(25.09.2015 - London, England)
Ich konnte kaum zählen wie oft ich kurz davor gewesen war doch fern zu bleiben, Abzusagen und stattdessen zu Arbeiten aber am Ende hatte ich nicht fern bleiben können. Zwei Menschen konnten mich meine Prinzipien hinten anstellen lassen, ich wartete auf einen von Beiden.
Doch diese Zeit wurde verlängert da mein Bruder erst noch Beccas Grab besuchen wollte, dies war unerwartet aber ein gutes Zeichen, er glaubte uns noch immer.
Die anderen Gäste beachteten mich nicht und ich war dankbar das sie nicht versuchten mit gezwungener Konversation das Eis zu brechen, sie sprachen untereinander und ließen mich in der Ecke stehen. Für sie war ich der Böse in dieser Geschichte wenngleich sie zumindest zum Teil eingesehen haben mussten das ich getan hatte was nötig gewesen war, ansonsten wäre ich wohl kaum eingeladen worden.
Alles was ich wollte war meinen Bruder zu sehen also würde ich zumindest so lange bleiben bis er angekommen war, wahrscheinlich würde er mich ohnehin kurz darauf zum Teufel jagen, wenn er sich den überhaupt die Mühe machte mit mir zu sprechen.
Becca hatte mir Mut zugesprochen, ihrer Meinung nach würde es so schlimm nicht kommen aber ich glaubte da wollte sie mir nur meine Sorgen nehmen.
*
Mein Herz begann ein wenig aufgeregter zu schlagen als ich hörte wie sich die Haustür öffnete, die anderen schienen erst um einige Sekunden später mitzubekommen das mein Bruder angekommen war. Er wusste längst das wir warteten aber dennoch riefen sie laut: „ÜBERRASCHUNG"
Zu meinem Erstaunen ließ Sherlock dies und auch die restlichen Herzlichkeiten seiner sogenannten Freunde über sich ergehen. Doch in seinem Gesicht sah man das er dies zum Teil aus Schuldgefühlen tat, wenngleich er sich dennoch freute das sie ihn nicht vergessen hatten.
Fürs erste war ich zufrieden ihm dabei zuzusehen, er sah besser aus als bei unserer letzten Begegnung, er war noch immer blas und für meinen Geschmack zu dünn aber seine Augen hielten zumindest etwas Leben in sich und er wirkte in der Gegenwart verankert, nicht meilenweit entfernt in seinen Gedanken gefangen wie in den Monaten zuvor.
Meine Schilde waren intakt und hochgefahren als er mich erblickte, er drückte gerade seine Ziehmutter an sich aber dennoch verspannte er sich, das war gewiss kein gutes Zeichen, ich bereitete mich auf das schlimmste vor als er versuchte mich zu lesen, ich tat das selbe aber kam zu keinem endgültigen Ergebnis.
Nach einem Kuss auf die Wange für die ältere Dame löste er sich von ihr und kam auf mich zu. Sein Blick hielt den meinen, er ging selbstsicher. Ein unglaublich alter und naiver Teil meiner selbst hoffte wohl ebenfalls auf eine Umarmung, doch im selben Moment in dem ich erkannte wie lächerlich dies war musste ich mich wohl verraten haben. Wie unachtsam.
Doch wie Becca sagte führten Fehler manchmal zu den besten Dingen im Leben.
In diesem zum Beispiel führte es dazu das Sherlock auch mich in den Arm nahm. Es war merkwürdig, ein wenig verkrampft aber ich wollte diesen Moment nicht tauschen, für nichts. Dies war das erste Mal das ich meinen kleinen Bruder wieder hielt seit unserem Streit, ich konnte ihn nicht wie damals an mich drücken aber ich hoffte das er dennoch merkte das ich da war, für ihn immer.
Auch er legte mehr in diese Geste als die Anwesenden vielleicht sahen, ich brauchte keinen Dank oder eine Entschuldigung aber ich nahm was ich bekam, tat ich immer.
*
Zu meinem Erstaunen blieb ich länger als ich geplant hatte, nachdem Sherlock mir so öffentlich den sprichwörtlichen Olivenzweig als Friedenszeichen ausgestreckt hatte war mir anscheinend von all diesen Heuchlern vergeben worden, nicht das es mich kümmerte aber wenn es meinen Bruder glücklich machte würde ich vorerst nett sein.
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Wie ein Sprung in die Themse dein Leben verändern kann
FanfictionRebecca hatte mit ihrem Leben abgeschlossen, sie konnte nicht mehr. Verlust, Gewalt und Selbsthass waren zu viel für sie geworden, doch in den Augenblicken die ihre letzten sein sollten wurde sie gerettet, wortwörtlich.