Kapitel 121

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John

Ich fühle ihren Schmerz, spüre wie Melissa in meinen Armen zittert, erinnere mich daran wie viele Emotionen durch Nora geflossen sind, als sie das Ergebnis des Vaterschaftstests gelesen hatte und was das mit mir gemacht hat. Mein Atem ist holprig, mein Herz schwer, doch mein Kopf sagt mir, dass ich endlich angekommen bin. Und aus meinem Mund sprudeln die Worte ohne das ich es mitbekomme: "heirate mich".

Mit von Tränen verschleierten Augen schaut mich Melissa an. "Habe ich dir nicht gerade gesagt, dass ich dich nie wieder in meinen Kopf lasse?" fragt sie zynisch nach. Schmunzelnd über ihre Hartnäckigkeit antworte ich: "Ich will ja auch nicht in deinen Kopf, sondern in dein Herz." "Du bist zu alt für mich" führt sie als nächstes an und ich muss laut lachen. "Planst du als alte Jungfer zu sterben?" kontere ich und sie nickt wenig überzeugend mit dem Kopf. "Du wohnst in New York!"

"Und, ich kann umziehen, hier scheint mir genug Platz zu sein." Verteidige ich mich und deute auf das Bett und den Raum. "Tzz", macht Melissa und ich füge an: "Ich plane mehr Zeit mit meiner Tochter und meinen Enkeln zu verbringen." Entgeistert schaut mich Melissa an. "Das erlaube ich nicht!" stammelt sie empört. "Engelchen, ich glaube das hast du nicht zu bestimmen!" warne ich sie. "Doch habe ich, sie ist meine Tochter" faucht sie und fährt die Krallen aus. "Unsere Tochter" korrigiere ich sie. "JOHN!" fährt sie mich an und ich beschließe sie ruhig zustellen, indem ich ihre Hände fixiere und mich halb auf sie lege.

"Halt die Klappe oder antworte endlich, ich bin hier und werde bleiben, in Noras Leben und dem ihrer Kinder, wenn du bereit bist über deinen Schatten zu springen, können wir heiraten und gemeinsam das Leben genießen, statt weiterhin nur rumzudümpeln." Nachdem ich so eine klare Ansage gemacht habe, verlasse ich ihr Bett, um ihr Bedenkzeit einzuräumen, ich schlüpfe in meine Unterwäsche, meine Jeans, greife mein Hemd und verlasse ihr Schlafzimmer. Unten ziehe ich eine Packung Zigaretten aus meiner Tasche und gehe in ihren Garten, um eine zu rauchen.

"Fuck, ist das ein Anwesen." Stelle ich erneut fest, und erschrecke mich als plötzlich Richard neben mir erscheint. "Ja das ist es in der Tat, sie hat sich ein Imperium aufgebaut, ohne es auch nur einen Augenblick zu genießen. Schön, dass sie endlich hier sind Herr Walsh", meint Richard und ich wende mich ihm zu und biete ihm eine Zigarette an, "John reicht völlig." "Richard, freut mich dich kennen zulernen." Wir schütteln uns die Hände und er zückt einen Flachmann, nimmt einen Schluck und hält in mir hin.

"Sie wird dir die Hölle heiß machen für die Ansage eben." Warnt mich Richard vor und ich zucke mit den Schultern "glaub ich nicht" gebe ich arrogant zurück. "Du hast sie angegriffen und unter Druck gesetzt, zwei Dinge, die sich niemand außer vielleicht Nora traut", erklärt mir Richard und ich schmunzle voller Stolz über die junge Frau, die ich meine Tochter nennen darf.
Wir sitzen mittlerweile auf der obersten Treppen Stufe und blicken in den dunklen Garten hinein. "Ich will das sie schmollt und sich ihrer Gefühle stellt. Ihr habt doch ein Gästezimmer oder nicht?" harke ich nach und sehe meinen neuen Freund grinsen, "Du bist ein Schlitzohr." "Danke für das Kompliment. Erzähl mir etwas über Noras Kindheit? Was mochte sie gerne? Hatte sie Freunde? Ihr Lieblingsessen und so was?", frage ich und Richard ist überglücklich mir diese Antworten zu geben. Nach zwei weiteren Zigaretten gehe ich und mache es mir in einem der Gästezimmer gemütlich, alles in allem war es ein erfolgreicher erster Tag mit Melissa.

Melissa

"Oh, wie ich diesen Kerl hasse, erst verführt er mich, dann schwelgen wir in Erinnerungen und klären einige der Dinge, die wir nie angesprochen haben und dann bringt er mich zum Heulen, nur um mich noch mal ins Bett zu kriegen. Ich hasse Ihn!" Sage ich wutschnaubend zu Richard der in der Küche steht und mir zu hört. "Und du hast nichts davon gewollt?" fragt mich Richard. So direkt fragt er mich sonst nie etwas. "Ja ich meine Nein, ach keine Ahnung." Genervt davon festgenagelt worden zu sein, möchte ich gehen. "Was ist mit dem Antrag?" Mist, auch das hat Richard also gehört, ich drehe mich zu ihm um und zucke mit den Achseln, dann gehe ich ohne ein weiteres Wort hoch in mein Schlafzimmer. Auf dem Weg muss ich an seinem Gästezimmer vorbei. Die Villa hat noch vier weitere Zimmer, die alle ähnlich passable sind, nur liegen die nicht auf dem Weg zu meinem Schlafzimmer, ist das Zufall oder gewollt von den beiden Herren in diesem Haus. Mit John werde ich jedenfalls nicht mehr reden, beschließe ich.

Der Mitbewohner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt