Heimkehr

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(04.11.2015 – London, England)


Auf dem Weg zum Wagen meines Bruders gab es nicht einen Moment in dem ich ihre Hand nicht hielt, sie loszulassen war keine Option, ich hatte sie gerade erst zurück, mein Kopf wusste zwar das sie nicht wieder verschwinden würde aber mein Herz hatte andere Ansichten und bestand darauf sie nahe zu halten, aus Angst das auch nur der kleinste Luftzug sie davontragen könnte wie einen Traum aus Nebel.

Doch auch ihre Hand hielt meine fest, kleinere Finger drückten meine, mein Herzschlag musste bis in eben jene zu spüren sein. Immer wieder sahen wir einander an und verloren uns in den Augen des anderen, keine Worte waren nötig. Doch natürlich fanden unsere Begleiter genug für uns vier zusammen.

„Passt auf wo ihr hinlauft" mahnte John, die Gegend um das verlassene Haus war wahrlich ungepflegt und voller Stolperfallen aber glaubte mein bester Freund wirklich das ich nicht zeitgleich auf eben jene und die Liebe meines Lebens achten konnte? Ich war ein Genie, und doch hast du es nicht herausgefunden, stand in den Augen meines Bruders als mein Blick zu ihm fiel. Oh freu dich nicht zu früh, versuchte ich mit meinem Gesicht auszudrücken, zu dir komme ich noch.

„Wie geht es deinem Rücken?" versuchte Mycroft abzulenken indem er meine Frau ansprach, das schlimmste war wie gut es funktionierte. Mein Blick flog zu ihr und ich hielt kurz an, sie ansehend, diesmal nicht mit den Augen eines Liebenden in der Wüste sondern denen eines der aufmerksamsten Köpfen des Landes.

„Was soll mit ihrem Rücken sein?" fragte nun John für uns, bevor ich auch nur die Chance hatte eine Erklärung zu verlangen, erkennen konnte ich nichts an ihr und das machte mir mehr Angst als ich zugeben wollte.

„Mir geht es gut" sagte Rebecca und ihre Stimme zeigte keinen Ton der Lüge, ich sah sie an, ich kannte sie nur als die schlechteste Lügnerin der Welt und doch stand sie nun vor mir als die einzige Frau die mir jemals hatte etwas vormachen können (zumindest auf Dauer).

„Wirklich" versicherte sie mir erneut, meine innere Zerrissenheit wohl spürend. Sie brachte unsere verbundenen Hände zu ihren Lippen und küsste meinen Handrücken, ich ließ mich überzeugen.


*


„Dennoch solltest du dich ausruhen sobald du zu Hause bist." Merkte Mycroft an, er wusste am besten Bescheid über die Gebrechen die mit meiner Schwangerschaft einher gingen, dennoch musste er doch nicht schon wieder in seinen Oberschwester Modus verfallen.

„Ich geben es ja nur ungern zu" begann John als wir weiter hingen. „Aber ich gebe ihm recht." Ich stöhnte genervt auf, nein, nicht noch so einer. Als ich hilfesuchend zu Sherlock sah erkannte ich das auch eben jenem die Sorge in den Augen stand und ich wusste nicht ob ich die folgenden Monate überstehen würde wenn drei der schlausten Männer die ich kannte zu übervorsichtigen Glucken wurden.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, nein, das war lieb und nicht anstrengend, meine Hormone machten mich einfach nur empfindlich. „In Ordnung" gab ich also nach, neuerdings konnte ich immer und überall ein Schläfchen halten.


*


„Darf ich?" fragte John mit einem Blick auf meinen Bauch, neben mir saß Sherlock, immer noch meine Hand haltend, ich wollte auch wahrlich nicht losgelassen werden, innerlich sehnte ich mich danach mit ihm alleine zu sein, ich hatte so viel zu sagen, hatte alles an ihm vermisst, doch dafür wäre noch Zeit.

„Natürlich" erlaubte ich ihm was auch immer er vor hatte, er würde mir niemals weh tun und ich vertraute ihm Blind. Mycroft saß uns gegenüber in der Limousine, die Szene vor sich betrachtend.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt