Der Preis der Nacht

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(06.01.2015 – London, England)


Stimmen. Gedämpft aber dennoch drangen Geräusche an mein Ohr und ich hörte ganz klar Stimmen doch alles war wie im Nebel, mein Körper schmerzte fürchterlich. Auch meine Sinne fühlten sich seltsam betäubt an. Meine Fingerspitzen lagen zwar auf etwas aber ich würde in tausend Jahren nicht erraten was es war.

In meinem Kopf flossen die Gedanken wie zäher Honig und dann hörte ich wieder die Stimmen, die die nun sprach klang tief und samtig, auch in der Nacht war sie da gewesen zusammen mit ein paar hellblauen Augen war sie mein Halt gewesen.

Langsam begann mein Hirn die Verbindung herzustellen und mit ein paar Erinnerungen die restlichen Lücken zu füllen, ja das war Sherlocks Stimme doch was er genau sagte konnte ich nicht verstehen. Als würde mein Kopf die Bedeutung des gesprochenen nicht verstehen, als wäre es bloß ein Rauschen, als würde mein Kopf unter Wasser gehalten.

Die Augen zu öffnen um ihn vielleicht sehen zu können erschien mir unmöglich. Ich hatte das Gefühl meine Augenlieder würden Tonnen wiegen also konzertierte ich mich wieder auf das hören, das allein war schon kräftezehrend. Mein Kopf schmerzt als würde er mit einer Axt gespalten.

Die andere Stimme, ich kannte sie ebenfalls. Sie klang höher doch auch sie hatte mir schon kraft zugesprochen. John, ja das war er. Auch seine Worte rauschten an mir vorüber ohne dass ich deren Sinn hätte erkennen können.

Dann hörte ich noch etwas anderes, Schritte, Sherlocks Schritte ich hörte sie fast überdeutlich, aber sie kamen nicht zu mir sondern entfernten sich. Nein, bitte nicht. Er sollte nicht gehen, nicht wenn er mein einziger Anker war in dieser Flut.

Ich versuchte zu sprechen und zuerst schien es mir nicht gelingen zu wollen, meiner Kehle entkam nicht mal ein wimmern, dann nahm ich in einem letzten Versuch all meine Kraft zusammen und bildete ein, selbst für meine Ohren klägliches, „Sherlock".

Die Schritte stoppten und Stille breitete sich, wie ein Leichentuch über uns aus. Sekunden, Minuten vielleicht auch Stunden hörte ich nichts, mein Zeitgefühl war nie gut gewesen und gerade hatte es mich völlig verlassen. War einfach mit dem Bus davongefahren. Na wenigstens hatte ich noch meinen unvergleichlich schlechten Sinn für Humor.

Eine erneute Schmerzenswelle die durch meinen Körper wie flüssiges Feuer schoss, lenkte mich vom Rauschen der Stille und meiner sinnloser werdenden Gedanken ab. Ich stöhnte auf und warf mich umher in der Hoffnung die Qual abschütteln zu können, doch ohne Erfolg, sie krallte sich hungrig an meinem Körper fest.

Mein Atmen verwandelte sich in ein immer schneller werdendes keuchen. „Shh ganz ruhig, ruhig weiteratmen" flüsterte mir eine bekannte Stimme zu aber es war nicht die Stimme des Mannes der mich aus der Themse gezogen hatte, nein dies war die Stimme seines Mitbewohners.

Ich versuchte dieser, in jeder anderen Situation, einfachen Anweisung zu folgen. Wie einmal gelesen versuchte ich tief in den Schmerz zu atmen und dieser verwandelte sich daraufhin erst in ein pochen und schließlich in ein stetiges ziehen.

„Gut gemacht kleine Kämpferin" in Johns Stimme schwang Erleichterung und auch so etwas wie Stolz mit. Gott wann war das letzte Mal jemand stolz auf mich gewesen? Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern also nahm ich es gerne in diesem Moment an und sei es nur fürs ruhig atmen gewesen.

Ich spürte wie mir jemand die feuchten Haare aus dem Gesicht strich, es war das letzte was ich spürte bevor ich in einen unruhigen Schlaf sank. Erstaunlicherweise blieben nunmehr die Schrecken der Nacht fern von mir.

Als ich erwachte konnte ich die Augen endlich aufschlagen, die Welt um mich herum gewann erst nach einigen Augenblicken an Schärfe und trotzdem fühlte es sich an als würde ich durch eine Scheibe blicken. Als wäre ich nicht teil dessen was um mich herum war. Die Welt schien wie ein Trugbild.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt