Im Taxi nahm ich das Handy der Mutter aus meinem Mantel „Du hast ihr Telefon gestohlen" seufzte John, sich die Stirn reibend. Ihre Anrufprotokolle, bewiesen was ich bereits deduziert hatte, ein Blick in ihr Adressbuch verriet uns die Adresse zu der wir mussten.
Lestrade würde ich erst verständigen wenn wir kurz davor waren anzukommen, bei seinen plumpen Beamten würde der Entführer uns ansonsten schon von einer Meile Entfernung kommen sehen.
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„Na los lass es raus, wie bist du drauf gekommen?" wollte ich wissen nachdem Sherlock die Adresse von Steve Carnell, Mollys Onkel, als Fahrziel genannt hatte. Ich hatte gesehen was er auf dem Handy nachgesehen hatte.
„Einfach: Es gab keinerlei Einbruchsspuren, weder an den Fenstern noch an der Tür, der Eindringling hatte also einen Schlüssel. Er wusste außerdem wann der perfekte Zeitpunkt war um sich Molly zu holen. Das und die Tatsache das das einzige Stofftier das fehlte das auf jedem Foto, inklusive dem das wir bekamen war, verriet mir das Wer."
„Jemand der sie kannte" steuerte John bei, seinen Gedanken folgend. „Jemanden mit dem Sie Kontakt aufgenommen hatte." er deutet auf das Handy. Sherlock nickte „Um sicherzustellen dass es erledigt war."
Das klang logisch, ein normaler Entführer hätte nicht gewusst oder auch nur einen Gedanken daran verschwendet welches Plüschtier einzupacken war. „Fehlt uns noch das warum"
„Sie will ihn verlassen, aber er ist der Elternteil ohne festen Job. Sie müsste ihm ein Leben lang Unterhalt zahlen, er hätte auch bessere Chancen auf das Sorgerecht, ist er doch den ganzen Tag zu Hause"
„Wird die kleine aber unter seiner Aufsicht entführt" begann John „sieht die überarbeitete Mutter wie der perfekte Elternteil aus" beendete ich den Satz.
„Zu diesem Zweck, und wahrscheinlich auch um die Ersparnisse als Lösegeld getarnt aus der Ehe zu schaffen, schmiedeten die Geschwister diesen Plan."
Wie konnte man so etwas nur tun? Auch wenn man sich nicht mehr liebte oder sauer auf seinen Partner war, ihm vorzuspielen das eigene Kind sei Entführt worden...... mir fehlten die Worte. Ich nahm Sherlocks Hand und drückte sie kurz, ich könnte so etwas nicht, niemals.
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Ich sah das kleine Mädchen im Vorgarten spielen, wir stiegen aus, Sherlock sprang als erster über den Zaun, die Gegend war so schön. Kleine Stadthäuser reihten sich zu beiden Straßenseiten, kleine Vorgärten mit Rosenbeeten, Schaukeln, Bänken oder wie in diesem Fall einem Sandkasten. Sie trug eine pinke Jacke mit Hasenohren, nichts ahnend von dem Drama das ihre Mutter verursacht hatte. Sherlocks Beispiel folgend begab ich mich auf das Grundstück.
Ich kniete mich neben Molly, sie sah mich aus großen blauen Augen an „Hallo" begrüßte ich sie leise und lächelte, sie war so süß. Erleichterung durchfuhr mich, dieser Fall hätte ganz anders ausgehen können, sie war in Sicherheit, die Kinder in der Kita waren in Sicherheit.
Sie schien ein sehr offenes Kind zu sein, ganz anders als ich es gewesen war, denn sie schenkte mir ein unbezahlbares Lächeln und reichte mir eine Schaufel. Ich bekam mit wie ihr Onkel, dieser hatte uns nun endlich bemerkt, auf mich zukommen wollte, wahrscheinlich um sich seine Nichte zu greifen, doch noch bevor er dies tun konnte, stellten sich Sherlock und John wie eine Mauer dazwischen.
„Willst du zu deinem Papa?" fragte ich Molly, diese nickte strahlend. Ich streckte die Hände aus, sie lief hinein. Mit ihr auf dem Arm stand ich auf, ich platzierte sie auf meiner Hüfte, ich konnte nicht anders als zu strahlen. Nicht auf das hörend was meine Mitbewohner zu Steve sagten, lief ich mit ihr etwas im Garten umher, die Beamten vom Yard müssten bald da sein.
Wir sahen uns Blumen, Vögel und vorbeifahrende Autos an, wir führten ein lebhaftes Gespräch, was man so mit einer Drei Jährigen Gespräch nennen konnte bis Lestrade eintraf. Als dem Onkel Handschellen angelegt wurden drehte ich Molly weg, sie würde es nicht verstehen aber sehen musste sie es dennoch nicht.
Sherlock stand plötzlich hinter mir, ich drehte mich lächelnd um „Das ist mein Freund Sherlock" erklärte ich in meiner süßen kindergerechten Stimme, der Detektiv begrüßte die Kleine etwas unbeholfen, ich fragte mich ob er je so nah einem Kind dran gewesen war. „Er ist so schlau" sprach ich weiter, zwischen den Beiden hin und her sehend „Er hat dich gefunden" stolz schwang in meiner Stimme mit. Sherlocks Blick zu mir war...... neu, so hatte er mich noch nie angesehen.
„Ich störe das Familienglück ja nun wirklich nur ungern" ich war froh das es Greg war und nicht Sally der hinter uns auftauchte. Er sah ebenfalls erleichtert aus, ein gefundenes Kind war wirklich ein gutes Ermittlungsergebnis besonders für einen Beamten der Mordkommission. „Aber die Frau vom Jugendamt ist hier, sie bringt die Kleine nach Hause."
Ich sah wen er meinte, sah vertrauenswürdig aus, Sherlock nickte aufgrund meines fragenden Blickes, ich würde diesen süßen Engel niemandem mitgegeben der dubios war. „Ja natürlich" sagte ich, sie hergebend. Ich winkte ihr hinterher, Sherlock sah mich wieder so an, ich lehnte mich an seine Seite.
Die erste Runde war an Sherlock gegangen.
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Die Kindertagesstätte mit der Bombe war keine neunhundert Meter von der Baker Street entfernt gewesen, nachdem Sherlock den Fall gelöst hatte, war die Nachricht mit der Adresse auf dem pinken Telefon eingegangen, das verriet uns zwei Dinge, er beobachtete uns und er hielt sich noch an seine Regeln.
Ich war nur erleichtert dass alle Kinder sicher waren. Es hätte schlimm ausgehen können, die Bombenexperten meinten das TNT hätte gereicht um den ganzen Block zu sprengen. Das alles für ein Spiel.
Erschöpfung, die nichts mit körperlicher Müdigkeit zu tun hatte ergriff mich, ich könnte wahrscheinlich auch nicht schlafen, dennoch sehnte ich mich nach Ruhe, nach einem Leben vor diesen Machenschaften. Wir waren in die Baker Street zurück gefahren, unserem Basislager, unserem Zuhause.
Es war keine weitere Nachricht gefolgt, der Gedanke, das jedoch im selben Moment schon ein grausiger Plan in Arbeit war, bereitete mir Übelkeit, die Toast die mir John gemacht hatte lag unberührt vor mir. Es war wie mit der Müdigkeit ich wusste mein Körper hatte Hunger aber ich konnte nichts runter bringen.
„Komm schon, iss etwas, danach fühlst du dich besser" versuchte John mir gut zuzureden „Oder soll ich dir etwas.." er brach ab als Sherlock plötzlich aufstand und zur Tür ging.
„Sherlock, wo gehst du hin?" wand der Arzt seine Aufmerksamkeit nun auf den Detektiv, dieser blieb nur wiederwillig stehen „Ich muss Ermittlungen anstellen"
„Wir haben darüber gesprochen, du kannst nicht einfach verschwinden und uns im Dunkeln lassen." er trat näher an ihn heran, leiser, dennoch für mich hörbar anfügend „Sie ist in Gefahr, schon vergessen"
Ich wusste dass er es nicht vergessen hatte, er sah zu mir und es bestätigte sich nochmals in seinen Augen, ich wollte nicht dass er ging aber ich würde ihn ziehen lassen, er wusste besser was zu tun war. Wir mussten Moriarty aufhalten, nicht nur sein Spiel spielen.
„Nein" fasste er es für John zusammen „Aber ich vertraue darauf dass du sie beschützen wirst. Schließ die Türen hinter mir ab und lasst niemanden rein."
Es war John immer noch nicht recht aber er ließ Sherlock gehen, er setzte sich neben mich auf das Sofa, nachdem er die Türen verriegelt hatte und ich begann die Toast zu essen, vielleicht würde das ihn aufheitern. Dankbar lächelte der Arzt mich an, ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictieRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.