Asuna:
Asuna konnte die restliche Nacht kein Auge zumachen. Sie lag wach im Bett und starrte auf das Mal um ihre Handgelenke.
Erst als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster herein traten, fiel sie in einen leichten Schlaf, träumte immer wieder von Suguru und Satoru, die sie nach unten drückten und Hanami, Dakon und Jogo, die sich enttäuscht von ihr abwanden. Sie schreckte schließlich hoch, rannte zur Toilette und übergab sich.
Asuna spürte ihren Mund aus und starrte auf ihre Hände. Suguru hatte ihr Handschellen angelegt. Und Satoru hatte ihr ein Armband geschenkt. Er hatte sie ebenfalls an sich binden wollen.
Und genau darin lag das Problem. Das war der Grund, warum sie ihn niemals wirklich lieben konnte.
Satoru zu lieben würde bedeuten, dass sie ihre Freiheit aufgeben musste. Und Asuna hatte sich mit zwölf geschworen, ihre Freiheit niemals von einem Mann abhängig zu machen.
Sie straffte die Schultern und kramte nach ihrem Handy.
*Bist du da?* Satoru antwortete erst nach 10 Minuten und sie tigerte ungeduldig in ihrer Wohnung hin und her.
*Kommt darauf an, wo du willst, dass ich bin* Sie seufzte entnervt.
*In deiner Wohnung*Asuna tippte ungeduldig mit den Fingernägeln auf ihr Display, und schob dann versöhnlicher hinterher*Ich will dich jetzt. So wie du mich gestern Abend*
Satoru brauchte keine Sekunde, um zu antworten.
*Dann bringe ich die Fesseln mit* Er sendete ihr ein Foto von seinem Nachttisch, *Bin in 10 Minuten in der Qohnung*
*Ich warte*
*Du kannst dich in der Zwischenzeit ja schon mal ausziehen*
*Jetzt beeil dich*
Satoru antwortete mit einem Lachsmiley. Asuna starrte auf ihre Display und stieß scharf die Luft aus, ehe sie sich aus ihrem Kimono schälte und in saubere Kleider stieg. Sie kämmte mit den Fingern durch ihr Haar und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um wach zu werden. Dann trat sie durch den Schatten.
Satoru brauchte deutlich länger, als zehn Minuten und Asuna lief unruhig hin und her. Die Schatten pulsierten in ihren Fingerspitzen, verdeckt von ihrer Haut und den zarten Seidenhandschuhen.
Wo blieb er nur. Ein Schatten erschien hinter der Tür. Asuna erstarrte in ihrer Bewegung.
Die Aufzugtüren öffneten sich. Satoru stand in der Tür und grinste.
"Hallo hübsche Fremde", sagte er. Sie grinste und wartete, dass er in die Wohnung getreten war und sich die Maske vom Gesicht gezogen hatte.
"Du hast mich wohl schmerzlichst vermisst", sagte er triumphierend.
"Der Verlust hat mich beinahe umgebracht", sagte sie trocken. Satoru lachte, schlüpfte aus seinen Schuhen und warf die Jacke achtlos auf den Boden, ehe er auf sie zukam und die Hände um ihre Taille schloss.
"Und doch bist du hier", sagte er, die Worte liebkosten ihre Wange.
"Und du bist zu spät", sagte sie und legte die Hände auf seine Schultern. Asuna zwang sich, zu ihm hochzuschauen. Er grinste.
"Und du hast dich nicht ausgezogen", sagte er. Sie lächelte.
"Ich mag es, wenn du das machst" er leckte sich über die Lippen.
"Gutes Argument" Satoru küsste sie. Asuna vergrub angespannt eine Hand in seinem Haar. Er drängte sie nach hinten, durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
Satorus Hände glitten wie selbstverständlich unter ihr Oberteil. Sie spürte seine Haut auf ihrer und fragte sich, wann er aufgehört hatte, sich mit einer hauchdünnen Schicht Unendlichkeit abzusichern. Er trug sie seit Monaten nicht mehr. Sie hatte das nie hinterfragt.
Asunas Hand rutschte unauffällig bis knapp unterhalb seiner Rippen. Er vergrub die Hand in ihrem Haar und vertiefte ihren Kuss. Sie biss ihm Herausforderdernd in die Unterlippe und er zog sie enger an sich. Fast genauso war es gewesen, als sie es das erste Mal versucht hatte.
Irgendwie erschien es ihr passend, es enden zu lassen, wie es begonnen hatte.
Asuna konnte spüren, die Satoru an ihrem Mund zu grinsen begann und wie weiter zurückdrängen wollte. Hin zum Schlafzimmer.
Einen Herzschlag lang zögerte sie. Genauso hatte sie ihn gehalten, als sie es das erste Mal versucht hatte. Warum fiel ihm das jetzt nicht auf?
Dunkelheit schoss aus ihren Fingerspitzen. Stieß durch seine Haut, wie Seide, durch sein Fleisch, wie Butter.
Das war nichts neues. Asuna wusste, dass ihre Krallen scharf und tödlich waren.
Warmes Blut spritzte auf und rann über ihre Hand, der Teil, der nicht in seinem Körper steckte. Auch das sollte ihr bekannt sein. Satoru war nicht der erste, den sie getötet hatte und er würde nicht der letzte bleiben.
Der metallische Geruch von Blut stieg ihr in die Nase und sie verzog das Gesicht. Sie hasste den Geruch. Sie hatte ihn damals tagelang eingeatmet, während sie unter dem Bett versteckt auf die Leichen ihrer Eltern gestart hatte. Sie hatte ihn wieder gerochen, als das Blut ihres Adoptivvaters an ihr klebte und sie zitternd in der Dunkelheit nach Wärme und einem Unterschlupf in der Nacht gesucht hatte. Das Blut war damals noch frisch gewesen.
Ihr Adoptivvater dagegen tot.
Doch der Ekel, der in ihr Aufstieg, als sie ihre Krallen durch Satorus Brust stießen, ließ sie würgen. Fast hätte sie ihre Hand herausgezogen. Doch dann hätte er sich selbst geheilt und sein Herz hätte weiter geschlagen und sie wäre immer noch an Suguru gebunden.
So atmete sie heftig ein und aus. Satoru sah sie bestürzt und überrascht und vielleicht sogar ungläubig an, doch in diesem Moment brach er zusammen.
Asuna fing ihn auf. Sein Körper war bleischwer und sie knickte unter dem Gewicht ein.
"As...", Blut rann aus seinem Mundwinkel und er röchelte.
"Scccchhh", mit der freien Hand Strich sie ihm die Strähnen aus der Stirn. Er hustete und ein feiner roter Nebel hüllte sie ein.
"As...", setzte er noch einmal an und tastete nach ihrer Hand. Sein Blick bohrte sich in ihren. Er drückte ihre Hand. Dann verließ alle Kraft seinen Körper. Seine Augen wurden glasig und seine Hand rutschte auf den Boden.
Augenblicklich zog sie ihre Krallen zurück.
Asuna zog seinen schlaffen Körper an sich, drückte seinen Kopf an ihre Brust und kämpfte gegen die Übelkeit. Im gleichen Moment spürte sie wie ein Gewicht von ihren Handgelenken abfiel.
Sie war frei.
Asuna zwang sich, ihn anzusehen. Blut quoll noch immer aus der Wunde an seiner Brust.
"Komm schon", flüsterte sie und drückte ihre Lippen auf seine Stirn, "Wach auf"
Satorus Herz war stehen geblieben und damit ihr Teil des Fluchs erfüllt. Allerdings war niemals die Rede davon gewesen, dass sein Herz stehen bleiben musste.
Er war Satoru Gojo und er würde sich selbst heilen. Ganz bestimmt.
"Wach auf", wiederholte sie, "Diesmal drängender.
Satoru rührte sich nicht.
"Wach auf, du Arsch", rief sie. Sein Leichnam war plötzlich so schwer, dass er ihr aus den Händen zu rutschen drohte, doch sie wollte ihn nicht loslassen. So glitt sie mit ihm zusammen auf den Boden.
"Du scheiß Bastard", keuchte sie, "Wach auf!" Sie schlug mit der Faust auf seine Brust.
"Wach auf!", schrie sie. Panik ergriff sie und sie starrte hilflos auf ihre roten Finger. Dank ihres Vaters beherrschte sie Reversefluchtechnik. Doch die ging von ihrem Medaillon aus. Sie wusste nicht, wie sie ihn retten sollte.
"Komm zurück!", schrie sie und schlug wieder auf seine Brust, "Bitte! Lass mich nicht allein!" Das Schluchtzen brach aus ihr heraus und ließ ihren ganzen Körper erzittern.
Asuna fiel zurück auf seine Brust. Tränen tränkten sein Hemd, ließen ihren Körper erbeben.
"Lass mich nicht allein!", schluchzte sie, "Wach auf! Bitte! Wach auf, du verdammter Bastard!" Schmerz explodierte zwischen ihren Rippen und drohte, sie zu zerreißen. Asuna klammerte sich an ihn.
Im diesem Moment zuckte sein Körper.
Ein Beben ging durch seine Glieder. Asuna schreckte hoch. Satorus Rücken wölbte sich durch, dann flatterten seine Lider.
Asuna stützte seinen Kopf.
"Ssschhhh", murmelte sie, "alles wird gut, alles wird gut" Tränen tropften von ihrem Kinn auf seine Wange.
Er keuchte. Ächzte.
Asuna Strich ihm sanft über die Wange.
"Gleich geschafft" seine Finger kratzten über die Fliesen.
Dann riss er den Mund auf und sagte röchelnd Luft in seine Lungen. Er riss die Augen auf und richtete seinen Blick auf sie.
"Satoru"
"Asuna" im nächsten Moment wurde sie zurückgeschleudert.Satoru:
Satoru kam röchelnd auf die Knie. Er hustete und schmeckte Blut und seine Brust tat höllisch weh.
Wie lange brauchte es noch, ehe er geheilt war und die Schmerzen verschwanden?!
Ein lautes Knallen, als Asuna etwas von ihm entfernt auf dem Boden auf prallte. Er stützte sich auf seine Handflächen und hob den Kopf. Asuna versuchte sich ächtzend aufzurichten, da hob er die Hand und feuerte einen weiteren Energieball ab.
Er brauchte Zeit. Sie wurde durch die Luft geschleudert.
Satoru richtete sich schwankend auf. Er berührte seine Brust. Sein Herz, dass sie mit ihren Klauen zerfetzt hatte.
Sie hatte... die hatte ihn getötet!
Asuna knallte auf den Couchtisch. Er schwankte auf sie zu und klatschte langsam in seine Hände.
Asuna hob den Kopf und er riss die Hand hoch. Sie wurde wieder zurückgeschleudert. Asuna knallte gegen seinen riesigen Spiegel an der Wand.
Der Spiegel zerbarst in tausend Scherben und fiel mit ihr zu Boden. Satoru schleppte sich auf sie zu.
"Du", ächzte er, "Du hast mich angelogen" er presste seine Hand auf seine Brust. Es schmerzte.
"Du wolltest mich umbringen!" Asuna sah ihn nicht an. Sie saß nur in mitten der Scherben.
"Du hast..." zornig hob er die Hand. Rote Schlieren fuhren durch die Luft und sammelten sich zu einer roten leuchtenden Kugel.
Sie hatte all die Monate dazu gebraucht, um ihn zu töten! Sie hatte ihn benutzt! Sie hatte...
Die Energie wollte um ihn herum. Ihre Schultern bebten. Erst da merkte er, dass sie weinte.
Er hatte sie nie weinen sehen. Asuna ließ nie zu, dass er ihre rohen Gefühle sah. Sie zeigte sich nie verletzlich.
Aber wie sie gerade weinend zwischen den Scheiben kauerte, dass war nicht sie. Er trat noch einen Schritt auf sie zu, sodass sein Schatten auf sie fiel.
Jetzt könnte sie durch seinen Schatten tauchen. Sie könnte ihn Angreifen. Sie könnte kämpfen.
Doch Asuna kauerte nur auf dem Boden. Satoru ballte die andere Hand zur Faust.
Warum verschwand sie nicht?
Er würde sie töten! Er würde...
Satoru ging auf die Knie. Die Scherben knirschten. Die Rote Kugel löste sich auf. Er streckte die Hände aus und zog sie in seine Arme.
"Hör auf", murmelte er matt, "Zu weinen" sie schluchzte nur noch heftiger. Zuerst rührte sie sich kaum. Doch dann schlang sie ihre Arme um ihn und klammerte sich an ihn. Das Geräusch ihrer Schluchtzer war wie weitere Schnitte in seiner Brust. Asuna vergrub das Gesicht an seiner Schulter.
"Asuna"
"Ich dachte", weinte sie, "Ich hätte dich getötet" Satoru Strich ihr über den Rücken. Es war kaum zu ertragen, wenn sie weinte. Fühlte sich so falsch an.
"Es geht mir gut", murmelte er, "So schnell kannst du mich nicht töten" Asuna hob den Kopf. Er legte die Stirn an ihre.
"Asuna", murmelte er, "Hör auf zu heulen. Ich lebe. Es geht mir gut" sie vergrub die Hand in seinem Haar.
Gott, sie weinen zu sehen, würde ihn noch umbringen.
Also beugte er sich vor und küsste sie. Asuna schmiegte sich ihm entgegen und hielt ihn fest. Ihre Hand tastete nach seinem Herz und er zuckte kurz zusammen, doch sie legte die Hand flach darauf, wie um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich schlug.
Und auch wenn es wegen der kürzlichen Verletzung immer noch schmerzte. Jetzt fühlte es sich besser an.

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Unlimited Void
FanfictionSatoru Gojo ist der mächtigste Jujutzist seiner Generation und Lehrer an der Jujutsu Akademie Tokio. Durch seine Hand sind tausende von Flüchen gestorben. Als Asuna Okura auf die Akademie kommt, ahnt er zunächst nicht, wer die junge Frau wirklich i...