4. Kapitel

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Satoru:

Ichiji hielt vor dem Archiv an ubd Satoru stieg aus dem Auto.
"Bin in zwanzig Minuten wieder hier", sagte er. Ijichi seufzte. Satoru vergrub die Hände in den Hosentaschen und spazierte in das Archiv.
Die große Glaskuppel wurde gerade neuaufgebaut, sodass das Dach des Archivs mit Trägern und Gerüsten bedeckt war.
Nitta saß hinter dem Tresen, in eine Schriftrolle vertieft, die eine bläuliche Aura ausstrahlte.
Als er eintrat sah sie auf und erhob sich vom Stuhl.
"Gojo", sagte sie, "Was machst du hier?" Sie sah auf die Uhr, "Es ist 6:30"
"Die Arbeit schläft nicht", erwiderte er gutgelaunt.
"Aha", sagte sie.
"Ich hatte gehofft, Aufzeichnungen zu finden", sagte er.
"Wieder über Sukuna?", fragte sie.
"Nein, ich habe mich gefragt, ob es Stammbäume gibt, die einen Hinweis, auf Familie Okura haben", antwortete er. Nitta runzelte die Stirn und blätterte durch das Verzeichnis.
"Möglich", sagte sie, "Aber dass muss ich nachgucken"
"Gut", sagte er, "Und ich wollte wissen, ob es Berichte über Jujutsukräfte gibt, die mit Schatten zutun haben"
"Meinst du Fluchschatten?", hakte sie nach.
"Nein, generell alles" Nitta notierte das auf ihrem Block.
"Gib mir einen Tag Zeit", sagte sie, "Du kannst die Aufzeichnungen morgen abholen"
"Ich hatte eigentlich gedacht, du würdest das für mich übernehmen", er schenkte ihr sein unwiderstehliches Lächeln.
"Keine Chance", erwiderte sie ungerührt, "Ich habe alle Hände voll mit den Aufzeichnungen über Sukuna"
"Du bist ein Schatz"
"Ich hab nicht..."
"Ruf mich an, wenn du etwas herausgefunden hast" er beeilte sich aus der Tür zu verschwinden, bevor Nitta widersprechen konnte.

Okura und Yuji gähnten, als sie Satoru zum improvisierten Sparringraum folgten.
Satoru schloss die Tür und dehnte die Finger.
"Yuji", er dehnte den Nacken, "Zeig Okura, was du bisher gelernt hast"
"Alles klar" Yuji ging in Kampfstellung und dehnte den Kopf. Dann stürmte er auf Satoru zu. Er wisch ihm aus. Die Fluchaura bewegte sich auf ihn zurück. Etwas zischte durch die Luft. Er neigte den Oberkörper zurück, dann duckte er sich. Yujis Faust streifte die Spitzen seiner Haare.
Satoru trat einen Schritt zur Seite und wisch mühelos seinem Knie aus, dann wirbelte er herum und packte Yujis Faust. Er schleuderte ihn gegen das Kissen.
Das Kissen war im Grunde nur ein einfaches Kissen, dass er Gakuganji bei seinem letzten Besuch geklaut hatte. Satoru hatte einen eierförmigen Kreis daraufgemalt und es diente ihnen seither als Schiedsrichter. Wer immer das Kissen zuerst berührte, hatte verloren.
Yuji stieß enttäuscht die Luft aus.
"Die Regeln sind einfach", sagte Satoru und wandte sich ihr zu, "Keine Fluchtechnik. Wer das Kissen zuerst berührt hat verloren" Satoru breitete die Arme wie ein Dirigent aus.
"Bereit Yuji?" Yuji kratzte sich unschlüssig am Hinterkopf.
"Ich weiß nicht, Sensei", sagte er, "Man schlägt keine Mädchen" Okura streifte ihre Jacke ab.
"Dann wird das wohl ziemlich einseitig", sagte sie und er konnte hören, dass sie lächelte. Zufrieden lehnte Satoru sich an die Wand.
"Dann ist ja alles geklärt" ohne weitere Umschweife klatschte er in die Hände.

Yuji richtete sich auf.
Dann stürmte er los. Okura hob die Arme beschützend vor das Gesicht, als seine Faust auf sie niederkrachte. Sie wisch zurück. Yujis Knie traf sie in die Seite und sie ächzte auf. Okura wisch immer weiter zurück und steckte Schlag nach Schlag ein.
Satoru seufzte enttäuscht.
Yuji holte erneut aus. Satoru wandte den Kopf ab und bereitete sich mental schon auf die tausenden Übungsstunden vor, die sie brauchen würde, um auf normalem Jujutzistenlevel zu sein, als Yuji aufschrie. Er hatte aufgeholt und Okura packte seine Hand. In einer fließenden Bewegung tauchte sie unter seiner Faust hinweg und riss sie auf seinen Rücken. Überrascht quietschte Yuji auf. Okura stieß ihn nach vorne und er taumelte gegen die Wand.
"Mist", hörte er sie murmeln. Yuji hatte das Kissen verfehlt und rappelte sich auf.
Er stürmte auf sie zu und schubste sie mit voller Wucht gegen die Wand. Okura ächzte. Er packte ihre Kehle.
Sie ließ ihren Ellbogen auf seine Armbeuge hinabsausen. Sein Arm knickte weg und sie befreite sich aus seinem Griff und versuchte aus der Ecke zu entkommen, in die er sie gedrängt hatte.
Yuji schlang die Arme um ihre Schultern und riss sie zurück. Versuchte sie zum Kissen zu zerren. Okura stieß die Luft aus. Innerhalb eines Herzschlags zog sie die Knie an die Brust, sodass ihr Gewischt ihn nach unten zog. Dann sprang sie ab. Ihre Füße stießen sich von der Wand ab und ihr Körper vollführte eine Drehung in der Luft.
Yuji wurde zu Boden geschleudert. Die Wucht des Aufprall lockerte seinen Griff und sie löste sich daraus und kam auf die Füße. Okuras Blick glitt zum Kissen und wieder zurück zu Yuji, der qualvoll aufstöhnte.
Er packte ihren Knöchel.
Satoru wartete darauf, dass sie ihm in den Bauch trat oder ihren Knöchel aus seinem Griff befreite. Stattdessen zögerte sie und Yuji riss sie von den Füßen. Sie prallte auf dem Boden auf und ihre Hand streifte das Kissen.
Satoru ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken, sondern klatschte in die Hände.
"Damit steht der Sieger für heute wohl fest", erklärte er feierlich, "Yuji hat Okura geschlagen" Yuji grinste zufrieden.
"Und ich Yuji", sagte Satoru, "Also 43 für Sensei" er zog einen Stift aus seiner Tasche und kritzelte einen Strich an die Wand neben 42 anderen.
"Och meno!", murmelte Yuji. Okura kam auf die Knie. Er betrachtete ihre Fluchaura. Sie war größtenteils wieder blau, nur an einigen Stellen erschien sie noch violett, fast wie Prellungen.
Satoru dachte darüber nach, was sie gestern im Auto gesagt hatte. Sie hatte den Schatten zugehört?
"Ich würde es als Gleichstand bezeichnen", Yuji riss ihn aus seinen Gedanken.
"Keine Chance", erwiderte Satoru grinsend, "Ich hatte dich"
"Das meine ich nicht", sagte Yuji, "Ich meine zwischen mir und Asuna"
"Ist schon gut, Yuji", murmelte sie.
"Zum einen streitet man sich nicht um den zweitbesten Platz, höchstens um den ersten", sagte er, wohlwissend, das er seinen Titel garantiert nicht abgeben würde, "Und zum anderen müsste Okura eigentlich sogar disqualifiziert werden"
"Ach?", fragte sie.
"Du hast geschummelt, richtig?" Seine Lippen kräuselten sich.
"Ach?", wiederholte sie.
"Die Regel war, keine Fluchtechnik", erklärte er, "Aber das am Anfang, deine kleine Abblockeinlage" er stieß sich von der Wand ab, "Da hast du dieses Schattensehen gemacht, richtig?"
"Ich würde das nicht als Schummeln einschätzen", erwiderte sie.
"Ach?", war er an der Reihe.
"Weil ich nicht weiß, wie ich das abstellen soll", sagte sie, "Es geschieht einfach. Es ist so, als würdest du von mir verlangen plötzlich nicht mehr zu hören oder zu sehen.
Abgesehen davon hast du Yuji doch auch mit deinem sechsten Blick beobachtet" er deutete auf seine Augenbinde.
"Ich trage das Ding doch nicht zum Spaß", sagte er, "Wenn ich so darüber nachdenke, sollten wir meine Siege eigentlich doppelt zählen" er tippte sich nachdenklich an die Unterlippe, "Schließlich habe ich gewonnen, ohne zu sehen"
"Ich weiß nicht Sensei", sagte Yuji, "Wenn du mich mit dem sechsten Blick beobachtet hast, sollten wir diese Siege doch eher mir zuschreiben" Satoru seufzte.
"Ich sehe nichts durch dieses Ding", er deutete auf seine Augenbinde, "Die ist mit Fluchkraft verstärkt, damit ich nicht mit Informationen vollgestopft werde. Hätte ich sie abgenommen, könntest du verlangen, neu zu verhandeln, so aber finde ich, wir sollten mir ein paar extra Striche geben, dafür, dass ich dich blind geschlagen habe"
"Das ist nicht ganz wahr", unterbrach sie ihn, "Schließlich kann jeder Jujutzist Fluchauren spüren"
"Wirklich?", fragte Yuji und sah sie an, "Kannst du Fluchauren spüren?"
"Ich muss sie nicht spüren", erwiderte Okura, "Ich kann Schatten fühlen"
"Das ist", sagte Satoru, "Grundlegend die falsche Einstellung"
"Wie", wandte Yuji sich an ihn, "Spürt man Fluchauren, Sensei?"
"Das ist nichts, was man lernen kann, mehr das intuitive Gespür eines Jujutzisten. Man kann es verfeinern, bis man Fluchauren in jedem Detail spüren kann, so wie ich, allerdings bist du noch nicht so weit" Yuji und Okura wechselten einen Blick.
"Also hast du doch geschummelt", stellte sie fest. Satoru atmete tief durch.
"Nein", sagte er, "Aber um dieser Debatte ein Ende zu setzen, verzichte ich freiwillig auf meine Extrapunkte" sie öffnete den Mund.
"Genug jetzt", unterbrach er sie und verzog die Lippen zu einem Grinsen, "Wer ist bereit für Runde zwei?"

Asuna:

Asuna stand in der Mitte des Raumes, ihre Wange an das Kopfteil ihrer Geige gelehnt, die Augen geschlossen, während ihre Finger den automatisch über den Steg wanderten. Bewegungen, die sie sogar im Schlaf hätte volführen können. Asuna lauchte mit einem Ohr der Melodie und korrigierte ihre Finger wenn nötig, während sie ihre Fühler ausstreckte. Yuji war auf der Couch mit seiner Fluchpuppe, doch es sah so aus, als döste er leise. Über ihr, ein zwei Stockwerke um genau zu sein, spürte sie die Schatten der anderen Schüler. Ijichi, der auf nächtlicher Patrolie war. Eine Frau in einem Labor, die eine Zigarette anzündete. Sie setzte den Bogen zum Stakkato an.
Gojo war im Lehrertrakt, gleich neben dem Archiv und das war die grundlegendste Bedingung für das, was sie gleich tun würde. Mehr aus persönlichen Gründen, denn Notwendigkeit tastete sie weiter im Lehrertrakt, bis sie ihn zwischen seinen Fluchpuppen schlafen spürte. Asuna stieß die Luft aus und endete das Stück mit einer ausladenden Bewegung.
Fast zeitgleich leuchtete das Display ihres Handys auf.

*Bist du soweit?

Sie ließ die Geige sinken und verschwendete keine Zeit mit einer Antwort, stattdessen tauchte sie umgehend durch den Schatten und trat hinterm Archiv wieder heraus. Sie sah sich um. Immernoch Keine Regung. Asuna atmete tief durch und konzentrierte sich auf die Schatten. Ihre Finger tasteten die Barriere ab, drückten, vorsichtig und behutsam, bis sie eine weiche Stelle in Tengens Barriere fand. Asuna stieß mit der Hand dadurch und zwängte sich in die Öffnung.
Warmes Sonnenlicht und das Rauschen von der Brandung empfingen sie, als sie hinter einer Palme auf den Strand trat.
Ein Mann, in der Robe eines Mönchs stand an eine Palme gelehnt. Seine goldene Kasaya leuchtete im Sonnenlicht auf, als er sich zu ihr umdrehte und er lächelte.
"Asuna", sagte Suguru Geto, "Schön, dass du es einrichten konntest"

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