Zu Hause

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„Hier" sagte John lediglich als er mir Rebeccas Anhänger hinhielt, wir waren keine zwei Schritte aus der Irrenanstalt hinaus, mir war als würde meine Festplatte einen Moment brauchen um zu verarbeiten was er mir sagen wollte, so ergriffen war ich das Schmuckstück wieder zu sehen.

Ich ergriff sie als wäre die Kette etwas lebendiges das mit höchster Vorsicht gehändelt werden musste. Dankbar sah ich meinen besten Freund an, er hatte sie verwahrt als ich es nicht gedurft hatte aber nunmehr war es wieder meine Aufgabe sie zu tragen.

In einer geübten Bewegung legte ich sie mir um und genoss das vertraute Gewicht des Silbers um meinen Hals, es war als würde auch Rebecca mich willkommen heißen, auf eine gewisse Weise zumindest. Meine Augen schließend schüttelte ich meinen Kopf, diese Therapie hatte mir nicht gut getan.

*

Ich war nicht mehr hier gewesen seit ihrer Beerdigung, hatte es nicht über mich bringen können an diesen bedeutungslosen Ort zu gehen um auf einen kalten Stein zu sehen auf dem ihr Name stand.

Es war als brannten sich die Buchstaben in meine Seele.

Rebecca Jane Kingsley

* 24.06.1995

t 04.07.2015

Irgendetwas daran gefiel mir nicht, zusätzlich von dem Offensichtlichen Umstand warum ich es hasste. Es schien falsch zu sein, lag es daran das es in Tallinn noch einen Grabstein gab auf dem ihr Name, ihr anderer Name stand?

Vor meinem geistigen Augen bildete sich die Gravur.

Suvi Padar

* 08.02.1995

t 24.12.1999

Nein das war mir im Grunde egal.

Lag es daran das dieser Grabstein im gewissen Sinne log? Dass die Angaben anders sein müssten.

Ich stellte mir auch dies vor.

Suvi Padar

* 08.02.1995

t 04.07.2015

Nein auch das machte es nicht besser.

Ich glaubte zu ahnen das es vielleicht daran lag das diese Innenschrift nichts darüber aussagte wer sie gewesen war. Von meiner Position konnte ich andere Grabsteine sehen, auf einigen waren Zusätze wie Unvergessen, für immer in unseren Herzen oder geliebte Mutter und Ehefrau.

Doch es gab nicht genug Platz auf diesem grauen Stein um auszudrücken was sie für mich gewesen war also beschloss ich Frieden zu schließen mit dem Anblick der Gravur.

Würde ich ihn doch öfter ertragen müssen, denn eines war klar, so lange wie bisher konnte ich ihr nunmehr nie wieder fern bleiben, das hatte sie nicht verdient, ich glaubte nicht an den Himmel aber dennoch fühlte es sich falsch an Absichtlich ihr Grab zu meiden.

„Hallo Rebecca" grüßte ich sie mit dünner Stimme und Tränen in den Augen. John stand in einiger Entfernung, definitiv außer Hörweite. Er hatte überrascht ausgesehen als ich verlangt hatte das wir erst Rebecca besuchen fahren bevor wir nach Hause gingen, doch wie immer hatte mein bester Freund meinem Wunsch nachgegeben.

Ich fühlte mich schuldig aber wusste gleichzeitig das ich das nicht musste immerhin hatte ich jeden Tag an sie gedacht, es war eine verwirrende Erfahrung für mich, die Trauer um meine Frau.

„Es tut mir leid dass ich nie hier war und es tut mir auch leid dass ich glaube das ich mit mir selbst spreche, denn ich weiß nun das du fort bist. Doch nur für den Fall..." begann ich meinen Blick ins Leere schweifen lassen, einige Tränen flossen mir heiß über die Wangen. Um meine Fassung nicht zu verlieren nahm ich einige tiefe Atemzüge. „Nur für den Fall das ich mich irre und du mich doch hören kannst. Will ich..." meine Stimme brach und ich schüttelte trotzig meinen Kopf.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt