Kapitel 5

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Chris

Wir bauen also die zwei Regale und dann den kleinen Schreibtisch auf, ich helfe ihr sogar damit die Bücher in die Regale zu räumen. Ich will nicht nach Hause, da ist so eine verdammte Anziehungskraft, die von ihr ausgeht. "Hi also, wenn du doch noch einen Mitbewohner suchst, ich würde mich gern bewerben." Sie lacht, weil sie denkt ich scherze, aber das war mein Ernst. Einen Augenblick später merkt sie, dass es kein Witz war. "Wie jetzt?" fragt sie und ich erläutere ihr, dass ich schon seit längerem bei einem Kumpel auf der Couch penne, weil ich damals kein Zimmer gefunden habe und meine Ausbildung bereits angefangen hatte.

"Was wirst du denn, wenn du groß bist?" fragt sie neugierig und ich grinse, immerhin bin ich zwei Köpfe größer als sie. "Wenn ich groß bin, werde ich Schreiner oder vielleicht auch Möbeldesigner" ihre hochgezogene Augenbraue verrät mir, das sie mit der Antwort nicht gerechnet hat.

"Was machst du eigentlich, wenn ich dich nicht gerade von Schlangen rette oder dir beim Einziehen helfe?" Frage ich sie und sie streckt mir die Zunge raus. Ich würde mich liebend gerne auf sie stürzen und ihre Zunge mit meiner eigenen spielen lassen. "Ich studiere Pädagogik und arbeite in einer Realschule drei Tage die Woche." "Und wie ist es so mit Kindern deinen Alltag zu gestalten?" harke ich nach. "Ganz gut so weit, die erzählen mehr als Schlangen und Möbel." Gekonnt gekontert würde ich sagen. "Wie viele Jobs hast du eigentlich?" fragt sie nach einem Moment. "Gut Frage lass mich mal zählen." Ich lege eine dramatische Pause ein und sie zieht eine Augenbraue hoch.

Lächelnd fahre ich fort: "Ich bin ab nächster Woche wieder Vollzeit mit der Berufsschule und der Lehrstelle ausgelastet. Das Schädlingsding habe ich nur als Praktikum gemacht und bei dem Umzugsunternehmen helfe ich aus." Sie nickt und ich stelle fest, dass ich ihr nicht weiterhelfen kann, und mir auch kein Grund mehr einfällt, warum ich noch bleiben sollte, also erhebe ich mich und sage: "Ich glaube ich pack es, den Rest schaffst du auch allein." Sie schaut etwas verwirrt hoch zu mir, dann steht sie auf und drückt mich fest an sich. "Danke" murmelt sie an meine Brust und lässt mich los.

Auf dem Weg zur Tür sagt sie: "Ich denk drüber nach" und ich kann ihr nicht folgen. "Worüber?" frage ich schließlich. "Na ob ich dir das Zimmer gebe oder", "Mach das" unterbreche ich sie, denn ich will nicht hören, dass sie andere Optionen hat. Ich wünschte ich könnte sie jetzt küssen, ihr Mund und ihr Duft sind so einladend. Sie drückt mich erneut und sagt diesmal lauter "Danke, für deine Hilfe" ich schlinge meine Arme um sie und atme tief ein. "Gern geschehen. Melde dich, wenn du mich brauchst" füge ich hinzu und gehe, ehe ich sie zurück in ihre Wohnung ziehe. Als ich im Truck sitze und gerade bis zur nächsten Kreuzung gefahren bin, piepst mein Handy, da die Ampel rot ist guck ich drauf und es ist eine Nachricht von ihr.

-Hi ich habe ganz vergessen dich zu fragen was ich dir schulde? -

Ich schüttele den Kopf, ich habe ihr nicht geholfen, weil ich Geld brauche, aber sie wird es nicht darauf beruhen lassen. Den Truck bei meinem Chef zu leihen hat mich 50gekostet, würde sie sich damit zufriedengeben? Ich könnte sie auch dazu bringen mit mir auszugehen. Mit einem weiteren Ping meines Handys sehe ich, dass sie mir 80 Euro geschickt hat, ich bedanke mich und fahr zu meinem Kumpel, nehme eine heiße Dusche und mache es mir auf der Couch bequem. Allerdings kreisen meine Gedanken immer wieder um Nora und den Kuss, den ich mit ihr hatte.

Der Mitbewohner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt