Die längste Nacht seines Lebens

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Ich zwang meinen Verstand dazu mich in die Leichenhalle zurückzubringen. Mir wurde mit wild pochendem Herzen klar das Rebecca eben jene vor wer weiß wie langer Zeit nicht ohne Grund verlassen hatte. Dumm, ich war so Dumm gewesen. Wie hatte ich das nicht sehen können. Sie hatte sie erkannt, wie hätte sie nicht. Sie hatte Jahre mit ihr verbracht, ihr Gesicht über hunderte Tage lang vor sich gehabt. Wieso hatte ich mir nicht die Mühe gemacht sie zu finden? Oder wenigstens ein Foto aufzutreiben?

Als ich endlich wieder in meinem Körper war stürmte ich zur Tür, obwohl ich nicht an Gott glaubte betete ich dass sie vor der Tür hockte, dass sie nur aufgelöst war, dass ich sie in die Arme schließen, sie trösten und alles wieder gut werden würde. Verwirrte Blicke folgten mir. „Rebecca" schrie ich in die Stille vor der Leichenhalle, keine Antwort. Dann sah ich ihr Handy in der Mitte des Flures liegen und wusste das mein Hoffen, sie sei noch in der Nähe oder zumindest im Gebäude vergebens war.

John ging an mir vorbei und hob das Gerät auf, er sah nun ebenso besorgt aus wie ich, wenn auch um einiges erstaunter, wusste er immerhin nicht was vor sich ging, sein mittelmäßiger Verstand hatte es nicht begriffen. „Wir haben Sue gefunden. Und nun müssen wir Rebecca finden, bevor sie umsetzen kann was sie vorhat." erklärte ich es ihm gehetzt.

„Was hat sie vor Sherlock?" seine Frage war leise, seine Stimme war fest aber in seinem Gesicht stand die gleiche Angst wie in meinem, er wusste die Antwort aber ich sagte es ihm dennoch, er musste es hören und ich wahrscheinlich auch „Sie ist weggelaufen und will nicht gefunden werden. Sie wird höchstwahrscheinlich versuchen sich umzubringen."

Es auszusprechen schnitt wie kalter Stahl durch mein Herz. Aber ich wusste meine Vermutung war berechtigt, nach der Explosion ihres Elternhauses hatte sie mich aufgefordert sie brennen zu lassen. Ich hatte es geschafft ihr Mut zu machen und sie wieder aufzubauen aber nun war sie allein mit dem Schmerz einen weiteren geliebten Menschen verloren zu haben.

„Wie bitte?" platzte es nun aus Lestrade heraus, seine Anwesenheit war mir Entfallen. „Sie wissen wer die Tote ist, gut, aber was hat das mit ihrer Freundin zu tun?" Hatte dieser ausversehen beförderte Streifenpolizist nicht mitbekommen was passiert war? Wie konnte man nur so schwer von Begriff sein?

„Die Tote ist Susann Bones, sie hat mit Rebecca bei derselben Pflegefamilie gewohnt. Die beiden waren sich nahe und hatten die Flucht zusammen ergriffen nach den Übergriffen des Stiefvaters auf die Ältere der Beiden. Sie haben zusammen auf der Straße gelebt. Rebecca hat sie wie eine Schwester geliebt." meine Worte kamen schnell, keine Zeit für lange Erklärungen „Aber das ist unwichtig. Sie müssen eine Fahndung nach Rebecca rausgeben. Sie ist unberechenbar in diesem Zustand."

Ihre Worte in der Wanne nach der Explosion des Hauses klangen erneut in meinen Ohren:


„Du hättest mich brennen lassen sollen"

„Immer musst du mich retten, das soll aufhören."


Wenn ich daran dachte das sie in diesem oder einem schlimmeren Zustand nunmehr da draußen war, ohne mich oder John.....

Lestrade begriff wohl das Ausmaß der Situation, zumindest begab er sich auf den Weg und nahm sein Telefon zur Hand, ich tat es ihm gleich. Ich versuchte meinen Bruder anzurufen, mein Stolz war mir egal, ich würde betteln wenn es sein musste, wenn er sie fand würde ich sogar für ihn arbeiten wäre das der Preis.

Ich schmiss mein Telefon beinah gegen die Wand als dies der erste Tag meines Lebens wurde an dem mein Bruder nicht an sein Handy ging wenn ich ihn anrief. „Bist du dir sicher Sherlock? Wir haben nie ein Bild von Sue gesehen, alles was wir von ihr wissen ist das was Becky uns gesagt hat." Oh wie gern ich mir auch die Fakten klein reden wollte, es musste schön sein sich, wenn auch in falscher, Hoffnung wiegen zu können.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt