(25.04.2015 – London, England)
Wir hatten in der Nacht nicht viel Schlaf gefunden, die Aufregung der Drohung am Horizont war beinah vergessen gewesen im Angesicht der Liebe die wir einander gezeigt hatten, mit Augen, Berührungen und geflüsterten Nichtigkeiten hatten wir versucht alles auszudrücken was der andere Wissen sollte. Erst als wir uns für den Tag fertig machen mussten ließen wir voneinander ab. Mit schwerem Herzen sah ich ihm nach als er aus dem Schlafzimmer ging, nicht wissend ob ich ihn je wieder so halten würde wie in der Nacht zuvor, eine einzelne Träne stahl sich aus meinen Augen.
Ich schüttelte den Kopf, verärgert über mich selbst, ich tat so als hätten wir schon verloren, nein ich musste stark sein, wenn nicht für mich dann für Sherlock. Also sammelte ich mich und meine Kleider zusammen, ging nach meinem Detektiv ins Bad um mich fertig zu machen, es war schrecklich zu wissen das in diesem Moment wahrscheinlich schon ein Irrer sein krankes Spiel mit Menschen trieb die nicht einmal ahnten in welcher Gefahr sie sich befanden.
Als ich mir die Haare zusammenband wusste ich zumindest das mein Leben bedroht wurde, diese Menschen hatten keine Ahnung, ich wusste nicht was besser war, wollte man wirklich wissen wann es vorbei sein würde, könnte?
Bereit zum losstürmen, in unseren Jacken (Mantel in Sherlocks Fall) und Schuhen saßen wir im Wohnzimmer, das Handy wie eine stille Drohung auf dem Tisch vor uns.
„Hier" sagte John zu mir. Ich erschreckte mich leicht, als die angespannte Stille unterbrochen wurde. Er hielt mir ein Klappmesser hin, erstaunt sah ich ihn an, nun wusste ich das es ernst wurde, hatten die Beiden doch sonst scharfe Gegenstände und mich nur ungern zusammengesehen und nie absichtlich zusammengebracht. Ich nahm es vorsichtig an mich, es war, zusammengeklappt, etwas größer als meine Handfläche. Der Griff war mit einer Art Gummi überzogen, wahrscheinlich damit es besser in der Hand lag.
Die Klinge war scharf stellte ich fest als ich es aufklappte, nicht zu lange zu ehrfürchtig auf die Waffe sehen wollend, sollte ja keiner denken ich hatte was blödes vor, sah ich wieder zu John.
„Denk immer daran, der schnellste Weg zum Herz eines Mannes ist zwischen der vierten und fünften Rippe" er zeigte mir die Stelle an sich, ich zwang mich zu einem Lächeln, es war lieb das er mich bewaffnete aber ich zweifelte daran das ich im Notfall die nötige Geistesgegenwärtigkeit hätte dieses Wissen und Messer einzusetzen. Ganz zu schweigen von der Nötigen Abgebrühtheit jemanden, auch wenn er einen Angriff, abzustechen.
„In Ordnung, danke John" ich steckte das Messer in meine Jackentasche, schneller Zugriff. „Der hier ist von Mrs Hudson" grinste John nun und gab mir noch einen Schlagring, jetzt musste ich wirklich lachen, sie war eine herzliche Frau aber bestimmt keine die man unterschätzen sollte.
Und wie es immer war, kaum hatte sich die Anspannung auch nur etwas gelöst kam der Knall, weniger ein Knall als eine Reihe eingehender Nachrichten. Blitzschnell nahm Sherlock das Telefon an sich. Die erste Nachricht waren diese Piep laute von denen sie mir erzählt hatten. Dieses Mal jedoch vier statt fünf Stück, ich wusste nicht ob es mich erleichtern sollte das weniger waren.
Danach kam das Foto eines Mädchens, sie war blond, ungefähr drei Jahre alt, wunderschön und so unschuldig in die Kamera sehend. Ihr pinkes Stoffkaninchen an sich drückend. Ich zog geschockt Luft ein, ein Kind, hatte dieser geisteskranke Bastard etwa ein Kind entführt?
Als letztes kamen Anweisungen:
Noch eine Prinzessin zum Retten.
Eilen sollst du dich, fünf Stunden gebe ich dir.
Solltest du versagen fürchte ich wird eine Kindertagesstätte in London sich punkt 13 Uhr in ein Trümmerfeld verwandeln.
Wenigstens hatte er das Reimen aufgegeben. Wieder keine Anweisungen die Polizei rauszuhalten, John und Sherlock hatten Lestrade bereits Gestern Abend vorbereitet. Ich biss die Zähne zusammen, ich war wütend, verzweifelt, ich wollte schreien und weinen aber ich schluckte es herunter. Wir hatten zu wenig Zeit um sie mit Gefühlsausbrüchen zu verschwenden.
„Fünf Stunden" gab John ungläubig wieder, es war eine kurze Zeit. „Das Mädchen, wir müssen rausfinden wer das ist."
Wir teilten uns auf, ich sah die Zeitungen durch die John Gestern Abend sowie diesen Morgen gekauft hatte, Sherlock sah auf seinem Laptop nach, John verständigte unseren D.I. und fragte nach passenden Fällen.
Fast zeitgleich schrien wir auf, es war ein aktueller und sehr Medienwirksamer fall. Molly, ich schluckte bei dem Namen, Kennt war unter der Aufsicht ihres Vaters unbemerkt Gestern Abend circa um 18 Uhr aus der Wohnung der Eltern entführt worden.
Keine Zeit verlierend stürmten wir los.
*
Die Wohnung sah nicht nach einem Kampf aus, die Eltern hingegen sahen mitgenommen aus, ihr Blick verriet Verzweiflung, wobei im Blick der Mutter auch viel Wut war. „Der Vater sollte auf sie aufpassen, er hat jedoch gemalt und nicht mitbekommen wie das Kind verschleppt wurde." deduzierte ich, der Trocknungsgrad der Farbe an seinen Armen sowie der Kleidung verriet es, er hatte laut Musik gehört, die Art wie er sich anstrengte zu hören verriet das seine Trommelfälle beansprucht sind vom jahrelangen Kopfhörer tragen bei hoher Lautstärke.
Die Eltern fingen einen Streit an, ich blendete ihn in den Hintergrund, sollte mein Unterbewusstsein sich Details rauspicken sollten wichtige genannt werden. Ich untersuchte weiter den Tatort, Rebecca sah sich die Bilder der Familie an, ihre Hand um das Medaillon um ihren Hals geschlossen.
Das Kind wurde geliebt, überall waren Fotos, Spielzeug, Kindersicherungen an allem was gefährlich werden konnte, Erziehungsratgeber im Bücherregal. Die Familie hatte keine Geldsorgen, die Mutter hatte dunkle Augenringe und zeigte eindeutige Anzeichen von Überarbeitung, der Vater war ein Maler, ich verstand nicht viel von Kunst aber ich würde sagen, kein guter. Interessant.
John sprach mit den Eltern, ich ging ins Kinderzimmer. Auch in diesem Zimmer war erkennbar wie sehr das Kind geliebt wurde, es erinnerte mich entfernt an mein altes Kinderzimmer aber statt Piraten zierten hier Meerjungfrauen die Wände. Ich suchte weiter nach Dingen die da waren aber was mir auffiel war was fehlte.
„Gehen wir" beschloss ich, John und Rebecca sahen mich verblüfft an, sehend aber nicht beobachtend, wie immer. Fast zufällig aussehend rumpelte ich auf dem Weg nach draußen Mollys Mutter an. „Sherlock uns bleiben nur noch etwas über drei Stunden um sie zu finden" hilfreich John, wirklich.
Ich rollte die Augen, nahm Rebeccas Hand, und ging weiter. „Da drinnen werden wir sie nicht finden."
„Das weiß ich" grummelte der Arzt.
„Du weißt wo sie ist" flüsterte Rebecca mir zu, schlaues Mädchen. Heute würden keine Kinder sterben.
[A/N: Ja ich weiß der Fall ist geklaut, wer mir sagen kann aus welcher Serie bekommt entweder einen virtuellen Keks oder eine ebenso virtuelle Umarmung.]
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.