„Danke John" mit diesen Worten lies ich mich nach vorne in seine Arme fallen und vergrub meinen Kopf an seiner Schulter. Er drückte mich an sich und streichelte sanft über meinen Rücken. Und zum ersten Mal, seit Sue verschwand, fühlte ich mich geborgen. John strahlte eine Wärme und ruhe aus die ansteckend war. Ich fühlte wie die Tränen versiegten.
Er war eine ebenso gequälte Seele wie ich. Ich blickte über Johns Schulter hinweg zu Sherlock. Ein sanftes Lächeln zierte sein Gesicht, als er jedoch meinen Blick bemerkte, verschwand es. Er war wohl kein Mensch, der gerne Gefühle zeigte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich mich wieder von John. Er sah mich an lächelnd an als er fragte „Hast du Hunger? Ich kann dir schnell was machen"
Erst im Echo dieser Frage bemerkte ich, dass ich tatsächlich seit Tagen nichts richtiges gegessen hatte. Zu meiner Schande musste ich aber auch gestehen das ich mich nicht einmal mehr daran erinnerte wann oder was das nicht richtige gewesen wäre also nickte ich zaghaft.
„Ja gern" war also die logische Antwort, John stand auf um in die Küche zu gehen. Mir die Oberarme reibend setzte mich zurück in den Sessel und begann auch zugleich wieder zu zittern, jedoch nicht vor Kälte. Nein, mir war warm genug, beinah schon heiß so nah wie ich am Feuer saß, was mich zittern ließ, war die Sucht.
Ich spürte das dringende Bedürfnis, mir einen Schuss zu setzten, doch laut äußern wollte ich dies nicht. Sherlock hatte ja deutlich genug gemacht, dass er mir helfen wollte clean zu werden und in meinem tiefsten inneren wollte ich das auch. Nie mehr fixen, frei sein, ein Leben führen welches nicht nur auf den nächsten Schuss konzentriert sein bedeutete. Das klang beinah zu schön um wahr werden zu können.
In meiner Unruhe merkte ich nicht, wie ich an meinen Unterarmen kratze und somit meine noch nicht komplett verheilten Wunden wieder zum Bluten brachte. Ich wurde mir dessen erst bewusst, als ich eine Hand spürte, die nach meiner Griff und sie festhielt. Ich hob meinen Blick und schaute direkt in Sherlocks Augen.
„Tu das nicht" flüsterte er mir beinah zu. Doch ich bemerkte es nur am Rande, meine Konzentration lag vielmehr auf seiner Hand an meiner. Es war ein eigenartiges aber schönes Gefühl so beschützt zu werden, auch vor mir selbst. Ich nickte kaum wahrnehmbar, doch er sah es und ließ meine Hand los.
Dort wo er zuvor meine Haut berührt hatte, waren meine kalten Hände auf einmal warm, beinah heiß. Doch leider kühlte sie genauso schnell ab, wie sie sich erwärmt hatte. Ich war beinah versucht Sherlock zu bitten, meine Hände in seine zu nehmen, um sie etwas zu wärmen. Jedoch wurde dieses Gedankenspiel jäh von John unterbrochen der uns in die Küche rief.
Zitternd erhob ich mich, meine Beine fühlten sich an als wären sie zeitglich mit Zement und Feuerarmeisen gefüllt, doch ich folgte Sherlock in die Küche. Ein herrlicher Duft gab mir zusätzlich die Motivation weiter zu gehen.
John hatte bereits den Tisch gedeckt und drei tiefe Teller mit Suppe standen bereit. „Die hat unsere Vermieterin, Mrs. Hudson, für uns gemacht, als du noch geschlafen hast", erklärte er mir, auf meinen fragenden Blick hin. Das beantwortete zwar eine Frage aber warf ein paar andere auf, warum kochte diese Dame für die Beide? Waren in diesem Haus alle so selbstlos? War ich vielleicht Tod und das eine Art Zwischenstation?
Meinen Kopf über mich selbst schüttelnd setzte ich mich auf einen der Stühle und begann zu essen. Die Suppe war ein Gedicht, so etwas Leckeres hatte ich seit Jahren nicht mehr gegessen. Meine Mutter war eine wahnsinnig gute Köchin gewesen, am besten waren immer ihre Pirukad, das waren mit Fleisch und Reis gefüllte Teigtaschen, die es aus irgend einem Grund ständig gab.
Die heiße Suppe vertrieb noch ein wenig mehr die Kälte welche sich in meine Hände geschlichen hatte, auch der Rest von mir war nunmehr kurz vorm Überhitzen. Während wir aßen sprach keiner von uns aber es war kein unangenehmes Schweigen, wann immer ich zu John sah lächelte er mich an. Sherlocks Blick fühlte ich auch auf mir aber ich hatte Angst das er nicht lächeln würde wenn ich ihn ansah oder er wieder damit aufhörte wenn er es doch tat.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.