Kapitel 23

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Nora

Kaum ist die Tür hinter den dreien zu, höre ich mir alles an was in meinem Leben falsch läuft. Dass ich mich ausnutzen lasse, weil ich auf die Kinder aufgepasst habe, ich mit einem Taugenichts zusammenwohne und überhaupt nicht an meine beschissene Karriere denke, ich hätte Jura studieren sollen, oder wenigstens Medizin. Ihr gefallen meine kurzen Haare nicht, und die Wohnung hätte ich auch gerne mal aufräumen können. Zum Glück schmeckt ihr der Kaffee und sie beginnt bald von ihrem Leben zu prahlen, da muss ich immer nur nicken und sagen: "Ich freue mich für dich Mutter!"

Mein Selbstbewusstsein nach ihrem Besuch ist zwischen den Ritzen, des Holzfußbodens versickert. Ich habe geheult nach dem sie weg war, dieses Miststück von Mutter. Ich komme gerade aus dem Bad, in dem ich mir die Tränen abgewaschen habe, als die Tür aufspringt und Lilly und Linus schreiend auf mich zu stürzen. Ich schaffe es gerade noch die Arme auszubreiten da liegen sie schon drin. Ihre Umarmung tut gut.

"Wir haben dir Blumen mitgebracht?" rufen beide im Chor. Ich gehe von Gänseblümchen oder anderen Wiesenblumen aus, doch als Lilly und Linus zurück zu Chris gehen, der etwas hinter seinem Rücken versteckt hält, kommen sie mit einem kleinen Blumenstrauß aus einer Gärtnerei auf mich zu. "Der ist aber schön, danke" ich drücke die beiden erneut und Lilly flüstert mir ins Ohr: "Die von Onkel Chris sind schöner." Meine Augen flackern zu Chris als er sagt: "Danke Lilly, los geht in die Höhle, bis ich euch was anderes sage." Die beiden laufen kichernd in sein Zimmer.

Ich stehe vor ihm und habe Schmetterlinge im Bauch, sein Lächeln ist schüchtern und süß, vor allem wenn er die Kids ansieht. "Du hast geweint" stellt er fest und fährt mit der Hand über meine Wange. "Ja, meine Mutter ist eine ekelhafte Person." "Bin ich froh, dass du das sagst, ich glaub nicht das ich sie sonderlich mag." Als er das sagt müssen wir beide kichern. "Ist okay, ich glaube sie mag sich selbst nicht." Chris sieht mir tief in die Augen, er sieht den Schmerz, den meine Mutter auslöst.

"Hast du dich deswegen verkleidet?" fragt Lilly hinter mir ich drehe mich zu ihr um und gucke ihr in die Augen. "Ja, Mäuschen, meine Mama ist ziemlich streng und möchte das ich so bin wie sie, aber da hilft verkleiden nicht, denn ich bin nicht so wie sie." "Das ist gut so, denn ich mochte die komische Tante nicht." Sagt Lilly und drückt ihren Kopf an meinen Bauch. Wir lachen alle drei und Chris schickt sie wieder weg.

Als ich mich umdrehe, hält er mir einen traumhaften Strauß gelber Rosen hin in dem noch drei Rote stecken. "Die sind für die Echte Nora, die wir alle lieben. Nicht für die Nora die sich für jemanden verbiegt." Ich nehme den Strauß und umarme Chris während mir zwei Tränen herunterkullern. "Küssen, Küssen", fordert Linus dicht gefolgt von Lilly, die es ebenfalls laut brüllt. Ich gebe nach und drücke Chris einen kleinen Kuss auf die Wange. Dann hauche ich ihm noch ein "Danke" ins Ohr.

"Wie wäre es, wenn wir einen Film gucken und Eis essen, sobald ich meine Verkleidung los bin. Sucht ihr schon mal einen Film aus?" begeistert stürmen die Kleinen auf die Couch und ich wende mich von Chris ab, er lässt nur langsam meine Hand los. In mir herrscht ein Gefühlschaos. Ausgelöst von meiner Mutter, dem Gefühl, das mir die Kids geben und dann noch den riesigen Gefühlen, die ich für Chris habe, aber dauernd unterdrücke.

Der Mitbewohner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt