Kapitel 36

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Nora
Die letzten 20 Minuten waren der pure Wahnsinn und Adrenalinrausch, ich bin so dankbar, dass beide da waren und wir diesen Quickie hatten, denn ich bin fast geplatzt vor Lust. Mit Lilly und Linus zu spielen sollte mich eigentlich von meinem Verlangen ablenken aber Chris aus der Ferne zu beobachten hatte leider den gegenteiligen Effekt. Und Aurelies unauffällige Berührungen im Vorbeigehen haben mich wahnsinnig gemacht. Wir richten uns alle im Bad wieder her, bevor wir gemeinsam heruntergehen. Wozu sollten wir verstecken was sich sicher alle denken.

Ich sehe Sarah in der Küche aufräumen und gehe ihr helfen. Sarah ist supernett und herzlich, allerdings sind mir auch ihre Blicke Aurelie gegenüber nicht entgangen und ich möchte so gerne vermitteln. Ich spüle und sie trocknet ab. Wir unterhalten uns über unwichtige Sachen und lachen hier und da. Auf Französisch rufe ich Aurelie zu sie solle doch bitte benutzte Gläser und Teller herbringen, umgehend schreitet sie zur Tat. Durch das Küchenfenster sehe ich sie draußen herum wuseln und frage Sarah einfach direkt.

"Gibt es einen Grund, warum du Aurelie nicht magst?""Was? Wie kommst du darauf, Nora?" fragt mich Sarah und versucht es zu verbergen. "Komm schon sag die Wahrheit." Bitte ich sie erneut und sie sucht nach einem Glas und schüttet sich einen Wein ein, um Zeit zu schinden. Leise flüstere ich: "Du stehst doch nicht etwa auf sie?" Sarah spuckt beinahe den kompletten Wein wieder aus. "Nein, tue ich nicht. Ganz bestimmt nicht. Ben aber." "Was Ben? Das glaube ich nicht, hast du mal gesehen wie dich Ben anguckt?" Sie sieht mich verwundert an. Es ist ihr nicht klar das Ben sie anhimmelt.

"Ich habe eben als ich mit den Kindern gespielt habe die Dynamik der Party genaustens beobachtet. Ben hat nicht einmal zu Aurelie gesehen, außer vielleicht als Chris erst mich und dann sie geküsst hat, allerdings standen wir auch genau vor ihm. Er sieht dir pausenlos auf den Hintern, ich glaube es gibt keinen Moment, in dem er nicht genau wusste, wo du bist und mit wem du redest." "Das sagst du nur damit ich mich besser fühle. Er hatte mal was mit Aurelie, damals im Frankreich Urlaub." Ich fang laut an zu Lachen, weil ich mittlerweile die Geschichte aus Aurelies und Chris Sicht kenne. "Was ist so witzig?" fragt mich Sarah empört. "Von wem hast du das?" frage ich als ich mich zusammenreiße. "Von Ben natürlich, er meinte das er sie zuerst hatte, bevor Chris überhaupt Interesse gezeigt hat." Ich verkneife mir ein weiteres Lachen, weil Aurelie mit einem Haufen Geschirr zurück in die Küche kommt. "Was ist hier los", fragt sie unschuldig mit ihrem süßen Akzent.

Ich lege einen Arm um Sarahs Schultern um ihr zu zeigen das ich nichts Böses will, dann schaue ich Aurelie an und frage geradeheraus: "Funny hattest du schon mal was mit Ben?" Sie verzieht das Gesicht als hätte sie in eine Zitrone gebissen, "Non, Cherie. Ich habe Ben nicht mal in Betracht gezogen." Sarahs Gesichtszüge entgleisen ihr, und dann kommt zur Sprachlosigkeit, Neugierde und Wut hinzu. "Ist er dir nicht gut genug?" fragt sie Aurelie schnippisch. Aurelie hebt die Hände dann sagt sie: "Er ist ein toller Mann, aber nicht mein Typ. Er mag Monogamie und Struktur und ich bin das einfach nicht. Außerdem hatte er damals immer wieder ein Mädchen in seiner Klasse erwähnt, und seine Augen fingen an zu leuchten." Erneut flackern neue Gefühle über Sarahs Gesicht, diesmal hat sie beinahe Tränen in den Augen vor Erleichterung.

"Sarah, du mochtest mich all die Jahre nicht, weil du denkst ich stelle eine Gefahr da?" fragt Aurelie verblüfft und Sarah nickt und fällt ihr in die Arme. "Es tut mir leid Aurelie" höre ich sie schluchzend sagen. Ich umarme beide Frauen und freue mich das ich dieses Problem lösen konnte. Während sich die beiden ihre Tränen wegwischen, hole ich eine Flasche Likör aus dem Kühlschrank und drei Schnapsgläser heraus. Wir trinken auf die Liebe, Schwesternschaft und die Wahrheit und räumen gemeinsam noch die restliche Küche auf. Dabei fragt uns Sarah neugierig aus, wie es ist mit einer Frau zu schlafen oder gar mit zwei Personen.

Während der ganzen Sache in der Küche sehe ich immer wieder wie Chris zu uns sieht und als wir gerade fröhlich Lachen kommt er endlich rüber und zieht mich an sich. Gott, wie kann man einen Mann so vermissen, obwohl er nur im Raum nebenan ist. Aurelie sitzt neben Sarah auf der Arbeitsfläche und legt ihr einen Arm um die Schultern als sie eine weitere Runde Schnaps kippen. Chris hingegen lehnt mich gegen die Arbeitsfläche gegenüber der Beiden und küsst mich das mir schwindelig wird. Wie macht er das? Frage ich mich als er mir ein "Danke" ins Ohr haucht. "Wofür?" ehe er antwortet, hebt er mich auf die Arbeitsfläche und ich ziehe ihn automatisch näher an mich, da wir jetzt auf Augenhöhe sind. "Du hast Hass gegen Freundschaft ausgetauscht." "Sarah hat Aurelie nicht gehasst, sie mochte sie nur nicht auf Grund von falschen Informationen." Er guckt mich an und zieht eine Augenbraue hoch, als wollte er sagen, das kommt aufs Selbe heraus. Ich sag nur "gern geschehen" und küsse ihn erneut.

Sarah fragt etwas zu laut: "Und es stört dich nicht, dass die beiden da drüben direkt vor dir rummachen." Ich höre das Aurelie lacht, von ihrer Antwort höre ich aber nur fetzen, so was wie: "Im Gegenteil, es macht mich an." Chris macht sich gerade über meinen Hals her als ich Sarah sehe, wie sie uns aus Aurelies Augen betrachtet und dann hopst sie von der Arbeitsfläche und geht Ben suchen. Ich schmunzle und Aurelie sagt mir auf Französisch was ich nicht sehe.
Sarah hat sich wohl Ben, der in einem Gespräch mit seinen Geschwistern war geschnappt und ist mit ihm an der Hand aus Sichtweite aller verschwunden. "Die schieben jetzt bestimmt eine Nummer", murmelt Chris an meinen Hals. Aurelie und ich kichern, weil das genau das ist, was mir auch Aurelie gerade auf Französisch gesagt hatte. Chris wendet sich von mir ab, dreht sich um und schnappt sich Aurelie, hebt sie hoch küsst sie und setzte sie neben mir ab. Dann holt er sich ein neues Schnapsglas und füllt unsere mit auf. Bevor wir auf uns anstoßen, machen wir noch eine Handvoll Selfies. Danach reicht uns Chris ein Wasser und flüstert: "Ich habe noch lange nicht genug von euch also behaltet einen klaren Kopf." Gedanklich lache ich, weil es ungefähr 4 Shots zu spät kommt.

Der Mitbewohner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt