„Müssen wir schon zurück?" fragte ich nach als wir die Übungshalle hinter uns ließen und zu Mycrofts Wagen gingen. Es war erstaunlich wie schnell ich gelernt hatte zu schießen, das ich prinzipiell wusste wie, war mir bekannt gewesen aber ohne Drogen in meinem Organismus war ich gar nicht mal schlecht darin. Vielleicht wurden einem manche Dinge wirklich in die Wiege gelegt.
Dennoch zweifelte ich daran das meine Mutter stolz auf mich wäre, immerhin hatte sie ihr Leben gegeben um zu verhindern das ich zur Mörderin wurde. Doch selbst dieser Gedanke würde mich nicht von meinem Vorhaben abbringen, dies war eine Sache die ich tun musste, eine Entscheidung die ich getroffen hatte.
„Wir haben unser Training hinter uns gebracht, was sonst könnten wir beide vor haben?" holte mich Mycroft aus meinen Gedanken. Ach ja, ich hatte etwas gefragt.
„Eis essen, spazieren gehen, irgendwas außerhalb des Hauses" machte ich einige Vorschläge als er das Auto entriegelte. „Nein" bekam ich die knappe Antwort mit der ich gerechnet hatte aber die ich nicht so einfach hinnehmen wollte.
„Bitte" nicht wissend ob es etwas bringen würde versuchte ich es mit großen nunmehr braunen Augen und einem Gesicht das von purer Unschuld sprach, bei John hatte das manchmal funktioniert (bei Sherlock hatte ich nie wirklich um etwas bitten müssen). Und siehe da: „Beim nächsten Mal" entlockte ich der britischen Regierung.
„Nächstes Mal?" fragte ich hoffnungsvoll, eingesperrt zu sein wiedersprach meiner Natur, zumindest wenn ich es ohne Sherlock war, mit Sherlock wäre jede Gefangenschaft in Ordnung. Aber da ich ohne ihn war, wäre mir jedes Ausflugziel recht, gerne auch nochmals in die Schießhalle.
„Sie werden noch einige Übung brauchen."
*
Ich hielt den Wagen in der Einfahrt des Hauses an. Verwirrt sah sie mich an als ich nicht ausstieg, sie blieb deshalb ebenfalls sitzen und sah mich an. In tausend Leben würde ich es nicht zugeben aber ich empfand unsere Partnerschaft als weniger unangenehm als ich erwartet hatte, und was noch wahnsinniger war, ich begann ihr zu vertrauen.
Deshalb beschloss ich etwas zu tun das meiner Natur wiedersprach, ich gab etwas Kontrolle ab als ich ihr einen Schlüssel für das Haus hinhielt, ich redete mir ein es war weil mein Bruder mich häuten würde wenn er erfuhr das ich seine kleine Freundin eingesperrt hatte aber das war es nicht, nicht nur.
„Ich vertraue ihnen nichts dummes oder unüberlegtes zu tun." Sagte ich eindringlich und fing ihren Blick ein, dieser sprach von Erstaunen aber auch Erleichterung. Ihre Hände waren warm als sie mir den Schlüssel einfach abnahm.
„Versprochen" da war keine Lüge in ihren Augen. Auch als sie „Danke Mycroft" sagte, mich anlächelte und dann ausstieg nicht.
Ich schüttelte über mich selbst den Kopf, was war nur los mit mir, ich hatte Miss Kingsley lediglich verstecken und in ein paar Monaten wieder abholen wollen, nunmehr fand ich mich aller paar Tage bei ihr und rief sie fast täglich an. Allein deshalb hielt ich mich auch von Sherlock fern, zu groß war das Risiko das er etwas erkenne würde, nicht das er mich sehen wollte.
Sein Ausbruch am Tag ihres Todes hatte mir deutlich gezeigt wie sehr er mich verachtete für die Tatsache das ich, zumindest in seinem Weltbild, versagt hatte. Natürlich schmerzte mich dieser Hass aus den Augen meines kleinen Bruders aber ich liebte ihn dennoch, aber auch dies war eines der Dinge die man mich niemals sagen hören würde.
*
Später an diesem Abend klingelte jemand an der Haustür, beinah fiel ich aus dem Lesesessel bei dieser unerwarteten Störung. Doch sobald sich die Überraschung gelegt hatte begann die Angst mein Herz zu umfassen, was war wenn dies Moriarty war oder die Männer meines Großvaters oder noch schlimmer der Mann selbst. Meine Handflächen begannen zu schwitzen, doch dann gab auch mein Telefon ein piepen von sich. Ein kleiner Schrei entkam mir bevor ich begriff das ich wohl auf mein Handy sehen sollte.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.