Kapitel 26

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Chris

Nora schläft, das höre ich an ihrem Atem und als ich mir ganz sicher bin wispere ich: "Meine wunderschöne Nora, Gott wie ich dich vermisse. Merkst du nicht, dass ich nur dich will?" Sie grummelt im Schlaf und ich erschrecke, als sie wieder ruhig daliegt, füge ich noch ein "Ich liebe dich" hinzu. Ich gucke noch eine weitere Folge, ohne wirklich hinzusehen. Viel lieber starre ich die, in meinen Armen liegende, schlafende Nora an. Sie ist meine absolute Traumfrau denke ich, und beiße mir in den Hintern, dass ich es immer noch nicht geschafft habe das Maul aufzureißen, um mit ihr zusammenzukommen. Irgendwann klappe ich den Laptop zu und schiebe ihn zur Seite, nehme mir eine Decke von der Höhle und decke uns beide damit zu.

Am Morgen wache ich allerdings alleine auf meinem Fußboden in einer halb eingestürzten Höhle auf. Die Wohnung ist leer, auf dem Tisch stehen die Rosen und der kleine Blumenstrauß der Kinder und darunter ist alles für ein Frühstück gedeckt, allerdings nur für eine Person. Enttäuscht gehe ich ins Bad, hier hängt ein Zettel am Spiegel, mit Noras Handschrift.

Ich bin mit den Mädels verabredet, danke das du gestern für mich da warst.

Genieß dein Frühstück! Bis später. Küsschen Nora

Sie schreibt immer Küsschen Nora, egal ob in Emails, Nachrichten und auch egal bei wem, denn auf Linas Handy habe ich es auch schon gesehen. Und Julia hat sich mal darüber lustig gemacht. Dennoch freue ich mich über die Nachricht und genieße mein Frühstück und lasse dabei eine ihrer Playlists spielen. Nora hört unheimlich viel Musik und beinahe alles, an der Musik, die sie hört, kann ich mittlerweile ihre Stimmung einschätzen, besonders beim Kochen hört sie gerne Musik und tanzt dabei. Ich glaube das es ihr nicht einmal bewusst und meist hört sie auf, wenn sie mich bemerkt, schade denn ich schaue ihr ausgesprochen gerne zu.

Mein Handy klingelt und ich schmunzle als ich auf dem Display den Namen Aurelie sehe, sie ist meine älteste Freundin, mit tausend Worten kann man sie nicht beschreiben. Sie ist Halbfranzösin, wild, frei, ungezähmt, sieht heiß aus und ist für alles offen was Liebe und das Leben betrifft. Man kann ungelogen alles mit ihr machen, lachen, weinen, trinken, tanzen, schlafen, ja ich habe schon mehrfach mit ihr geschlafen, vor allem wenn wir gerade nicht in einer Beziehung stecken. Sie mag Männer und Frauen, eigentlich mag sie alles und jeden, sie ist überall zu Hause und man kann ihr nicht böse sein.

Ich gehe also ran: "Na Liebes, wo drückt der Schuh." "Ich trage keine Schuhe, also drückt nichts du heißes Teilchen." Sagt sie belustigt mit ihrem süßen französischen Akzent. "Bald ist es wieder soweit wir haben Geburtstag." "Was schon wieder?" sage ich übertrieben verwundert und sie lacht. Seit Jahren verbringen wir unseren Geburtstag miteinander ich habe am 16.August und sie am 17ten, dieses Jahr ist sie dran herzukommen. Meist kommt sie für eine Woche und ich so viele Tage wie ich freibekomme. In der Vergangenheit haben wir manchmal einfach ohne Pause miteinander gevögelt, andere Male eine Riesen Party geschmissen oder uns die Nächte in den Clubs der Stadt um die Ohren geschlagen. Irgendetwas fällt uns immer ein. "Ich komme zu dir, mein Schöner. Was macht die Liebe?" Fragt sie und trifft den Nagel auf den Kopf. "Ist kompliziert" meine ich und sie sagt: "Uh lala, klingt als kann ich helfen. Wie heißt sie?" "Nora" sage ich nüchtern. "Nora, wird dich lieben, mein Schatz, dafür werde ich Sorgen." Und ich weiß, das Aurelie, dass auch so meint.

Bei vernünftigen Menschen kitzelt sie die Unvernunft zu Tage und bei unvernünftigen Menschen die Vernunft. Sie findet immer die passenden Worte und lässt ihre Magie fließen. Abgesehen davon das Aurelie dieses Jahr 32 wird, könnte man meinen sie wäre kaum älter als ich der 24 wird.

"Ich werde Nora sagen das du kommst." "Du siehst sie also heute noch?" "Davon gehe ich aus immerhin wohnen wir zusammen". "Chris, du wohnst mit einer Frau zusammen, die dein Herz gestohlen hat. Es wird Zeit, dass ich dich besuche." "Aurelie, sie ist meine Mitbewohnerin, aber mein Herz gehört ihr schon bevor ich eingezogen bin." "Na das sehe ich mir übernächste Woche selber an. Bis dann! Baiser Baiser." Das heißt so viel wie Küsschen, Küsschen.

Nora ist zu meiner Verwunderung wenig begeistert das Aurelie hier für eine Woche wohnen wird, erst als ich sage, dass es unsere Geburtstagstradition ist, freut sie sich ein bisschen. "Du hast bald Geburtstag?" fragt sie mich und ich nicke, jetzt lächelt sie mich an. Dann überrumpelt sie mich mit der Frage: "Wo wird deine Freundin schlafen?" Meine Freundin, ist sie eifersüchtig? Und wo wird sie schlafen? Gute Frage. "Wo immer sie möchte" sage ich und denke an einige Male in der Vergangenheit, in der sie mit meinen Männlichen und Weiblichen Freunden geschlafen hat. Nora verdreht die Augen und macht sich auf in ihr Zimmer, aber ich halte sie am Handgelenk zurück.

Als sie mich ansieht erläutere ich: "Hi, Aurelie ist ein völliger Freigeist und meine älteste Freundin, sie kommt und geht aber die Momente mit ihr bleiben für immer. Es gibt niemanden, der sie nicht mag, also gib ihr eine Chance, für mich? Okay?" Wow, mir war nicht bewusst wie wichtig es mir ist, das sich Nora und Aurelie verstehen. "Klar gebe ich ihr eine Chance, wenn sie mit dir auskommt, muss sie ja wirklich was Besonderes sein." Autsch, ich glaube das war kein Kompliment.

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Na wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Lasst es mich wissen, ein kurzer Kommentar, eine persönliche Nachricht, ich würde mich freuen.

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