Ich hatte beschlossen Charlotte zu mögen, sie schien eine nette Person zu sein und ich mochte die Art wie sie Sherlock als das annahm was er war. Ihre Mutter Kathrin war auf den ersten Blick ebenso herzlich. Aber gegen die Art wie mich die drei restlichen Frauen ansahen würde wohl jeder herzlich wirken. Anfangs hatte ich mir ja Hoffnung gemacht das Violets weibliche Verwandtschaft ebenso offen und nett wäre wie sie aber man konnte ja nicht immer gewinnen.
Nicht das die drei etwas gegen mich sagten, als wir die Straße entgegenliefen vermieden sie es auch nur zu lange in meine Richtung zu sehen, damit hätte ich an sich kein Problem, ich musste nicht von jedem gemocht werden aber sie könnten sich die verächtlichen Blicke schenken. Ich ging aufrechter, ich würde mich nicht klein machen.
„Also Charlotte" sprach ich eben jene an, sie ging neben mir „ist dein Mann mit angereist?" wenn ich mich an die Holmes Frauen hielt die mich anscheinend nicht für unwürdigen Arbeiterklassemüll hielten könnte das immer noch ein schöner Ausflug werden. „Ja, Matty wollte den Tag nutzen um mit meinem Vater fischen zu gehen aber Heute Abend wirst du ihn kennen lernen."
„Ich freue mich schon so ihm endlich Sherlock vorstellen zu können." sprach sie weiter „Er war ja nicht zu unserer Hochzeit oder überhaupt einem Familienfest in den letzten sieben Jahren erschienen. Warum habe ich das Gefühl das er nun teilnimmt habe ich dir zu verdanken?" ihr Arm hakte sich um meinen und ihr lächeln war beinah blendend.
„Ganz falsch liegst du nicht" räumte ich ein, ich hatte ihn nicht gezwungen her zu kommen, hatte ja nicht mal von dieser Feier gewusst aber irgendwie war er für mich her gefahren. „Sherlock dachte das mir etwas Landluft gut tun würde."
Sie sah mich an als könnte sie weder glauben das es mich gab, noch das Sherlock solche Dinge tat für das Wohl einer anderen Person als sich selbst aber dann lächelte sie wieder. „Egal wie es dazu kam ich bin froh darum. Als wir Kinder waren bin ich ihm immer nachgelaufen, wir haben Pirat gespielt und allerlei Unsinn angestellt. Aber wir sind nur halb so viel in Schwierigkeiten geraten wie wir sollten, einfach weil er so clever war."
Sie erzählte weiter aus ihrer Kindheit mit meinem Lockenkopf, ihrer Familiengeschichte, ihrem Studium und ihrer Vergangenheit im Allgemeinen, ihre Fähigkeiten als Geschichtenerzählerin waren gleichzusetzen mit Johns. Es war schön einfach nur zuzuhören. Wir besuchten mehrere Geschäfte, sahen uns allerlei Dinge an, ich fasste lieber nichts an als ich einige der Preisschilder sah. Ab und zu fragten Violet, Charlotte oder Kathrin nach meiner Meinung zu einem Hut, einer Vase oder was sie sonst so interessant fanden. Es war nett auch wenn ich keinerlei fachliches Wissen hatte.
Die Zwillinge sprachen mich, im Gegensatz dazu nur an um mich zu berichtigen „das ist nicht lila das ist Flieder", „das ist keine Ming Vase sondern aus der Qing Dynastie", „wie kannst du nicht wissen das das High Fashion ist" und so weiter. Ich wollte ihnen zu gerne sagen wo sie sich ihre passiv aggressive Art hinstecken könnten aber stattdessen atmete ich tief durch und wand mich einfach ab. Erstaunlich dass die selbst ernannte bessere Gesellschaft weniger Herzlichkeit übrig hatte als die meisten Straßenkinder die ich in meinem Leben getroffen hatte und die doch im allgemeinen als gefährlich kriminell galten.
Ich dachte schon ich wäre gut durchgekommen als wir uns zum Lunch hinsetzten. Violet hatte uns einen Tisch in einem sehr schönen Restaurant reserviert, direkt an einem großen Fenster, die Creme farbigen Sessel waren unglaublich bequem und der Raum war groß und lichtdurchflutet. Mit großen Augen sah ich mich um und meine Füße waren dankbar für die Pause. Ich war so froh das Sherlock mir Geld mitgegeben hatte also musste ich mir keine Gedanken um das bezahlen meines Essens machen.
Wir hatten gerade bestellt als die Inquisition losging. Ich hätte wissen müssen dass es zu glatt gelaufen war. „Also Rebecca" ich hatte noch nie gehört wie mein Name ausgesprochen wurde als wäre er eine Krankheit aber es gibt für alles ein erstes Mal. „Sie leben mit Sherlock in der Baker Street" ich wunderte mich ob Beatrix in diesem Satz eine Frage für mich versteckt hatte oder ob sie nur eine Bestätigung wollte.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.