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Mit einer kleinen Sporttasche machte ich mich runter auf dem Weg zur Küche wo schon alle fünf Jungs am Frühstückstisch saßen und nun zu mir aufblickten.

"Du bist sicher, dass du schon wieder trainieren willst?", harkte Damon unsicher nach und beäugte mich aus Adleraugen ehe er mir fest in die Augen sah. Die Sorge in seiner Stimme nicht zu überhören.

Seufzend setzte ich mich neben Harry welcher wiederum neben Tom saß: „Ja bin ich.", entgegnete ich stur und funkelte meinen Bruder warnend an.

Die Kartoffel vor mir fuhr sich frustriert durch die Haare während Kyle die Aufmerksamkeit auf sich zog indem er fragte: „Was trainieren?"

Ich konnte mir ein Lächeln auf den Lippen nicht verkneifen als ich zu ihm rüber sah und sagte: „Ballett."

Anerkennend pfiff Harry durch seine Zähne und grinste darauf hin.

„Nach dem zu urteilen was ich so gehört habe soll das ein ganz schön anstrengender Sport sein.", erläuterte er seine Tat und von Sean kam nur ein abfälliges Schnauben.

Nach unserer kurzen Konversation im Lokal gestern hatten wir wieder angefangen uns größtenteils zu ignorieren.

„Tanzen ist kein Sport. In einer Strumpfhose durch die Gegend hüpfen kann so gut wie jeder.", meinte der Kürbis desinteressiert, stand auf, stellte sein benutztes Besteck weg und verließ dann die Küche.

Geistes abwesend starrte ich weiterhin auf die Tür, versuchte zu verarbeiten was er gesagt hatte und hoffte auf eine Art und Weise, dass er zurückkommen würde um sich zu entschuldigen.

„Wann wollt ihr los?", fragte Harry interessiert und warf dabei einen verträumten Blick zu Tom welcher ein breites Strahlen im Gesicht hatte und auf die Uhr über der Tür sah.

„Ich würde sagen in einer halben Stunde, du Amy?", richtete sich mein bester Freund an mich und sein Grinsen wurde noch breiter, falls das überhaupt ging. Stumm nickte ich und wollte gerade ansetzen etwas zu erwidern doch schon sprach Kyle wieder.

„Amy?", verdutzt sah er zwischen uns hin und her ehe ihm Damon erklärte: „Amanda kann man mit Amy oder Mandy abkürzen. Ständig ihren vollen Namen zusagen wäre ziemlich langweilig."

Während er das sagte klang seine Stimme so als sei es etwas selbstverständliches was selbst klein Kinder wissen müssten, diese Tatsache entlockte mir ein Grinsen und kopfschüttelnd erhob ich mich.

In der Zwischenzeit hatte ich ein Käsebrötchen verdrückt und sah nun auffordernd zu Tom welcher sofort verstand und aufstand.

„Du hast es aber eilig! Hat da jemand das Tanzen vermisst?", neckte er mich und schlang von hinten seine Arme um meine Taille. Sanft rammte ich ihm meinen Ellenbogen in die Rippen, welche genau auf perfekter Höhe waren, und drehte mich zu ihm.

„Klappe du Nudel!", meinte ich gespielt spitz und warf meine noch offenen Haare arrogant über die Schulter.

„Ai Ai Aubergine!", lachte der blondhaarige junge Mann vor mir und salutierte, dabei verzog er keine Miene.

Man möge denken, dass Tom ein balletttanzender, blondhaariger Junge, schwach sein mag. Doch da irrte man sich. Gerade durch das Tanzen hatte er Muskeln und Kraft besonders in seinen Armen.

Innerhalb einer Sekunde könnte er mich über seinem Kopf halten und dort für mehrere Minuten lassen ohne mit der Wimper zu zucken.

Meine alte Tanzlehrerin, Franziska, hatte immer gesagt es gehöre mehr zum Tanzen als nur ein Körper voller Muskeln. Tanz verkörpert Emotionen welche erst durch genaues Hinsehen zum Vorschein kamen. Sie können einem Außenstehenden zeigen wie man sich fühlte, denjenigen zum Weinen oder auch zum Lachen bringen. Mit Tanz war alles möglich.

„Ihr und euer bescheuertes Gemüse!", fluchte Damon gespielt frustriert und lachte dann. Empört stieß ich die Luft aus welche ich unbewusst eingeatmet aber nicht wieder ausgeatmet hatte.

„Ihr seid solche... solche...", ich suchte nach dem richtigen Wort doch kam einfach nicht drauf.

„Sexisten? Rassisten? Na komm schon als ob dir nicht tausende von Schimpfwörtern einfallen welche nicht mal ein Oberstufenschüler wüsste! Ich kenne dich...", grinste mein Bruder mich wissend an und zwinkerte mir zu ehe er sich erhob und seinen Beschmutzen Teller weg stellte.

„Natürlich fallen mir Milliarden von Beschimpfungen ein!-", rief ich ebenso empört und fuhr danach in einem gespielt hochnäsigen Ton weiter, „-aber diese haben alle rein gar nichts mit diesem Thema zu tuen. Im Übrigen würdet ihr sie nicht einmal verstehen!"

Die vier verbliebenen, heranwachsenden Männer sahen mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und grinsten wie Honigkuchenpferde als Harry sagte: „Süße, wir wollen Beschimpfungen nur im Bett hören!"

Augen rollend richtete ich mich an meinen besten Freund der Harry eindeutig verknallte Blicke zu warf und sagte ihm ich sei kurz hoch um mir ein Haargummi zu holen was er mit einem Nicken bestätigte und danach anfing sich mit seinem anscheinend neuen Schwarm zu unterhalten.

Ich lief die Treppe locker hoch und ging dann summend in mein Zimmer bei welchen ich auf meinem Schreibtisch nach einem verdammten Haargummi suchte.

Da ich keins dort fand musste ich ins Badezimmer weshalb ich kurzerhand mein Zimmer wieder verließ und ohne nachzudenken ins Bad platzte wo ein halb nackter Sean stand und perplex zu mir aufsah.

„Äh...", setzte ich an, wusste jedoch nicht was ich sagen sollte. Leider musste ich zugeben, dass der Kürbis echt gut aussah und dazu auch noch trainiert war.

Deutlich konnte man seine Armmuskeln erkennen und auch seine Brust war sichtbar trainiert. Einen Sixpack hatte er nicht was mich erleichtert ausatmen ließ.

Zugegebenermaßen fand ich so etwas wie Sixpack unnatürlich und nicht gerade attraktiv. Wieso wusste ich nicht, insbesondere da ich noch nie näheren Kontakt mit dem anderen Geschlecht hatte und somit auch nicht wusste wie sich so etwas anfühlte.

Logischerweise habe ich Bekanntschaften die ich über die Jahre kennengelernt hatte aber diese blieben nur Bekannte aus dem gleichen Grund wieso Damon keine Freundin hatte, Angst.

Kopfschüttelnd kam ich wieder zurück in die Realität trat einen Schritt weiter ins Badezimmer, weshalb mich der Kürbiskopf schräg musterte, nahm mir ein Haarband vom Regal und band mir damit meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz.

„Sorry fürs stören.", murmelte ich noch etwas verlegen und zog hinter mir die Tür zu als ich das Badezimmer verließ. Nur die Ruhe bewahren, sagte Phil immer und ich vertraute ihm in allem weshalb ich auch immer wieder seine Worte in meinem Kopf abspielte oder ihn sogar anrief wenn ich Sorgen hatte.

Als wir vor der neuen Universität von Tom zum Stehen kamen weiteten sich meine Augen. Ich wusste die Schule war groß, immerhin hatte sie Tanzsäle, Unterrichtsräume, Aufenthaltsräume und Umkleiden aber so riesig hatte ich sie mir nicht vorgestellt, auch sah sie auf den Bildern nicht so riesig aus welche auf der Webseite zu finden waren.

„Es ist eine der Tocherschulen von der Academy of Art. Deiner Traumschule...", fing Tom an doch ich unterbrach ihn harsch und grob.

„Wag es nicht einmal! Du weißt wie es das letzte Mal ausgegangen ist als wir solch eine Diskussion geführt hatten. Im Übrigen weiß ich das alles schon.", meine Stimme duldete keinen Widerspruch und unzufrieden seufzte mein bester Freund.

„Aber-", setzte er an, bekam aber einen Todesblick welcher ihn verstummen ließ und stumm nicken.

Schon immer war es mein Traum gewesen eine der größten Tanzschulen Weltweit zu besuchen und, auch wenn ich es nur als Begleitung tat, so würde ich dieses Gebäude betreten. In einem der Säle tanzen dürfen und mich der Musik hingeben.

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt