Gespräche und Gedanken

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Nach ihrem kleinen Austausch taten die Holmes Brüder als wäre nichts gewesen, sie setzen sich hin und sahen einander wieder an, wie Katzen in einem Starrwettbewerb. Wie immer erstaunten sie mich.

Nicht nur das Mycroft anscheinend eine junge neue Freundin hatte, nein es kam noch besser, unser von Trauer zerfressener Sherlock freute sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für ihn und gab ihm einen Rat mit auf den Weg. Wüsste ich es nicht besser würde ich annehmen ich stand unter Drogen.

Oh Gott stand ich unter Drogen? Hatte ich irgendetwas Verdächtiges zu mir genommen aus unserer Küche? Ich checkte kurz meine eigenen Wahrnehmungen und Körperwerte und beruhigte mich wieder, das war doch lächerlich. Das Problem waren die unvorhersehbaren Holmes Brüder, nicht mein Geisteszustand.

„Wie ich sehe hast du noch nicht wieder mit deinen kleinen Ermittlungen angefangen." Gut, Kritik von der Seite des Eismannes, das waren gewohnte Unterhaltungen, ich war sicher. Sherlock rollte seine Augen, er wirkte genervt von seinem Bruder und dieses vertraute Bild brachte mir beinah Tränen in die Augen.

„Ich ermittle" entgegnete mein Mitbewohner trotzig, ich versuchte ein schnaufen zurückzuhalten, ich wusste nämlich nicht ob man sein Verhalten als Ermittlungen abstempeln konnte, dennoch sollte er nicht das Gefühl bekommen wir verschworen uns gegen ihn, zumindest nicht mehr als so schon.

„Faszinierend" grinste die britische Regierung selbstgefällig „Wie die Definition von Ermittlungen doch von Person zu Person variiert." Seine Finger spielten mit dem Griff seines Schirms. „Und das allein in diesem Raum."

Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so wohl, dennoch konnte ich nicht weg. Hatte ich mir doch diese Suppe eingebrockt also würde ich sie auch auslöffeln. Es war meine letzte Verzweifelte Idee gewesen, ich hatte nicht damit gerechnet das es schmerzfrei oder gar schön ablaufen würde.

„Erinnerst du dich an Rotbart" wechselte der ältere Holmes auf einmal das Thema, wieder einmal hatte ich das Gefühl nur die Hälfte von dem zu verstehen was vor sich ging. Wer zur Hölle war Rotbart und was hatte er, sie oder es mit unserer Situation zu tun.

„Ich bin kein Kind mehr Mycroft" zischte Sherlock beinah und wirkte getroffen, warum? Was war los? Niemand weihte mich ein. Sah ich etwa nicht planlos genug aus oder hatten sie mich ausgeblendet?

„Dann verhalte dich nicht wie eines." sagte Mycroft und stand auf. Irgendwie hatte ich mir mehr erhofft aber er schien noch nicht fertig zu sein. „Du kannst nicht ewig Dr. Watson deine Ausgaben decken lassen. Nimm dich deiner Klienten an, löse Fälle und lass dich bezahlen."

Er ging zur Tür, seinen Regenschirm am Griff in seinen Händen drehend. Er zögerte bevor er erneut zum Sprechen ansetzte. Ein ungewohntes Bild. „Sei der Mann denn sie in dir gesehen hat, Sherlock." waren seine letzten, vorsichtig ausgesprochenen Worte bevor er aus der Tür ging. Stille und eine gewisse Schwere zurücklassend.


*


Der Mann denn sie in mir gesehen hat zu sein war nicht einfach ohne sie, ohne ihre konstante Wärme und das Versprechen von Liebe und Akzeptanz in ihren großen blauen Augen. Außerdem hatte sie mir einmal gesagt das sie mich lieben würde solange Luft in ihren Lungen war, niemals hatte sie gefordert ich solle anders sein als ich es war.

Dennoch glaubte ich zu wissen wo Mycrofts Punkt lag, er meinte das ich versucht hatte ein besserer Mensch zu sein als sie noch gelebt hat, einfach weil sie mich besser machte und ich für sie hatte stark sein müssen. Nun hielt ich nur noch durch für John und die Chance Moriarty zu schlagen. Aber wie ich das tat mussten sie mir überlassen. Ich tat mein Bestes. Jeder Tag war ein Kampf.

Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt