1. Kapitel

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Asuna:

Der Fahrtwind zerrte unbarmherzig an Asunas tintenschwatzen Haaren, während sie sich an Yuki festklammerte und zu allen Monstern in der Dunkeln bettete, dass sie nicht von dieser verdammten Teufelsmaschiene geweht wurde. Sie konnte Yuki kichern hören, während sie sich in die Kurve legte und das Motorrad, mit dem sie mit einem Affenzahn über die Landstraße bretterten. Asuna schloss die Augen und vergrub das Gesicht an Yukis Rücken.
"Keine Sorge", Yuki fasste hinter sie und tätschelte ihren Arm, "Wir sind gleich da"
"Halt die Arme am Lenkrad", rief sie über den Wind hinweg. Yuki lachte und breitete für einen Augenblick die Arme aus. Asuna schrie auf und Yuki lachte laut auf, bevor sie sich wieder nach vorne lehnte. Sie zog das Tempo an, bevor sie vor einem Gebäude stoppte.
"Du kannst mich jetzt loslassen", sagte Yuki, "Wir sind da" Asuna stöhnte gequält und rutschte vom Sitz.
"Ach komm", sagte Yuki, "War doch gar nicht so schlimm"
"Der letzte Spin war echt nicht nötig", murmelte sie und zog sich ihren Helm vom Kopf. Yuki lachte.
"Das waren Ehrenrunden", sagte sie, "Für das Ende einer langen Ära des Reisens" Asuna verzog die Lippen.
"Dann wolltest du wohl sicher gehen, dass ich nie wieder auf ein Motorrad steige" sie schob die Riemen ihrer Reisetasche fester.
"Hmm", murmelte Yuki, "Zumindest sieht es so aus, als würdest du das erst mal nicht mehr für die nächste Zeit" Asuna presste die Lippen aufeinander.
"Komm", sagte Yuki und grinste, bevor sie ihr einen Schubs gegen die Schulter gab. Schweigend setzten sie sich in Bewegung.
"Das ist also die Akademie?", fragte Asuna und sah zweifelnd auf das Gebäude vor ihnen. Es handelte sich lediglich um ein einfaches Haus, mit Hüfthohem Gras, das sachte im Wind wehte und Bäumen, die das Haus umrahmten, wie eine schützende Mauer. Die Sonne fiel durch die Blätter und beleuchtete einen steinernen Hof. Ein hübsches Haus, keine Frage. Aber doch sicherlich zu klein für eine ganze Akademie. Oder?
"Nein", sagte Yuki und lief neben ihr über den Innenhof, "Das ist nur eine vorübergehende Lösung, bis du offiziell aufgenommen wirst" Asuna blieb stehen.
"Offiziell?", fragte sie, "Was heißt das?"
"Nun", sagte Yuki, "Aus Seiten der Akademie bist du aufgenommen" Asuna hob eine Augenbraue.
"Aber die höheren Jujutzisten sind sich noch unsicher", fügte sie hinzu, "Deshalb bist du in der Zwischenzeit hier untergebracht" Asuna seufzte.
"Verstehe" Yuki knuffte ihr in die Seite.
"Glaubst du, dass war eine gute Idee?", fragte Asuna.
"Du hast die Entscheidung getroffen", sagte Yuki. Sie verzog den Mund.
"Das heißt ja nicht, dass ich nicht bereuen kann"
"Hmm", Yuki Strich sich einen Krümel von der Lederjacke, "Ich glaube, es ist wird spannend. Egal, was passiert. Wer weiß, vielleicht sogar spannend genug, damit ich noch für eine Weile in Japan bleibe" Asuna legte den Kopf schief.
"Das wäre schön"
"Ach hör auf", Yuki zog sie in eine hastige Umarmung, in dem Moment, als sich ein Schatten auf sie herab senkte.
"Yuki Tsukumo" Yuki drehte sich um, als ein Mann mit schlohweißem Haar und Augenbinde auf sie zukam.
"Satoru Gojo" Asuna sah zwischen den beiden hin und her und kämpfte dagegen an, zurückzuweichen. Sie spürte seinen Schatten, der fast so tief und finster war, wie ihr eigener. Doch selbst ohne ihre spezielle Begabung konnte sie die beiden Fluchauren spüren, die überdimensonal aufgebläht erschienen, sodass sie für einen Moment glaubte, dazwischen zerquetscht zu werden.
Yuki wandte sich ihr zu.
"Es ist Zeit", sagte sie. Asuna hielt ihr ihren Motorradhelm hin, doch sie drückte ihn zurück in ihre Arme, "Behalten ihn", sie zwinkerte, "Nur zur Sicherheit" Asuna lächelte und klammerte sich an den Helm.
"Alles gute", sagte sie, "Freie Fahrt" Yuki grinste.
"Bis bald, Kleine" Der Mann, Satoru Gojo warf ihr einen kurzen Blick zu.
"Asuna Okura, richtig?", sie nickte. Er warf ihr einen Lolli zu.
"Was ist das?"
"Ein Willkommensgruß", sagte er, "Geh schonmal vor" sie warf einen letzten Blick zu Yuki, dann trat sie an ihm vorbei. Unauffällig streifte ihr Schatten seinen und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sein Schatten schien so unendlich tief. Sie schluckte und trat in den Hauseingang.
Und hoffte inständig, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Satoru:

Satoru wartete, bis das Mädchen im Eingang verschwunden war, dann hielt er Tsukumo einen Lolli hin.
"Auch einen?"
"Ich passe", erwiderte sie.
"Ich war überrascht, als ich deinen Anruf bekam", sagte er und lehnte sich gegen den Springbrunnen, die Hände in den Taschen vergraben. Er beobachtete Tsukumos Fluchaura. Sie leuchtete beständig und machtvoll.
"Glaub mir", sagte sie, "Nicht halb so überrascht, wie ich. Wenn es nach mir ginge, wäre ich längst wieder in Taiwan"
"Immer auf dem Sprung", Satoru grinste, "Also bist du nicht gekommen, um dich endlich deinen Pflichten zu stellen?"
"Ich bin gekommen, um die Kleine abzugeben", erwiderte sie, "Danach geht es nach Taiwan" Satorus Aufmerksamkeit wandte sich kurz der jungen Frau zu, die im Eingang stand und sie beide beobachtete.
"Sie ist älter, als normale Schüler", sagte er, "Aber ich gehe davon aus, das du sie schon ein wenig unterrichtet hast?"
"Ist das ein Verhör?"
"Ich bin lediglich ein aufmerksamer Lehrer", sagte Satoru, "Immer auf das Wohl meiner Schüler bedacht"
"Hmm", erwiderte Tsukumo, "Ich habe sie vor einem Jahr aufgelesen. Sie lernt ziemlich schnell"
"Also bist du seit einem Jahr hier und hast keine Aufträge angenommen?"
"Willst du mich jetzt verpetzen?", fragte sie. Er lachte leise.
"Nein", sagte er, "Ich mag Regelbrecher" Tsukumo verschränkte die Arme vor der Brust.
"Woher kommt sie?"
"Ich habe sie in Hokkaido gefunden", sagte Tsukumo, "Es liegt noch kein Hinrichtungsbefehl vor. Zumindest soweit ich weiß"
"Aber du gehst davon aus, dass sich das noch ändert?" Tsukumo zuckte die Achseln.
"Wer weiß das schon", sie streckte sich, "Auf was für Frauen stehst du?"
"Ist das ein Angebot?", Satoru grinste.
"Eher eine Warnug", entgegnete sie, "Ich muss los. Taiwan wartet"
"Heißt das", fragte er, als sie sich umdrehen wollte, "Dass du mir einen Gefallen schuldest?"
"Du schuldest mir einen Gefallen", korrigierte sie, ohne sich noch einmal umzudrehen. Satoru wickelte langsam seinen Lolli aus und kaufe darauf herum, sodass der Zucker zwischen seinen Zähnen knackte. Dann stieß er sich ab und lief auf die Neue zu.
Zeit herauszufinden, was sie drauf hatte.

"Asuna Okura", wiederholte er und konzentrierte sich auf ihre Fluchaura. Sie pulsierte im violett vor seinen Augen. Nicht schlecht für jemanden, der nicht von den großen Familien abstammte. Allerdings bedeutetedas gar nichts, wenn sie nicht die nötige Begabung mitbrachte. Die junge Frau neigte den Kopf.
"Willkommen an der Jujutsu Akademie Tokio", er breitete die Arme aus, "Ich bin Satoru Gojo und für die Erstklässler verantwortlich" Sie blickte sich um.
"Wo sind wir?"
"Gut, dass du fragst", er setzte sich in Bewegung und sie folgte ihm, "Das Schuljahr hat leider schon angefangen, abgesehen davon wussten wir bis vor ein paar Tagen nicht einmal, dass es dich gibt"
"Also ist das eine Probe?", fragte sie.
"Betrachte Es als Testlauf", erwiderte Satoru, "Wir haben hier noch einen anderen Schüler, wenn alles gut läuft, trefft ihr beim Schulfest auf eure Klassenkameraden"
"Ist der andere auch später gekommen?", fragte sie. Er lachte leise.
"Nein", erwiderte er, "Yuji ist, nun ja sagen wir so, es weiß keiner, dass er noch lebt" Durch die Augenbinde bekam er nicht mit, wie Asuna eine Augenbraue hob, sondern war schon in Gedanken woanders.
Selbst wenn sie sich als untauglich herausstellte, immerhin hatte Yuji jemanden und war nicht mehr so alleine. Auf seinen Lippen breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. Er lief die Treppen hinab zu dem versteckten Eingang zu den Räumen unter der Schule. Lautes Geschreie erklang durch die Tür und er hörte, wie sie die Träger ihrer Tasche fester umklammerte. Er öffnete die Tür.
"Hey Yuji!", rief er. Yuji drehte sich zu ihnen um. Zufrieden registrierte Satoru den Fluss von Fluchenergie, die in die Puppe strömte. Der auch nicht Abbruch, nachdem er den Raum betrat.
"Darf ich dir unsere neue Schülerin vorstellen?"
"Neue Schülerin?", fragte Yuji. Satoru nickte.
"Asuna O...", er überlegtw
"Asuna Okura", sagte sie und hielt Yuji die Hand hin, "freut mich" Yuji blickte auf ihre Hand, dann in ihr Gesicht und wieder zu ihrer Hand, bevor er sie ergriff.
"Yuji Itadori", sagte er und lächelte. Die Fluchpuppe holte aus und verpasste ihm einen Rechten Haken. Yuji schrie auf. Sie ging in die Hocke und fasste die Puppe, die aufgebracht auf dem Boden herumtapste. Yuji rieb sich das Kinn.
"Aua", murmelte er geknickt. Okura betrachtete die Puppe.
Satoru beobachtete sie aufmerksam. Ihre Fluchenergie strömte beständig in die Puppe und beruhigte sie.
Gut.
Es war ein gutes Zeichen, wenn sie Fluchenergie unbewusst leitete.
"Was ist das?", fragte sie und beäugte die Puppe.
"Schmerzhaft", murmelte Yuji.
"Das ist eine Fluchpuppe", erklärte Satoru, "Sie ist ruhig, solange du Fluchenergie in sie fließen lässt. Wenn nicht, nun, dass kann dir Yuji erklären" sie betrachtete die Puppe.
"Es ist süß", entschied sie.
"Hmm", kam es von Yuji.
"Also", sagte Satoru, "Die heutige Stunde besteht daraus, diesen Film zuende zu gucken" er nahm ihr die Puppe ab und ließ sich neben Yuji auf die Couch fallen. Zögerlich ließ Okura sich neben Yuji auf der Couch nieder. Satoru drückte ihm die Puppe in die Hand und lehnte lässig den Arm über die Lehne. Unauffällig streifte seine Fluchaura dabei ihre.
Fast im gleichen Moment drehte sie ihm schlagartig den Kopf zu. Er reagierte nicht, verzog lediglich die Lippen zu einem Grinsen,während er den Geräuschen des Films lauschte.
Guter Anfang.
Mal sehen wozu sie noch im stande war.

Asuna:

Asuna sah sich in ihrem neuen Zimmer um und ließ langsam ihre Tasche sinken.
"Machs dir gemütlich", Gojo lehnte im Türrahmen, "Yuji ist gleich neben an. Frühstück ist um 8 und..." er kratzte sich am Hinterkopf, "Ach ja, morgen ist eure erste Mission" Asuna sah ihn an.
"Erste Mission?", fragte sie, "Muss ich, muss ich irgendwas darüber wissen?"
"Lass dich einfach überraschen", sagte er und verschwand aus der Tür. Asuna seufzte und sah sich in ihrem Zimmer um. Keine Fenster, dafür ein Bett und ein Schreibtisch. Ein kleines Bad.
Sie räumte ihre Kleider in ihren Schrank und ließ sich aufs Bett fallen.
Langsam öffnete sie die Verschlüsse ihres Koffers.
Asuna setzte ihre Kopfhörer auf und schmiegte ihre Wange auf das Kopfteil ihrer Geige. Sie spielte die ersten Lieder aus dem Kopf, danach holte sie ihre Notenblätter heraus und spielte, bis ihr Herzschlag zum Rhythmus der Lieder schlug.
Zitternd stieß sie die Luft aus und ließ die Geige sinken. Sie hatte das hier gewollt. Yuki hatte sie gewarnt, aber sie hatte darauf bestanden. Allein schon ihr Stolz verbot ihr jetzt, einen Rückzieher zu machen.
Stumm stieg sie aus ihren Kleidern und schlüpfte ins Bett. Asuna schaltete das Licht aus und umklammerte ihr Medaillon, ein violetter Stein, der in der Kuhle ihres Halses lag. Sie schloss die Augen. Der Stein pulsierte sachte in ihrer Handfläche, wie ein kleines Herz. Asuna zog die Knie an die Brust und bettete zu allen Monstern in der Dunkelheit, dass sie sie nicht fressen mochten.

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