Keine Gewinner

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Er hatte mich nicht einmal angesehen als wir ihm eröffnet hatten wo er hin müsste, trotz der Tatsache das ich es nicht anders erwartete hatte schmerzte es in meiner ausgebrannten Brust.

Ich wusste wie schwer ihm seine Zeit in der Schweizer Klinik gefallen war, ich hatte ihn besucht, zuerst hatte er nicht mit mir sprechen wollen und dennoch war ich da gewesen. Als er dann einem Gespräch zugestimmte hatte ich mir seine wütenden Blick zugezogen, mich treffen lassen von allem was er in meine Richtung geschleudert hatte und seine vor Gift tropfenden Vorwürfe und Beschimpfungen ertragen.

Doch nunmehr war er lebloser den je und das obwohl er noch nicht einmal eingewiesen war, ich fürchtete das diese Nacht etwas in meinem Bruder zerbrochen hatte.

Etwas das nicht einmal die Zeit heilen könnte.


*


Als sie ihn geholt hatten, nachdem alles gesagt und getan war erlaubte ich mir immer noch nicht durch zu atmen, ich hatte noch einen anderen ebenfalls schweren Weg vor mir.

Ich überließ dem ehemaligen Soldaten das Fahrzeug das er mit Hilfe meines Bruders gestohlen hatte, er musste immerhin nach London zurück kommen. Vorzugsweise so das ich ihn nicht noch weiter ertragen musste.

„Kehren sie in die Baker Street zurück, packen sie seine Sachen für den Aufenthalt, ich hole jene und meinen Wagen später ab um sie in die Klinik zu fahren. Keine Andenken oder dergleichen. Nur weiche Sachen und keine gefährlichen Gegenstände."

Der Blonde nickte geschlagen, er erkannte wohl das sein Verhandlungsspielraum ausgeschöpft war. Gut, mir fehlte nach dieser Nacht die Geduld für Goldfische.

Ich sah ihm dabei zu wie er davon fuhr. Bevor ich dazu über ging nichts wirklich anzusehen, für einen Moment stand ich einfach nur in der kühlen Morgenluft auf dem Rasen, genoss die frische auf meiner Haut und die ruhe dieser friedlichen Nachbarschaft. Noch schliefen die meisten Anwohner der Straße, unwissend von den Ereignissen der dunklen Stunden.

Früher hatten Lockie und ich uns zu dieser Stunde manchen Tages aus dem Haus geschlichen, ebenfalls in unseren Pyjamas, jedoch bewaffnet mit unseren Gummistiefeln und Mänteln. Wir hatten uns auf einen Baum oder Hügel gesetzt um zu beobachten wie die Sonne den Nebel verdrängte, der Tau auf den Grashalmen oder Blättern schmolz, ich hatte mir Geschichten dazu ausgedacht um sie ihm zuzuflüstern.

Was gäbe ich dafür dort zu sein, in jener Zeit.

Als es mir erlaubt gewesen war meinen kleinen Bruder zu halten, ihm zu sagen was ich dachte, seine Fragen zu beantworten und Thesen zu diskutieren. Bis zu dem Abend an dem sich alles änderte waren wir ehrlich zueinander gewesen, nun waren so viele Lügen, Verschleierungen und Halbwahrheiten zwischen uns das selbst ich kaum mithalten konnte.

Das ankommen eines Wagens brach mich aus meinen Erinnerungen. Es war Anthea, sie hatte eine Tasche mit meinen Sachen in der Hand, es war jene die in meinem Büro verwahrt wurde, für Notfälle aller Art, man wusste ja schließlich nie wessen Blut einem an die Kleidung spritzte wenn schlimm zu schlimmer kam.

„Ich dachte mir die könnten sie gebrauchen Boss" grinste sie selbstzufrieden, ich sah sie dankbar an und korrigierte ihre Ansprache meiner Person nicht, das musste genügen. Mehr menschliche Wärme strahlte ich nie in meinem professionellen Leben aus.

Die Tasche nehmend wollte ich ins Haus zurück um mich anzuziehen als sie mich aufhielt. „Ich kann auch nach ihr sehen" bot sie an, sie war eine gute Frau. Eine noch bessere Mitarbeiterin, sie war zu gut für diesen Job und doch wollte sie nicht gehen, gut das auch ich sie nicht davon ziehen sehen wollte.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt