Kapitel 10

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Nora

Wie angekündigt ist niemand zu Hause, als ich von der Uni und der Arbeit komme. Ich finde einen Zettel auf meinem Bett vor.

Ich habe mir ein Kleid von dir geliehen, ich hoffe das ist okay. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bringe ich es dir zurück. Danke für alles, pass gut auf meinen Bruder auf.

Küsschen Lina

Ich schmunzle, weil jeder i-Punkt ein kleines Herzchen ist, etwas das ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Hoffentlich geht es dir bald besser, Lina. Du hast einen besseren Typen verdient, einen der dich auf Händen trägt, murmele ich und geh erst einmal duschen.

Als meine Freundin Julia mir schreibt treffe ich mich mit ihr zum Abendessen und gehe danach früh schlafen. Chris kommt irgendwann nachts nach Hause und ist schon weg als ich aufstehe. Das darauffolgende Wochenende fährt er wieder zu seinen Eltern, um sich mit seinen Brüdern abzusprechen.

Am Montag erzählt er mir, dass der EX- Freund die Dreistigkeit besaß, an die Tür seines Elternhaus zu klopfen, um nach Lina zu fragen, sie haben ihn nur verbal verjagt. Später als Chris und sein Bruder Carlo joggen waren hat er ihnen aufgelauert und es kam zu einem Kampf bei dem Chris und Carlo mehr eingesteckt haben, nur um im Anschluss zur Polizei zu gehen und schon waren es zwei Anzeigen und er wurde umgehend verhaftet. Da er auf Bewährung war, wird er die nächsten drei Jahre in einer Zelle sitzen. Ich weiß nicht ob ich Lachen oder weinen soll, ich bin froh das Chris und sein Bruder nur ein paar blaue Flecken haben, aber selbst die machen mich traurig.

Chris hat in der nächsten Woche viele Dates, oder eher Bettgeschichten, beinahe jede Nacht höre ich jemanden in seinem Zimmer. Ich beschließe statt zu lauschen auch eine Nacht wo anders zu verbringen. Und schon habe ich mir ein Date verschafft.

Es ist Freitag und ich treffe mich mit einem Typen, der schon seit längerem versucht meine Aufmerksamkeit zu erregen. Das Date ist durchschnittlich und der Sex danach auch. Als ich mich im Dunkeln in die Wohnung schleiche, steht Chris nur in Boxershorts in der Küche und trinkt Wasser. Ich krieg fast einen Herzinfarkt, weil ich mich so erschrecke. "Na Spaß gehabt" fragt er und ich schüttele den Kopf: "Ich hatte schon bessere." Interessiert hebt er eine Augenbraue, was ich im Licht des geöffneten Kühlschranks sehen kann. Ich nehme den Vodka raus und gieße mir ein Glas voll ein. "Autsch, so schlecht, dass du einen Drink brauchst." "Ja, besser ich desinfiziere meine Schleimhäute. Und bei dir?" "Schenk mir auch einen ein." Flüstert er und ich grinse.

Wir setzen uns auf die Couch, nachdem er sich ein Shirt und Sweats geholt hat, und unterhalten uns mitten in der Nacht und leeren nebenbei die halbe Flasche Vodka. Um 5 Uhr schleicht sich im Dämmerlicht eine Frauengestalt aus seinem Zimmer, sie trägt ihre High Heels in den Händen und erschrickt sich als sie uns auf der Couch sitzen sieht. "Ehrlich Chris, du sitzt hier und trinkst, statt mit mir zu schlafen?" fragt sie entsetzt und Chris antwortet ziemlich arrogant: "Ja, denn der Vodka schmeckt mir besser als du." Ich verkneife mir ein Lachen, das bei dem ganzen Alkohol nicht ganz einfach ist. Empört stolziert sie davon und sagt: "Denk bloß nicht daran mich nochmal anzurufen, besser noch lösche meine Nummer." "Wird gemacht" kontert Chris und sie lässt die Tür wütend ins Schloss fallen. "Das war gemein von dir", sage ich zu Chris und er lacht "glaub mir, die hat sich schon durch die ganze Berufsschule geschlafen." "Trotzdem solltest du nicht so ein Arsch sein, wenn es Lina wäre."

Der Mitbewohner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt