Kapitel 81

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Einen Monat später.

Nora

Der September bringt neben meinem 27ten Geburtstag auch einen positiven Schwangerschaftstest für Aurelie, anscheinend ist ihr Herzenswunsch auf dem besten Wege erfüllt zu werden. Wir sind alle ziemlich aus dem Häuschen und beschließen unseren Familien erst in ein paar Monaten davon zu erzählen. Weihnachten verbringen wir zusammen bei Chris Familie. Ich freue mich schon seine Eltern endlich kennenzulernen, bisher hat es ja nie geklappt.

Sein Eltern Haus ist nur ein paar Stunden mit dem Auto entfernt und wird innerhalb von wenigen Tagen bis unters Dach gefüllt. Ben, Sarah und die beiden Kinder kommen, Chris, Aurelie und ich, dann sind da Carlo und Jill, die Beiden kommen erstaunlich gut klar und das Schlusslicht bilden Nino, der extra aus New York eingeflogen ist und Lina. Chris Eltern sind wahre Herzensmenschen, sofort werden wir, Aurelie und ich mit einer Umarmung begrüßt, in die Küche geschleift und in ein Gespräch verwickelt. Chris hingegen trägt mit Carlo unser Gepäck rein.

"Nora wir freuen uns dich endlich kennenzulernen, du hast uns ja ganz schön zappeln lassen, ich meine ihr wohnt, seit zwei Jahren zusammen." Beginnt seine Mutter Rena und sein Vater Peter genannt Pitt, wird noch direkter: "Ihr hättet uns ruhig mal einladen können wir sind immerhin stubenrein!" "Das war keine Absicht, ehrlich", verteidige ich mich, sie gucken mich ernst an, doch als Chris und Carlo in der Küche auftauchen fangen sie an zu lachen. "Hört auf ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, sonst vergrault ihr sie noch." Verteidigt Chris mich und legt einen Arm um meine Schultern. Aurelie streckt mir ihre Hand entgegen und sagt mir auf Französisch, das die Beiden mich nur auf den Arm nehmen wollen. Chris Vater fügt, in perfektem Französisch, hinzu: "Das Chris niemanden mit nach Hause bringt, wenn es ihm nicht 100% ernst ist." Nun ist es Rena die auf Deutsch ergänzt: "Aurelie ist die einzige Ausnahme." "Die gehört doch schon ewig zur Familie", murmelt Carlo.

Einen Moment später öffnet sich die Haustür und Lina kommt freudestrahlend herein: "Sind sie endlich da? NORAAAAAA!" ruft und quietscht sie, und schon werde ich von ihr umarmt. "Ich krieg keine Luft mehr Lina" stammle ich und alle Lachen. Sie lässt von mir ab und nimmt Aurelie in die Arme. "Los kommt mit ich will euch das Haus zeigen", sagt sie und schleift uns auch schon aus der Küche. Das Haus ist gemütlich und wohnlich, es ist nicht klein aber für eine Familie mit 5 Kindern, die jetzt mit ihren Partnern über die Feiertage hier sind, mehr als überfüllt. In dem Haus meiner Mutter hätten alle genug Platz, aber es wäre lange nicht so schön und hinzukommt noch, dass meine Mutter niemals so viele Gäste beherbergen würde.

Die nächsten Tage wird es täglich voller und chaotischer. Als Sarah und Ben einen Tag später eintrudeln, stürmen die Kinder auf mich zu und nehmen mich für den Rest des Tages in Beschlag. Ich bin abends so erledigt, dass ich wie ein Stein ins Bett falle.

Wobei Bett zu viel gesagt ist, es ist eher ein Matratzenlager, damit wir genug Platz haben zu dritt. Das Chris mit Aurelie und mir zusammen ist, scheint hier niemanden zu stören, weder seine Geschwister noch seine Eltern. Ich habe mir völlig umsonst den Kopf darüber zerbrochen und verschiedene Gespräche diesbezüglich ausgemalt. Auch wenn ich einen der Beiden küsse oder geküsst werde, rümpft niemand die Nase. Dagegen war die Reaktion meiner Mutter vergleichbar mit einem Barfußspaziergang über glühend heiße Lava. Sie wird wohl auch die letzte sein die von Aurelies Baby erfährt. Richard hingegen freut sich und kommt uns alle paar Monate besuchen.

Am Morgen des 24.12., trifft Nino als Letzter ein. Endlich lerne ich ihn auch persönlich kennen, er und Chris stehen sich nicht so nah, wie Chris und seine anderen Geschwister, warum weiß ich allerdings nicht. Zur Überraschung aller ist Nino nicht allein, sondern in Begleitung eines sehr gut aussehenden Mannes, Namens Jason. Die beiden sind eindeutig ein Paar und wieder stört es niemanden, die Eltern umarmen beide und auch alle Geschwister begrüßen Jason, als wäre er schon lange Teil der Familie.

Ich beschließe Rena beim Kochen darauf anzusprechen.

"Sag mal, wusstest du das Jason mitkommt? Ich frage nur weil, ja weil", stottere ich vor mich hin und verliere mich in Gründen. "Weil meine Mutter mich umbringen würde, wenn ich einfach mit einem extra Gast auftauche." Merkwürdigerweise bin ich nervös und spiele mit meinen Fingern. Rena legt intuitiv ihre Hand auf meine unruhigen Finger: "In unserem Haus ist jeder willkommen, vor allem wenn er oder sie meinen Kindern etwas bedeutet." "Oh", sage ich sprachlos, "das ist schön". Als ich in Renas Gesicht schaue, sehe ich ein strahlendes Lächeln, das ihre Herzenswärme direkt in meinen Körper strömen lässt. "Weißt du Nora, mein Mann und ich sind Hippies durch und durch, wir haben in Kommunen gelebt, und freie Liebe gepredigt. Unsere Kinder haben alle einen Teil davon abbekommen." "Wow, das ist so ziemlich am weitesten entfernt von dem was ich kenne", gebe ich zu und werde fest von Rena umarmt. "Ich weiß Nora Schatz, aber jetzt hast du uns auch", flüstert sie in mein Ohr.

"Hey ich will auch mit kuscheln", ruft Chris und schlingt seine Arme um mich und seine Mutter. Seine Bartstoppeln kitzeln meine Wange als er einen Kuss darauf platziert. "Schön, dass zwei meiner wichtigsten Frauen miteinander klarkommen", sagt er und schon hören wir ein Räuspern und mehrere Einwände. Aurelie, Lina und Lilly stehen in der Küche mit dem gleichen Gesichtsausdruck nur Lilly ist diejenige, die es ausspricht: "und was ist mit mir?"

Chris dreht sich um, nimmt sie auf den Arm und sagt: "Du bist noch keine Frau, dafür aber meine Prinzessin. Und ihr beide", er zeigt auf Aurelie und Lina, "Ihr seid mir genauso wichtig!" Er drückt beiden einen Kuss auf die Stirn, ehe er mit Lilly auf dem Arm ins Wohnzimmer verschwindet.

Der Mitbewohner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt