39. Kapitel

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Asuna:

Tomoe schloss die Schnallen und stand vom Bett auf.
"Das war gut", sagte er und Strich sich die Falten aus dem Hemd.
"Ja", sagte sie leise ubd starrte an die Decke. Die letzte halbe Stunde war wie aus ihrem Gedächtnis gebrannt. Langsam stand sie auf und tastete nach ihrer Unterwäsche. Ihr Kopf fühlte sich an, wie unter Wasser gedrückt.
"Weißt du, vielleicht", redete Tomoe weiter, "Könnten wir Nummern austauschen" Asuna stieg dumpf in ihre Unterwäsche.
"Ich würde dich wirklich gerne wiedersehen. Wir könnten essen gehen. Oder ins Theater vielleicht. Da soll eine neue Aufführung der Zauberflöte kommen und..." sie blendete die Worte aus und zog den Verschluss ihres Kleides hoch, Strich sich die Haare aus der Stirn und schlüpfte in ihre Boots.
"Was sagst du?" Tomoe fasste ihren Arm. Asuna hob den Kopf, starrte in diese falsch blauen Augen.
"Ich sollte gehen", antwortete sie und lief an ihm vorbei.
"Warte" er fasste ihr Handgelenk, "Bleib doch noch"
Bleib!
Das Wort war wie ein Schlag in die Magengrube.
"Lass mich sofort los!", schnappte sie. Tomoe ließ ihr Handgelenk.
"Ich habe nicht..." doch sie war schon losgestürmt, die Treppe hinunter und hinaus in die Dunkelheit der Nacht.
Asuna wusste nicht, wann sie angefangen hatte zu weinen, nur, dass sie den kompletten Weg zu ihrer Wohnung hin schluchzte und die Passanten ignorierte, die sie fragten, ob sie Hilfe bräuchte.
Sie erreichte ihren Wohnkomplex, als es bereits dämmerte und schleppte sich die Treppe hinauf, um in die Dusche zu steigen.
Wasser rann von ihrem Gesicht, durchnässte ihr Kleid, wusch den Schweiß von ihrer Haut.
Zitternd stieg sie aus der Dusche.
Vom Saum ihres Kleides tropfte unentwegt Wasser auf die Fliesen.
Asuna wollte sich gerade aus ihrem Kleid schälen, als sie eine bekannte Aura hinter ihr spürte.
Dann ein Schlag auf den Hinterkopf.
Im nächsten Moment wurde alles schwarz.

Asuna erwachte mit bleiernden Kopfschmerzen und einem tonnenschweren Gewicht, dass sie auf den Boden drückte und zu zerquetschen drohte.
Stöhnend öffnete sie die Augen.
Um sie herum war völlige Dunkelheit, und die Luft roch nach Schimmel und Abwasser. Wasser tropfte irgendwo von der Seite.
Automatisch tastete sie die Schatten ihrer Umgebung ab. Sie schien sich in eine Art Halle zu befinden, mehrere Rohre verliefen aus den Wänden, vielleicht die Kanalisation. Ihr Körper selbst befand sich in einem unförmigen Ding gefangen. Der Schatten selbst kam ihr klobig vor, seltsam verwachsen. Unnatürlich.
Vorsichtig versuchte sie ihre Hände zu befreien, doch sie steckten fest, in irgendeiner warmen Masse.
Asuna rief die Schatten, doch hier unten, ohne Licht, dass Schatten warf, konnte sie nicht genügend zu sich rufen, um ihre Krallen zu Formen.
Gerade als sie in den Raum davor tastete, öffnete sich die Tür und eine Silhouette erschien.
Das Licht zeichnete seine Konturen nach, doch auch in völliger Dunkelheit hätte sie ihn jederzeit wiedererkannt.
Ihr Herz begann zu pochen.
"Hallo Asuna" Suguru lächelte und knipste das Licht an. Sie blinzelte gegen die grellen Scheinwerfer.
"Lange nicht gesehen"
"Suguru", sagte sie, "Was soll das Ganze? Lass mich frei!" Sie versuchte sich zu befreien, doch das Gewicht war bleischwer.
Asuna sah sich ihre Fesseln an und ihr Herz blieb für einen Augenblick stehen.
Ein Schrei zerriss die Luft. Sie steckte im Maul eines verformten Menschenbiestes. Eine von Mahitos Kreaturen.
Das Ding lag mit dem Kopf nach unten und erst jetzt realisierte sie die warme Feuchtigkeit des riesenhaften Mundes. Die Zähne, die in die Haut ihres Halses drückten.
Das sanfte Pulsieren der Haut.
Das Ding blinzelte und eine Träne quoll aus seinem Auge.
Erst da verstand sie, dass sie es war, die Schrie.
Asunas Schrei brach ab und sie versuchte sich, zappelnd und strampeln zu befreien, doch ihre Beine steckten im Rachen der Kreatur.
Sugurus Lächeln wurde breiter.
"Gefällt dir unser neuer Gast?", fragte er und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden vor ihr nieder, "Ich habe gehört, ihr seid alte Bekannte"
Asuna wandte sich mit klopfendem Herzen um.
In Ansätzen erkannte sie ordentlich zurückgekämmtes braunes Haar. Dunkle Augen.
"Nein", stieß sie aus.
"Ich konnte nicht ertragen, dass deine Freunde gar nicht wissen, wie besonders du überhaupt bist, Asuna"
"Shinya"
"Jetzt beruhige dich", Suguru stützte sein Kinn auf seiner Hand ab.
"Mach das sofort rückgängig!"
"Das geht nicht", erklärte er gelassen, "Und das weißt du"
"Dann, dann..." sie schluchzte auf. Sugurus Lächeln wurde breiter.
"Willst du, dass ich dich frei lasse?", schnurrtw er.
"Lass ihn gehen!", fauchte sie.
"Und was?", fragte Suguru gelangweilt, "Versprichst du mir dann im Gegenzug, Gojo Satoru umzubringen?"
"Ich habe ihn verlassen", erwiderte sie und spürte, wie sich Kälte in ihr ausbreitete, "Ich denke nicht, dass er mich sehen will. Geschweigeden dass er mir genügend trauen würde"
"Und seit wann ist das mein Problem?", Suguru deutete auf das Ding, Shinya, "Sieh ihn dir genau an, Asuna. Soll er für deinen Verrat leiden?"
"Er hat doch nichts damit zu tun!", rief sie. Suguru wedelte mit der Hand, wie um ein lästiges Insekt zu verscheuchen.
"Es bleibt dabei"
"Ich habe euch nicht betrogen!", fauchte sie, "Ich habe ihn getötet! Seine Reversefluchtechnik hat ihn wieder geheilt"
"Das hast du ziemlich schlau durchdacht, dass muss ich dir schon lassen", sagte Suguru, "Deine Ausrede ist also, dass du zu schwach warst"
"Ich", Asuna überlegte, "Es ist Gojo Satoru! Er ist unzerstörbar" Suguru musterte sie.
"Sicherlich", sagte er, "Aber das bringt uns von dir ab"
"Was meinst du damit?", fragte sie barsch.
"Schau, du bist das Produkt eines begabten Jujuzisten und einem Uralten Fluchgeist"
"Ich bin kein Produkt", warf sie Zähne knirschend ein.
"Deine Fluchkraft kommt dabei nicht einzig und allein von der natürlichen Veranlagung als Jujuzistin", sprach er weiter. Asuna schnaubte.
"Was soll das heißen?"
"Du bist zur Hälfte Fluchgeist und deine Kräfte hast du von deiner Mutter geerbt. Folglich nährt deine Kraft der Schatten aus den negativen Gefühlen und der Angst der Menschen vor der Dunkelheit. Somit sollte dir ein riesiger, nicht endenwollender Vorrat an Macht zur Verfügung stehen"
Suguru lächelte berechnend.
"So weit in der Theorie", erklärte er, "In der Praxis bist du ein wenig über dem Durchschnitt. Du hast dieses Hübsche Medaillon da, als Kraftspeicher, das ist ganz hilfreich, doch deine Kräfte an sich sind unterentwickelt"
"Ich habe nicht den Anspruch an mich, eine mächtige Jujuzistin zu werden", erklärte Asuna, "Ich will nichts mehr hiermit zu tun haben. Ich habe meine Schuld euch gegenüber beglichen, als ich ihn umgebracht habe. Und jetzt bin ich raus. Also lass mich und meine Freunde in Frieden!"
"Siehst du, Asuna, genau da liegt das Problem", redete er weiter, "Du versuchst so verzweifelt, eine von ihnen zu werden, dass du dein wahres Potenzial gar nicht ausschöpfst"
"Kann schon sein", erwiderte sie, "Meine Meinung steht" Suguru legte die Fingerspitzen aneinander.
"Weißt du, Asuna, deine bloße Existenz ist absolut widernatürlich. Es ist ein Zeichen dafür, das Flüche sich immer mehr zu den Menschen hin entwickeln. Du bist der Beginn einer neuen Ära Fluchgeister", sagte er.
"Hast du mir nicht zugehört!", blaffte sie.
"Und du bist dabei so ein verdammt nutzloser Anfang", sagte er, "Fluchgeister entwickeln sich, nähren sich von der Angst, bis sie schließlich ihre höhere Form erreichen. Das passiert im Durchschnitt im Alter von vier Jahren. Du aber lebst seit 23 Jahren und hast noch nicht einmal die Grenzen deiner Macht ausgetestet" Asuna rümpfte die Nase.
"Und hier komme ich ins Spiel", Suguru lächelte, "Denn auch wenn du mich als Feind betrachtest, so will ich dir helfen, dein volles Potenzial auszuschöpfen. Du könntest Herrin der Schatten und der Dunkelheit werden. Genauso wie deine Mutter"
"Meine Mutter", sagte sie, "Hat der Jujutzuwelt den Rücken gekehrt, um mich großzuziehen"
"Und das machte sie schwach", sagte Suguru, "Du hingegen wirst stark bleiben" er lächelte und in diesem Augenblick begriff Asuna.
"Du willst meine Fluchform verschlingen", stieß sie aus.
"Siehst du, ich wusste, du bist nicht so dumm, wie Mahito gesagt hat", Suguru klatschte in die Hände, "Du bist praktisch eine unendliche Batterie, also kannst du mir jemanden nennen, der niemals in seinem Leben Angst vor der Dunkelheit hatte?" Asuna starrte ihn an.
"Hast du das", fragte sie langsam, "Hast du das von Anfang an geplant?"
"Nein", sagte er und deutete auf die Narbe, "Dieser Idiot hier wollte deine menschliche Form behalten. Ich aber sehe mehr Potenzial" er lächelte, "Der eigentliche Plan war, dich dazu zu bringen, mehr von deiner Art zu produzieren" Asuna wurde schlecht.
"Aber nach deiner Zeit mit Satoru habe ich dazu nicht mehr so viel Lust" er musterte sie abschätzig.
"So hast du wenigstens noch einen Nutzen"
"Fick dich!", fauchte sie, "Ich werde garantiert nicht meine höhere Fluchform erreichen! Ich bin fertig mit all dem hier!" Suguru lächelte.
"Weißt du, als jeder Fluchgeist besitzt gewisse Triggerpunkte, die seine wahre Kraft zum Vorschein bringt. Meistens ist die Freude die sie dabei empfinden, anderen Schmerzen und Leid zuzufügen. Bei dir ist das anders. Diese Begabung ist durch dein menschliches Erbe verwässert. Dein Triggerpunkt dagegen ist dein eigener Schmerz" er erhob sich.
"Lass uns ein kleines Spiel spielen", sein Lächeln glich einem Zähneblecken, "Mahito" Mahito hüpfte in das Gewölbe.
"Nein!" Zeitgleich begann Shinya sich zu rühren und wollte sich erheben, als Suguru einen Pfeil gebündelt Energie durch Shinyas Arm sausen ließ und ihn an die Wand nagelte.
Er brüllte auf und Asuna spürte, wie ihr Körper unter seinen Schmerzen zu Beben begann.
"Lass sie in Ruhe!", schrie Asuna, "Dass ist ein Kind! Ein Baby, Suguru, Bitte!"
"Das bleibt ganz dir überlassen, Asuna", sagte Suguru ruhig und nahm Mahito die schlafende Aiko aus der Hand, "Töte den Vater und befreie dich aus seinem Körper, dann kannst du die Kleine retten. Oder lass zu, dass ich der Kleinen Schmerzen zufüge, dafür rettest du den Vater. Shinya schüttelte den Kopf und seine Augen rollten wild hin und her.
Suguru rüttelte Aiko unsanft wach und legte sie auf den Boden, dann hob er die Hand. Ein Energiestrahl leuchtete auf.
Asuna schrie.
Shinya versuchte sich zu befreien, doch seine Beine waren so seltsam verformt, dass er nicht vom Fleck kam.
Aiko kreischte. Der Energiestrahl durchbohrte ihre kleine Hand.
Das Kreischen rüttelte an etwas tief in ihr drinnen vergraben.
"Bitte!", schrie Asuna, "Hör auf! Suguru! Ich flehe dich an, bitte!" Shina riss und zerrte und schleuderte Asuna herum, bis ihr schwindelig wurde, dann riss er an seiner Hand, gerade, als Suguru zu einem erneuten Schlag ausholte.
"Hör auf!", schluchzte sie, "Hör bitte auf!" Der Strahl durchbohrt Aikos andere Hand.
Suguru lachte.
"Was hast du, Asuna, nach allem sind es nur dreckige Menschen" er hob die Hände, "Es liegt in deiner Macht, es zu verändern" ein tiefer Schnitt über Aikos Bäuchlein.
In diesem Moment riss Shinya sich von der Wand los, und stürmte auf Suguru zu. Sein aufgequollener Leib klatschte auf den Boden und da er keine Beine hatte, um sich fortzubewegen kroch er auf sie zu. Asuna in seinem Mund prallte hart mit dem Kopf auf dem Boden auf, sodass ihr für einen Augenblick schwarz vor Augen wurde.
Doch Suguru schnippte nur gelangweilt mit den Fingern.
Zwei Energiepfeiler bohrten sich durch dass, was von Shinya noch übrig war.
Er warf den Kopf herum und würgte, doch Mahito gestattete ihm nicht, Asuna auszuspucken.
Flehentlich blinzelte er sie an. Dicke Tränen kullerten von seinen eingedellten Wangen.
Suguru hob die Hand.
Asuna spürte, wie eine Kälte von ihr Besitz ergriff.
Das darf er nicht.
Es war die gleiche tödliche Ruhe, die sie verspürt hatte, als sie ihren Adoptivvater getötet hatte. Die gleiche Ruhe, kurz vor ihrem Kampf mit Satoru. Die Art Ruhe, die alles ausblendete, bis sie nichts mehr verspürte, außer der Anwesenheit des Todes, der wartete.
Denn eines war gewiss, jemand würde sterben.
Suguru hob lächelnd die Hand und Asuna rief, schrie, brüllte nach den Schatten und sie alle folgten ihrem Ruf, immer mehr, immer mehr, bis sie vor Dunkelheit überquellen musste, bis...
Sugurus Hand fuhr herab.
Die Schatten explodierten.
Das darf er nicht.
Eine Schockwelle löste sich und Asuna ballte die Fäuste.
Schatten umwallten sie kräuselten und schwelten von ihrer Haut, verlängerten ihre Nägel zu langen Klauen, ihre Zähne zu scharfen Reiszähnen und ihre Haut zu reinem Mondlicht.
Suguru lachte aus vollem Bauch.
Flügel formten sich aus ihrem Rücken, jede Feder geformt aus zarten Schattenschwaden, wie Ölschlieren auf Wasser.
Und dann jagte Asuna auf Suguru zu, sie stieß ihn zur Seite und fasste Aiko. Sie schrie aus vollem Herzen, doch Asuna bemerkte es kaum, sondern drückte sie nur beschütztend an die Brust.
Das darf er nicht!
Hinter ihr war von der Kreatur, die einmal Shinya gewesen war, nichts mehr übrig, außer ein riesiger Haufen Fleisch und Blut.
Suguru rappelte sich auf und hob die Hand.
Asuna hob ihrerseits die Klauen.
Reine Dunkelheit schoss auf ihn zu, dann zerrte sie die Schatten um sich und drängte sie in die Ritzen des Mauerwerks.
Sie würde diesen Ort niederreißen! Zusammen mir Suguru!
Er lachte nur und öffnete die Hand, bereit, jeden Zauber aufzunehmen. Asuna formte eine Schattenranke und schleuderte sie auf ihn zu. Er hob die Hand, wehrte sie ab, doch sie attackierte ihn mit weiteren Ranken. Sie würde ihn töten, sie würde...
Ein Zerren, tief in ihrem Inneren. Asuna keuschte auf und drückte Aiko gegen ihre Brust. Suguru hob die Hand, eine Kugel aus schwarzer Energie formte sich davor, deren Macht nach ihrer griff und lechzte. Sie stieß ein überirdisches Fauchen aus.
Die Verbindung zwischen ihr und der Kugel zog straffer und sie knickte auf die Knie. Schatten wirbelten auf.
Das darf er nicht!
Nein! Nein! NEIN!
Suguru schlenderte seelenruhig auf sie zu und packte ihren Kopf, riss sie an ihrem Haar hoch.
"Du hältst dem Ganzen ziemlich gut stand", sagte er und ließ die Kugel vor ihrem Gesicht schweben, "Vermutlich bist du noch nicht schwach genug!" Damit zog er ihren Kopf in den Nacken. Suguru zielte auf das Kind an ihrer Brust. Sie sah den Energiestrahl, im letzten Moment befreite sie sich und drehte ihren Körper.
Gleisender Schmerz in ihrem Rücken. Asuna schrie auf. Suguru schoss noch einen Pfeil durch ihre Schulterbläter und sie fiel in sich zusammen, mit ihrem Körper versuchte sie Aiko zu schützen, doch das machte sie selbst schutzlos.
Das Zerren der Kugel wurde immer stärker und Asuna spürte, wie die Ränder ihres Bewusstseins zerfaserten und in die Kugel gezogen wurden.
Sie stöhnte qualvoll. Violettes Blut tropfte aus ihrem Rücken und tränkte ihr Gewand.
"Na, wie siehts aus?", Suguru hob ihr Kinn an.
Nein!
Niemals würde sie so sterben! Sie war Herrscherin über die Schatten und Dunkelheit.
Sie war die Tochter ihrer Mutter. Aiko weinte. Sie war Misakis Freundin und würde Aiko nicht diesem Verrückten überlassen.
Asuna hob den Kiefer und schnappte mit den Reiszähnen nach seinem Arm. Sie erwischte Sugurus Hand und riss tiefe Furchen im Möchskutte und Haut.
Blut spritzte auf. Sie erhob sich auf zitternden Knien. Ihre Flügel flatterten schmerzhaft.
Die Energiepfeile hatten sowohl Armschwingen, als auch Teile ihrer Schulterblätter durchbohrt.
Sie würde nicht fliegen können.
"Das nutzt dir gar nichts!", knurrte Suguru, hob die Hand und schleuderte Asuna zurück. Sie wurde durch die Luft katapultiert und schlang die Arme schützend um das Baby.
Asuna krachte mit knochenbrechendem Geräusch gegen die Steinfassade und rutschte daran hinab zu einem Haufen aus verdrehten Gliedern, Flügeln und Schatten auf dem Boden.
Sterne tanzten vor ihren Augen und sie versuchte verzweifelt, die Luft zurück in ihre Lungen zu pressen, die sie beim Aufprall einbüßen musste.
Und dann hörten die Schmerzen plötzlich auf. Kälte befiel ihre Glieder breitete sich wie Eis in ihren Knochen und Raureif auf ihrer Stimme aus.
Das Ziehen war Mittlerweile so heftig, dass sie sich kaum noch dagegen wehren konnte, außer sie ließ zu, dass er ihre Seele entzwei riss.
Stattdessen begann sie sich aufzulösen, wie ein Wollpulli, deren Maschen man an einem Faden auftrennte.
Bilder fluteten auf sie ein.
Satoru, Gojo, Suguru, Hanami, Jogo, der falsche Vater, Juki.
"Nein!", flehte sie. Sie alle flossen aus ihr hinaus, Sand, der Zwiscjen den Fingern hervorstob.
Yaga. Vater. Mutter.
Suguru hob ihr Kinn an.
"Sag mir", höhnte er, "Wie es ist, zu sterben" Aiko kreischte auf und Asuna krallte sich an das Geräusch, wie an eine Rettungsring zwischen den Funken.
Der kleine Körper des Babys zitterte und Asuna spürte, wie ihre Hände seltsam klebrig vom Blut waren.
Suguru lachte auf. Asuna funkelte ihn an und kämpfte sich zurück in ihren Körper, Stück für Stück.
Noch nicht jetzt!
Sie musste noch...
Sie musste...
"Sags dir selbst!", schnappte sie.
Dann verschwamm sie mit den Schatten.
Hinter ihr bröckelte das Mauerwerk.
Asuna war früher durch die Schattendimension getaucjt, doch das war kein Vergleich mehr.
Sie tauchte nicht durch die Schatten, sie war reiner Schatten, bis sie Misakis Schatten spürte und wieder in die Welt eintauchte.
Misaki schwankte und Asuna roch drei Schälchen Reiswein zu viel.
Das hielt ihre Freundin allerdings nicht davon ab, zu Asuna zu stürmen, sobald sie Aiko erkannte.
Sie schrie, doch schon tauchte Asuna durch die Schatten und warf sie drei vor dem National Hospital wieder heraus.
Misaki riss ihr Aiko aus den Händen
Sie warf ihr einen Blick zu, ehe sie ins Krankenhaus stürmte.
Doch in diesem Blick lag kein Erkennen. Misakis Geist war schlicht nicht dafür gemacht, Fluchgeister zu sehen.
Fluchgeist. Sie war ein verdammter Fluchgeist.
Asuna sah Misaki im Krankenhaus hinterher, bis sie im Gang verschwand, auch wenn sie an ihrem Schatten spüren konnte, dass eine Gruppe von Ärzten sich bereits um Aiko kümmerte.
Asuna dagegen sank zurück in die Schatten.
Und dann ließ sie zu, dass die Dunkelheit sie verschlang.

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