Ein geheimer Ausflug

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(28.07.2015 – Parr, England)


Ich wusste es war falsch zu gehen ohne Mycroft Bescheid zu sagen, er hatte mir einen Schlüssel zu dem Haus gegeben unter der Bedingung das ich keine Dummheiten machte, doch ich wusste auch das wir in dieser Hinsicht unterschiedlicher Meinung waren, denn ich empfand mein Vorhaben nicht als eine Dummheit sondern eine Notwendigkeit.

Wie ein ständig nagender Druck hatte mich das Bedürfnis Sherlock zu sehen nicht losgelassen. Ich hatte weder schlafen, essen, noch lernen können ohne an ihn denken zu müssen, daran wie er bewusstlos in einem Krankenhausbett lag, ungeschützt und zumeist allein. Die Hölle der Trauer in der er sich befand kannte ich nur zu gut und die Angst das sein Geist wach war, wenn sein Körper schlief, um ihn heimzusuchen war erstickend.

Meine Unruhe war auch Mycroft aufgefallen aber er war stur in seiner Position geblieben, doch seine Versicherungen das alles gut werden würde und die Updates der Ärzte beruhigten mich nur bedingt, im Dunkel der Nacht war mir zudem der Gedanke gekommen: Was war wenn er mich anlog? Was wenn Sherlock gar nicht mehr am Leben war?

Mein Herz hatte sich schmerzhaft zusammengezogen als mir klar wurde das es nicht vollkommen abwegig war. Natürlich würde der Tod seines kleinen Bruders den Älteren vernichten aber für dieses ungeborene Kind traute ich ihm eine solche Täuschung dennoch zu. Besonders wenn man bedachte wie ich reagiert hatte auf die Überdosis.

Also nein, Worte reichten mir nicht mehr, ich musste ihn sehen. Er war die Liebe meines Lebens und der Vater meines Kindes. Die britische Regierung wäre an diesem Tag in einer ganztägigen Besprechung, er hatte mir dies gesagt weil wir nunmehr beinah täglich miteinander sprachen und er für eine lange Zeit nicht erreichbar wäre, Anthea würde sich um meine Wünsche oder Notfälle kümmern sollte es zu jenen kommen doch ich hatte andere Pläne.

Fünf Minuten nachdem ich wusste das sein Meeting begonnen hatte ging ich aus dem Haus. Inzwischen war ich zwölf Wochen Schwanger, meine Babywölbung war mein ganzer Stolz doch für diesen Ausflug hatte ich beschlossen sie unter einem weiteren Kleid zu verstecken.

Wieder allein auf der Straße, unter Menschen zu sein fühlte sich ungewöhnlich und auch beängstigend an. Ich unterschätzte keineswegs die Gefahr in der mein Kind und ich waren, ich fand schlichtweg nicht das es dieses Maß an Paranoia rechtfertigte. Sherlock glaubte ich war Tod, wenn er die Wahrheit nicht kannte dann glaubte ich auch nicht das Moriarty es tat, zur Hölle nicht einmal der Kopf der Estländischen Mafia hatte es durchschaut.

Und selbst wenn, auf dem Land war ich definitiv sicher und selbst in London konnte das Böse nicht seine Augen auf jeder Frau unter einem Metersechzig haben.

Zudem war ich auch nicht vollkommen dämlich, um meine Identität zu schützen hatte ich ein paar Schuhe an die nicht danach aussahen aber mir dennoch einige Zentimeter schenkten. Zusätzlich dazu trug ich eine große Sonnenbrille, welche einen großen Teil meines Gesichtes einnahm. Die Kontaktlinsen darunter waren unbequem wie eh und je, dennoch sorgte es dafür das wohl nicht einmal meine Mutter mich im ersten Moment erkenne würde.

Den Haustürschlüssel in die Tasche des Kleides steckend lief ich nunmehr die Straße entlang. Mein neues Handy hatte ich im Haus gelassen, zu groß war die Gefahr das die britische Regierung einen Tracker darauf hatte der Alarm gab wenn ich aus dem Haus ging. Das wäre clever von ihm, was wohl weniger klug gewesen war, war mich in die einzige Stadt zu bringen in der ich mich noch besser auskannte als in London.

Ich wusste den Weg zum nächsten Busbahnhof, welche Linie ich nehmen musste und war mir sogar im klaren in welchem Intervall die Busse von Paar nach London fuhren.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt