Wut

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Charlotte legte mir still eine Hand auf den Arm, der Rest meiner Familie wusste anscheinend dass es nach meinem Ausbruch wahrscheinlich besser war sich mir nicht zu nähern, jene hielten Abstand zu dem instabilen Junkie der um die Liebe seines Lebens trauerte. Es war mir recht, sollten sie mich ansprechen und leere Worte in meine Richtung werfen, ich würde mich wahrscheinlich nicht halten können.

Doch meine Lieblingscousine tat nichts dergleichen, sie stand einfach einen Moment neben mir als ich mit ansehen musste wie der Sarg in die kühle Erde hinabgelassen wurde. Aufrecht zu stehen schien meine ganze Kraft zu kosten, wollte ich doch nichts mehr als auf meine Knie fallen und den Himmel anschreien, alle Mächte der Welt verfluchen und sie zeitgleich anflehen mir die Stärke zu geben um zu tun was nunmehr unausweichlich war.

John stand wie der stolze Soldat, der er war, an meiner anderen Seite, seine Augen schimmerten voll nicht vergossener Tränen aber er hielt sich tapfer. Er hielt Mrs Hudson die nunmehr unverhalten weinte, mein Herz blutete und ich wünschte mir mein Körper täte es auch, ich wünschte mir den Frieden den Rebecca hatte oder zumindest die Taubheit unserer gemeinsamen Sucht.

Meine Eltern flüsterten etwas mit Mycroft das ich weder verstand noch großes Interesse hatte zu wissen. Wahrscheinlich dass er ein Auge auf mich haben sollte, als müsste man meinen großen Bruder dazu ermutigen. Obwohl das eine Mal das ich seine wachsamen Augen auf meinem Leben gebraucht hatte, war er Blind gewesen. Es waren viele Menschen schuld daran das ich an diesem Freitag neben ihrem Grab stand. Meine Frau war nicht darunter, sie hatte getan was sie als einzigen Ausweg gesehen hatte.

Schmerz brannte wie ein Leuchtfeuer in mir, ich fragte mich ob ich je wieder ohne ihn Leben würde. Wenn ich Glück hatte müsste ich das nicht. Die letzten Tage hatte ich mich gehen lassen, hatte in meiner Trauer gebadet, mich unterspülen lassen, war versunken in Tränen und Erinnerungen aber nun musste ich die Wut in mir nutzen und ich wusste genau wer sie zu spüren bekommen sollte.


*


Sherlock blieb an ihrem Grab stehen auch als sich alle anderen langsam davon entfernten, jedoch wagte es niemand ihn anzusprechen oder gar ihn aufzufordern sich zu bewegen. Auch ich ließ ihn vorerst gewähren. Außerhalb seiner Hörweite sprachen mich seine Eltern an, zu meiner Überraschung sahen sie ebenfalls mitgenommen aus, ich sollte vielleicht nicht so erstaunt sein, selbst wenn man Becky nicht gekannt hatte musste man doch wissen das ihr Verlust gravierend war wenn man Sherlock ansah.

„Dr. Watson, wir wollen ihnen unser Beileid aussprechen." grimmig nickte ich im Angesicht meiner Trauer, dennoch versuchend so offen wie möglich auszusehen. „Wir wollten es erst gar nicht glauben." mir viel auf das ich nicht wusste was Mycroft ihnen gesagt hatte zu den Umständen von Rebeccas Tod, ich hatte nicht mal daran gedacht und da ich Niemanden selbst informiert hatte war ich auch nicht danach gefragt worden. Und wer weiß was sie nun dachten und ob sie Sherlocks geschriene Worte gehört hatten.

Ich beschloss auf Nummer sicher zu gehen „Ja wir sind ebenfalls in Schock" und das stimmte, ich wollte an manchen Tagen nicht glauben dass sie fort war. „Ein Verkehrsunfall, schrecklich das eine Kleinigkeit wie eine defekte Ampel ein so junges Leben fordern kann" schaltete sich der ältere Holmes Bruder ein. Das war also die offizielle Verlautbarung, eine Überdosis wäre wohl eine unangemessene Art zu sterben für eine beinah Holmes. Ich schnaubte kurz und hoffte noch im selben Moment das das prasseln des Regens das Geräusch übertönte.

„Und das nachdem Sherlock sich in" seine Mutter brach ab und wischte sich einige Tränen aus den Augen. Sie Verliebt hatte wollte sie wahrscheinlich sagen. Ich schloss gepeinigt meine Augen und mein Gesicht verkrampfte sich als ich um Fassung rang. Sie war mehr gewesen als Sherlocks Freundin, sie war eine eigene Person mit Träumen, Hoffnungen und Eigenschaften gewesen, ihr Verlust war schmerzlich nicht wegen des Effektes den es auf uns hatte sondern weil sie der Welt entrissen worden war. Doch diese Wahrheit sahen wohl nur drei Menschen auf diesem Friedhof.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt