(26.07.2015 – Paar, England)
Ich hatte unruhig geschlafen, immer wieder hatten mich Alpträume und dunkle Gedanken geweckt, Anthea war die ganze Nacht da gewesen, ich hatte nicht Fragen brauchen um zu wissen warum, es war vermutlich besser so. Zum einen konnte ich mich leicht in eine Panikattacke hineindenken in solch düsteren Zeiten und zum anderen war ich immer noch ein Junkie.
Ehemaliger Junkie aber was machte das für einen Unterschied, trauen würde ich mir selbst wahrscheinlich auch nicht, nicht unter diesen Umständen. Immerhin hatte die Liebe meines Lebens sein Versprechen nicht gehalten, er hatte den Drogen auch entsagt gehabt und nun lag er in einem künstlichen Koma.
Wie sehr ich mich doch danach sehnte ihn zu sehen, ich wusste zwar das es ihm den Umständen entsprechend gut ging aber es war etwas anderes es gesagt zu bekommen als wenn ich es mit meinen eigenen Augen sehen könnte.
Ich überlegte wie düster eine Welt ohne Sherlock doch wäre, immerhin hatte er mir nicht nur das Leben gerettet er hatte mir auch immer wieder geholfen das Licht zu sehen, selbst dann wenn ich geglaubt hatte vollkommen im Dunkel zu stehen.
Er war mein zu Hause, nur in seinen Armen hatte ich je das Gefühl gehabt angekommen zu sein, für den Moment von ihm getrennt zu sein war schrecklich aber der Gedanke das dies für immer der Fall sein würde brach mich beinah. Besonders da er so nie wissen würde wie sehr ich ihn liebte, was ich bereit war für uns zu geben und welcher Schatz unter meinem Herzen wuchs.
Es gab so vieles das ich ihm noch sagen wollte, so vieles das wir noch vor uns hatten....
In den frühen Morgenstunden musste ich trotz all dieser kreisenden Gedanken dennoch, nunmehr beinah friedlich, eingeschlafen sein, denn ich erwachte als sich die Matratze neben mir senkte, jemand saß auf meiner Bettkante.
Mühsam und mit pochenden Kopfschmerzen öffnete ich meine Augen „Sag mir das du wenigstens etwas geschlafen hast" murrte ich mit schlafrauer Stimme und streckte meine Hand nach ihm aus.
Mycroft sah furchtbar aus, unter seinen müden Augen waren dunkle Ringe und die Sorge war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er ließ mich all dies sehen und das war so bittersüß, ich konnte erkennen das ihn eine Schuld fraß die schon viel zu lange auf ihm lastete.
Für einen Mann der alles kontrollieren wollte musste dies ein Alptraum sein, besonders wenn es um den einen Menschen ging für den er barfuß durch die Hölle gehen würde als wäre es ein Sonntagsspaziergang.
„Auch dir einen guten Morgen Becca" sagte er und fing meine Hand ab, er drückte sie kurz bevor er sie zurück auf die Decke legte. Er klang so bemüht, darum sich zusammenzuhalten, darum nicht die Fassung zu verlieren, es musste wahrlich knapp gewesen sein.
Die Erkenntnis dessen war wie ein eisiger Pfeil in meiner Brust aber hier ging es nicht um mich. Der Mann vor mir brach an allen Enden auseinander, doch war er hier um nach mir zu sehen, er war nicht gekommen um Trost zu finden, tja Pech für ihn, er würde ihn bekommen.
*
Ihre Hand abzufangen bevor sie mein Gesicht berühren konnte war reiner Selbstschutz gewesen, die Krise des Vortages und der Zustand meines Bruders hatten die ganze Nacht an mir gefressen, ich hatte mich in Arbeit und Grübeleien vergraben bis ich kaum noch wusste wo ich eigentlich war und was ich tat.
Am Morgen hatte ich beschlossen das ich keine Ruhe finden würde bis ich zumindest mit meinen eigenen Augen gesehen hatte das es Becca besser mit allem ging, ich wollte einschätzen ob sie weiterhin besonderen Schutz brauchte oder ob sie sich gefangen hatte, sie war stark aber zeitgleich war sie auch auf unsicherem Boden.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.