34. Kapitel

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Asuna:

Für einen Herzschlag überlegte sie, ob
Er einfach verschwinden würde, wenn sie sich nicht umdrehte.
Doch sein Griff um ihr Handgelenk war eisern und sie spürte, wie ihre Tätowierungen, das Band um ihre Handgelenke, zu brennen begann. Asuna öffnete erschrocken den Mund. Er riss sie am Handgelenk zurück und sie stolperte rückwärts und prallte gegen ihn.
Ein Arm schlang sich um sie, so wie Satorus um sie gelegen hatte, nur wenige Minuten zuvor.
"Du warst ja ziemlich umtriebig" Der Griff war eisern, "Und dieser neue Geruch steht dir"
"Lass mich los", sagte sie erstickt.
"Willst du mich nicht in die Arme nehmen?", fragte er, "Schließlich sind wir alte Freunde. Und wir haben uns so lange nicht gesehen"
"Lass. Mich. Los!", wiederholte sie mit Nachdruck.
"Schön" sie wurde nach hinten gezerrt. Im nächsten Moment fiel sie durch die Dunkelheit und landete mit ihren Füßen im heißen Sand.
Suguru stieß sie von sich und Asuna fiel auf die Knie. Sand stob auf. Das Sonnenlicht blendete sie und sie musste heftig Blinzeln.
Dann riss er ihr Kinn hoch und zwang sie, ihn anzusehen.
"Du hast die letzten Monate anscheinend genossen", sagte er, "Wir dagegen haben dich schmerzlichst vermisst" Asuna befreite ihr Kinn aus seinem Griff.
"Habt ihr mir deshalb das Vieh in die Wohnung geschickt?!", blaffte sie.
"Das kleine Monster?", fragte er und hob eine Augenbraue, "Das hat dich abgeschreckt? Du wolltest doch Satoru Gojo töten und schreckst vor einer kleinen Wanze weg?"
"Das war ein Mensch!", schrie sie, "Irgendjemand, der Familie hatte! Und der musste unnötig sterben!"
"Da hast du Recht!", rief Suguru, "Er musste unnötig sterben, weil du dich nicht unter Kontrolle hattest!"
"Ich habe mich sehr wohl unter Kontrolle!", fauchte sie.
"Und warum riechst du nach seinem Schweiß?", entgegnete Suguru, "Warum gehst du in seiner Wohnung ein und aus, während er weiter atmet?"
Asuna zögerte, nur einen Herzschlag, doch es schien sich in die Länge zu ziehen, wie ein Gummiband.
"Weil es nichts ändern würde", sagte sie schließlich.
"Asuna, alles würde sich mit seinem Tod ändern", wiedersprach Suguru. Sie sah auf und starrte ihm in das Gesicht.
"Dann töten wir ihn. Und sie töten aus Rache jemanden von uns. Und wir töten wieder einen von ihnen und so geht es immer weiter"
"Das hat dich bis jetzt auch nicht gestört. Überhaupt bist du so seltsam sentimental. Schwach, wie Satoru sagen würde", Suguru verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich bin nicht schwach. Oder sentimental. Ich will nur... Ich will, das diese Gewalt aufhört. Einer muss den Anfang machen"
"Und du opfert dich dafür?", höhnte er, "Wie heldenhaft. Steh auf!" Er packte ihren Ärmel und riss sie hoch, als sie nicht reagierte.
"Was machst du?", rief sie, als er sie hinter sich her über den Sand zerrte.
"Ich bringe dich zu Hanami, Jogo und Dakon!", erwiderte Suguru, "Dann kannst du ihnen erklären, das dir Satorus Schwanz plötzlich wichtiger ist, als deine Familie! Diejenigen, die dich aufgenommen und zu der gemacht haben, die du bist! Ohne uns bist du nichts!" Asuna entriss ihm ihren Arm.
"Ich bin sehr vieles ohne dich", erwiderte sie und Strich sich die Falten ihres Kimonos glatt, "Ich brauche dich nicht, um etwas zu sein!"
"Möglicherweise", entgegnete er, "Aber du brauchst mich, um Yaga umzubringen! Schließlich hatten wir einen Deal" Asuna straffte die Schultern.
"Ich brauche dich nicht", entgegnete sie, "Du mich allerdings schon, Schließlich bin ich die einzige, die an Gojo herankommt" Asuna verschränkte die Arme vor der Brust.
Suguru holte aus. Sie sah seine Hand auf sie zu schnellen, aber Asuna verstand nicht, was geschah. Sie hätte ausweichen können. Wäre sie nicht so völlig davon überzeugt gewesen, dass er sie niemals schlagen würde.
Schmerz explodierte an ihrer Wange. Ihr Kopf wurde zurückgeworfen und sie stolperte und fiel erneut auf die Knie. Im nächsten Moment packte er ihr Kinn und riss es hoch.
"Wage es noch einmal, mir zu drohen!", Sugurus Stimme klang gepresst. Ungläubig blinzelte sie zu ihm hoch. Ihre Wange pochte schmerzhaft. Er stieß sie von sich, wie Müll auf den Boden.
Asuna berührte ihre Wange und drängte die Panik zurück. Bilder tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Wie ihr Adoptivvater ihr ins Gesicht schlug, damit sie kampfunfähig war, und er sich an ihr vergehen konnte.
"Du hältst dich wohl für besonders schlau!", knurrte Suguru, "Doch du hast eines übersehen!" Ihre Handgelenke begannen zu brennen. Es war kein leichtes Kribbeln, sondern ein tiefes Glühen, genau an der Stelle, wo sich das Schwarze Mal wie ein Band um ihre Handgelenke Wand.
Asuna schrie auf und riss die Handschuhe runter.
Ihre Hände waren unversehrt, doch der Schmerz, er ging von ihren Händen aus und zerrte und riss an ihrem Schatten, an ihrer Kraft. Sie krümmte sich zusammen.
"Du hast einen Pakt geschlossen", sagte Suguru und sah auf sie hinab. Asuna schrie, als eine neue Welle des Schmerzes durch sie fuhr. Dann, ganz langsam, begann ihr Schatten, sich zu bewegen. Blasen stiegen an die Oberfläche, ihr Schatten krümmte und wand sich. Und dann stieg eine Schattenranke auf und formte ein Fraktalmuster.
"Du hast mir Zugang zu deiner Fluchkraft gegeben. Bis du ihn getötet hast" Asuna blinzelte zu ihm hoch. Ihr Sichtfeld war verschleiert.
Im nächsten Moment ließ sein Griff nach und sie befreite sich und robbte einige Meter von ihm weg.
Suguru ging in die Hocke.
"Und?", fragte er, "Wie sieht es jetzt aus,  Liebes?" Er streckte die Hand aus und sie wisch zurück, doch er berührte lediglich ihre Wange und Strich die Strähnen, die aus dem Zopf gefallen waren, den Gojo ihr gebunden hatte, hinter ihre Ohren.
Asuna schüttelte den Kopf.
"Du magst vielleicht von Güte und Vergebung reden, Asuna, aber ich kenne dich", wieder fasste er ihr Kinn und drückte es hoch, zwang sie, ihn anzusehen, "Jetzt geht es um deine eigene Kraft. Und wenn du ihn schon nicht für deine Familie töten kannst, dann doch wenigstens für dich selbst!" er beugte sich vor. Sie zuckte zurück. Er drückte seinen Mund auf ihren Scheitel.
Suguru hatte das vorher schon öfter gemacht. Für sie war es eine Berührung wie zwischen Geschwistern. Zwischen guten Freunden. Doch jetzt schien es sie nur an das zu erinnern, was sie verloren hatte.
Im nächsten Moment landete sie hart auf dem Asphalt.
Der Strand war verschwunden. Sie kauerte auf den Straßen Tokyos.
Sofort rappelte sie sich auf. Asuna stieß zitternd die Luft aus und drängte die Tränen zurück.
Nicht hier. Nicht vor allen.
Sie würde stark sein. Keine Verletzlichkeit zeigen. Keine Schwäche.
Sie lief los. Asuna ermahnte sich selbst, den Rücken gerade zu halten und ballte die Hände zu Fäusten, da sie nicht aufhören wollten zu zittern.
Ihr Atem ging stoßweise, während sie sich durch die Menge drängte. Asuna hätte auch durch den Schatten treten können, doch sie wusste, dass sie zu aufgebracht war, um in ihrer Wohnung eingesperrt zu sein.
So hielt sie den Rücken gerade, während sie in die S Bahn stieg. Atmete zitternd ein. Atmete zitternd aus. Dann lief sie den Weg zur Wohnung. Unterwegs fing es an zu regnen, doch sie merkte es kaum und als sie endlich ihren Wohnkomplex erreicht hatte, war ihr teurer Kimono völlig durchnässt und ihre Haare klebten feucht an ihrem Schädel. Sie stapfte die Treppe hinauf.
Asuna brauchte mehrere Anläufe, ehe sie den Schüssel in das Schloss gefriemelt hatte und hätte vor Freude beinahe laut aufgeschluchzt. Doch der Laut erstarb in ihrer Kehle, würde sich nie bis über ihre Lippen kämpfen.
Dumpf schloss sie die Tür. Kaum war sie in der Wohnung riss sie ihre schwarzen Seidenhandschuhe von den Händen, starrte auf ihre Runen, ihre Tättowierten Arme.
Ihre Tätowierungen waren immer ein Teil von ihr gewesen. Ihre Stärke. Doch jetzt waren sie Zeuge ihrer eigenen Dummheit. Sie starrte auf die Linien um ihre Handgelenke, wie glühende Fesseln.
Ohne mich bist du nichts!
Sie konnte die Tränen nicht verhindern, die über ihre Wange liefen und jetzt, da der Bann gebrochen war, fiel sie zu Boden und schluchzte laut und hemmungslos.
Sie hatte hilflos auf dem Boden gelegen, als der Mann in ihr Zuhause eingebrochen war und ihre Eltern ermordet hatte.
Sie hatte hilflos unter ihrem Adoptivvater gelegen, während er sie berührte und anfasste und ihr wehtat. Und jetzt lag sie wieder hilflos auf dem Boden und Suguru quälte sie.
Nein!
Zitternd drückte sie sich hoch.
Sie würde niemals wieder unter der Kontrolle von jemand anderem Stehen!
Asuna atmete zitternd aus und starrte auf ihre Hände. Auf die Runen.
Die hatten sie stark gemacht. Stark genug, um sie alle zu bezwingen. Und Suguru, er hatte daraus etwas verdrwhtes gemacht. Er hatte es ihr weggenommen. Oder er plante es.
Sie ballte die Hand zur Faust.
Asuna würde nicht zulassen können, dass er es ihr wegnam. Sie würde ihnen nicht erlauben, sie auf den Boden zu drücken.
Und das zwischen ihr und Satoru war keine Liebe. Sie hatte die Wahrheit gesagt, oder besser, sie hatte erkannt, dass es die Wahrheit war, als sie die Worte ausgesprochen hatte. Es würde nichts ändern, wenn er starb.
Damals.
Jetzt änderte es alles für sie.
Jetzt stand er zwischen ihr und ihrer Freiheit.
Und Asuna wusste, sie würde ihre Stärke niemals für einen Mann opfern.
So wischte sie sich mit dem Handrücken über die Nase und stand vom Boden auf.
Straffte sie Schultern.
Es war an der Zeit, aufzustehen.

So, ab hier gibt es jetzt wieder ein wenig Plot😅

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