende der Leitung belustigt was mich dazu brachte die Augen zu verdrehen.

„Wenn er mein heimlicher Verehrer wäre würde er wohl kaum in meinem Zimmer sein wo ich ihn sehen kann, und ich dachte immer du wärst so schlau, Phil! Ich ruf euch die Tage nochmal an, bis dann.", mit diesen Worten beendete ich das Telefonat und sah unsicher zu dem Kürbis welcher mich lediglich aus ruhigen Augen beobachtete und mir deutete mich neben ihn zu setzten. Zögernd kam ich seiner stummen Bitte nach und setzte mich zu ihm, war dies die Stille vor dem Sturm?

Einige Zeit saßen wir einfach dort, schwiegen und waren lediglich von der Stille umgeben die uns umhüllte und mich bedrückte.

„Glaubst du sie hasst mich jetzt?", brach Kürbiskopf das Schweigen und warf mir einen flüchtigen Blick zu während er nervös seine Hände knetete. Ein humorloses Lachen entfloh mir als ich, wie aus Reflex, seine Hand ergriff und unsere Finger ineinander verschränkte.

„Nein.", meine Stimme klang fest und selbstsicher. Unschlüssig ob ich ihn gerade hinters Licht führte oder nicht wendete er seinen Kopf zu mir und sah mich einfach an.

„Wieso bist du dir so sicher? Ich war ein absoluter Arsch!", entgegnete er kleinlaut und nachdenklich. Erneut lachte ich auf.

„Ja, ja das warst du, aber mit Grund. Mein Gott, ja du hast überreagiert und ja, möglicherweise wird sie dir das noch ein paar Mal unter die Nase reiben, aber das war es dann auch schon wieder! Was glaubst du, wie oft ich und Damon uns schon gestritten und wieder vertragen haben? Es ist normal sich mal in die Haare zu bekommen aber es vergeht auch wieder, nur sorg dafür, dass es nicht zulange dauert mit der Versöhnung!", ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen als ich mit meinem Daumen kreise auf seiner Hand zog.

„Wieso? Wieso bist du dir da so sicher?", harkte er unschlüssig nach.

Meine freie Hand hob sich zu seiner Wange und strich behutsam, als sei er aus Glas, drüber. Ich mochte es über seinen leichten Drei-Tage-Bart zu streichen und den leichten Widerstand zu spüren.

„Sean, es kommt nicht drauf an was du über den Tag alles gesagt hast, sondern was du als letztes sagst ist entscheidend. Menschen haben nur eine begrenzte Zeit und diese kann schneller zu Ende gehen als uns bewusst ist. Eine geliebte Person zu verlieren und zu wissen, dass das letzte was du zu ihr sagtest nicht war, das du sie liebst tut mehr weh als alles andere!" , gedankenverloren spielte ich mit den Haaren an seinem Nacken welche etwas länger waren als die anderen und merkte gar nicht, wie nah wir uns doch waren, und das nach so vielen Wochen des Ignorierens.

Beide konnten wir nicht ohne einander, hatten aber angst den anderen an uns heran zu lassen. Als mir dies bewusst wurde hielt ich inne, mein Blick glitt an ihm vorbei an einen Punkt hinter ihm und meine Augen fingen an zu brennen von den Tränen die so sehr nach draußen wollten, es aber nicht schafften.

Dieser Mann hatte meine Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf gestellt.

Ich war immer zurückhaltend, habe versucht alles und jeden von mir fern zu halten, und dann kam er.

Der Typ der mich anfangs wie Dreck behandelte und nun mit mir hier saß, Händchenhaltend und so, als seien wir ein eingespieltes Team das sich Jahre kannte.

„Was würdest du als letztes zu mir sagen wenn du wüsstest, dass wir nur noch einen kurzen Augenblick Zeit hätten?", meine Augen glitten zu seinen in welchen ich immer wieder drohte zu versinken. Sie sahen in diesem Moment aus wie flüssige Schokolade, wobei ich diese nicht einmal mochte. Bei ihm dagegen löste es in mir ein berauschendes Kribbeln aus.

Mit schossen tausende von Dingen durch den Kopf, doch eine ergriff Oberhand: „Küss mich.", flüsterte ich wie in Trance und sah wie etwas in seinen Augen aufblitzte, etwas wie Freude aber sein Blick wandte sich aus meinem. Es verletzte zu wissen, dass mich dieser Mann nicht küssen würde, selbst im letzten Augenblick seines Lebens.

Als würde ich aus einem Traum aufwachen löste ich mich von ihm, entzog ihm meine Hände und erhob mich von der Bettkante um Abstand zu gewinnen. Ich stand in mitten meines Zimmer und fühlte mich einsam, ein Gefühl welches ich in den letzten Wochen kaum mehr bemerkt hatte, trotzdem war es immer da gewesen, nur mit dem Unterschied, dass es jetzt an die Oberfläche meines Bewusstseins drang.

„Du solltest gehen.", warf ich in die Stille des Raumes und mied seinen Blick. Zu sehr war ich mit dem Chaos in mir selbst beschäftigt. Was dachte ich eigentlich, was passieren würde, wann war ich so naiv geworden um zu denken, dass mich jemand küssen wollte?

Die Person die in mitten dieses Zimmers stand war nicht mehr Ich, das war nicht Amanda Adams, sondern ein Phantom welches glaubte einen Neuanfang zu starten. Doch so etwas wie einen Neuanfang gab es nicht.

Ich hatte nicht bemerkt wie Sean aufgestanden war und auf mich zu kam, erst seine Worte holten mich wieder in die Realität und ließen mich ihn aus großen Augen betrachten: „Versteh mich nicht falsch, Amanda, ich würde dich gerne küssen. Ich denke seit Wochen an nichts anderes mehr, aber ich kann nicht. Zu groß ist die Angst, dich irgendwann zu verletzen."

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt