Es kann nur einen geben

91 9 40
                                    


(04.11.2015 - London, England)


Ich stand an der Stelle wo ich vier Monate zuvor die Liebe meines Lebens verloren hatte, es schien nur passend das ich an diesem Ort entweder Untergehen oder Überdauern würde. Mein Rücken war zu dem Raum und seinen nackten Betonwänden, mein Blick galt der Stadt außerhalb der Aussparung aus der seinerzeit ihr Sneaker geragt hatte. Das letzte was ihre blauen Augen gesehen hatten waren diese Gebäude gewesen.

Ein unbekanntes Gefühl der Ruhe überkam mich.


*

– 10 Stunden zuvor -


„Bist du dir sicher?" fragte mein Bruder, er sah mich weitestgehend emotionslos an aber ich wusste das dies nur Fassade war. In seinem Inneren musste es jeder Faser seines Kontrollzwanges widerstreben was ich vor hatte, dabei wusste er ja noch nicht einmal alles.

„Natürlich" sagte ich spitz, wie er zeigte ich nicht was in mir vorging. Zwei konnten dieses Spiel spielen, doch dann änderte Mycroft die Regeln als er leise sagte „Sie würde wollen das du sicher bist" sein Blick lag dabei auf seiner Hand welche den Griff seines Regenschirmes umfasste.

Verwirrt runzelte ich die Stirn, was sollte das bedeuten und wichtiger woher sollte der Eismann wissen was meine Frau gewollt hätte? Doch zu meiner Überraschung war er nicht fertig.

„Ich denke das, wenn sie hier wäre, sie sagen würde: Pass auf dich auf und tu nichts unüberlegtes" er stockte und wirkte als müsste er sich für die nächsten Worte einen sprichwörtlichen Schubs geben, damit sie über seine Lippen kamen. „Das ihr Tod nicht dein Leben kosten darf."

Das einzige was mich abhielt vollkommen meine Fassung zu verlieren, als er versuchte meiner Frau Worte in den Mund zu legen, war die Tatsache das ich erkannte warum er es tat. Dies waren seine Worte und nur unter diesem Deckmantel konnte er mir sagen das er nicht wollte das mir etwas geschah.

Ich nickte knapp und verschwand in die kühle Nacht.


*

- 8 Stunden vorher -


„Rebecca es ist soweit" sagte ich ruhig, ich hatte einen Plan, es gab also keinen Grund zur Aufregung oder gar Nervosität. Zumindest war es das was ich zu glauben beschlossen hatte, mein Transport musste sich dem unterwerfen, allein deshalb wirkte ich vollkommen Gefasst.

Es war eine wunderschöne Nacht, Sternenklar, überdeutlich konnte man die verschiedenen Sternenbilder am Himmel ausmachen, der große Wagen war überdeutlich zu erkennen, es war eine schöne Nacht zum Sehen, wenn man denn gewillt war dafür die beißende kälte zu erdulden.

„Das alles endet Heute" dies war ein Versprechen, eines das ich ihr vor langer Zeit gegeben hatte, sie würde Gerechtigkeit erfahren.


*

- 2 Stunden vorher -


„Das gefällt mir nicht" grummelte ich und meine Hand legte sich nochmals an meine Jackentasche, meine Pistole war, wie vor einer Minute auch schon, immer noch da. Ich stand auf einer kleinen Anhöhe vor dem Gebäude in dem Becky gestorben war, versteckt zwischen Büschen aber mit guter Sicht auf den Eingang.

Dennoch war es mir nicht genug hier unten auf meinen besten Freund zu warten, dieser kannte meine Bedenken und erwiderte tonlos „Das sagtest du bereits" bevor er augenrollend anfügte „drei Mal".

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt