(06.09.2015 – Brentwood, England)
„Sherlock mein Junge" weinte Mrs. Hudson als sie mich sah, nur um mich dann im nächsten Moment auch schon in ihre Arme zu schließen. Ganz reflexartig hielt ich die kleine Frau fest, ließ ihr ein paar Atemzüge um sich zu sammeln, natürlich freute ich mich sie zu sehen, doch war ich ein wenig gefasster dabei.
Ich hatte nicht angenommen das mein erster Besuch nach der Aufhebung der Sperre unsere mütterliche Vermieterin sein würde, als ich in den Besucherraum, einer der kleinen privaten Räume, die wie ein gehobenes Wartezimmer aussahen, gerufen wurde hatte ich mit John gerechnet, doch Martha zu sehnen war ebenfalls Balsam für meine geschundene Seele, beziehungsweise für die Teile die davon noch vorhanden waren.
„Mrs Hudson" grüßte ich ein wenig unbeholfen zurück, sie mit langsamen Bewegungen in einen der Sessel manövrierend, sie war betagt und ich wollte nicht riskieren das sie wegsackte, dennoch hielt ich weiterhin ihre Hand auch als sie Platz genommen hatte, sie schien dies zu begrüßen und ich konnte ohne Probleme auch auf dem niedrigen Tisch sitzen der zwischen den Sitzmöbeln stand.
„Es tut so gut dich zu sehen" ihre Hand fand meine Wange und in liebevoller Art strich sie darüber, wohl abschätzend ob ich abgenommen hatte seit unserem letzten Treffen, doch da ich nie besonders kräftig gewesen war und nunmehr nicht weniger aß als sonst auch, nahm ich ihr schweigen als Zeichen das mein Gewicht sich nicht merklich verändert haben musste, nicht das es mir wichtig war oder ich darauf achtete.
„Ich wollte dir etwas reinschmuggeln aber ich wusste leider nicht was" meine Schultern zuckten vor unterdrückten Lachen als ich sie ansah, natürlich hatte sie das gewollt, die Regeln zu brechen war eine Schwäche die wir uns teilten. Sie war wahrlich die Mutter die ich immer gebraucht hatte. Deshalb schenkte ich ihr ein ehrliches Lächeln.
„Alles was ich mir wünsche ist das ich bald nach Hause darf." In ihren Augen sah ich den Wunsch dies möglich zu machen, sie überlegte wahrscheinlich wie wir die Wachen ablenken oder ersatzweise überwältigen könnten, doch ich strich ihr beruhigend, mit einem kleinen Kopfschütteln, mit meinem Daumen über den Handrücken.
„John wollte aufräumen in deinem Zimmer aber ich habe ihn abgehalten. Keine Sorge, alles ist so wie du es zurückgelassen hast und so bleibt es bis du wieder bei uns bist." Dankbar sah ich sie an, diese Frau hatte ein größeres Herz als es vermutlich ratsam war, doch sie wusste es auch zu schützen also machte ich mir keine zu großen Sorgen.
Scham überkam mich bei dem Gedanken wie oft ich sie hingegen schon verletzt hatte. Zu blind um zu sehen wie viel ich ihr bedeutete oder zu egoistisch um es zu berücksichtigen. Plötzlich fühlte ich mich schrecklich, meine Schultern sanken unter dem Gewicht meiner Sünden.
„Es tut mir so leid Mrs Hudson" flüsterte ich, meine Augen auf den Teppich gerichtet, unfähig sie weiter anzusehen. Einen Moment war nur das leise klicken der Uhr über der Tür zu hören, ich hatte Angst das sie erkenne würde was für ein selbstsüchtiger Bastard ich gewesen war, das sie beschloss das sie ohne mich besser dran war und wahrlich wer könnte ihr diese Entscheidung übel nehmen.
Doch zu meinem Erstaunen und meiner enormen Erleichterung fühlte ich ihre Hand an meinem Kinn, sie hob meinen Kopf soweit an das ich sie ansehen musste. „Sherlock" in ihrem Gesicht konnte ich so viele Emotionen sehen doch schlau wurde ich nicht daraus, aufmerksam lauschte ich auf ihre nächsten Worte „du bist ein guter Junge, du hattest ein schweres Jahr und du hast schlechte Entscheidungen getroffen, das ist wahr. Ich nehme deine Entschuldigung an, wenn es dir hilft aber nur wenn du ab jetzt nach vorne siehst und nicht mehr zurück."
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.