Sofort spüre ich, warum meine Mutter aus dieser verdammten Reha-Klinik geflohen ist. Warum sie mich angerufen hat. Ich weiß es einfach. „Ist das die Tochter, Herr Baua?", eine Frau in unserem Alter berührt Tim am Oberarm und lächelt mich warm an. Mit zusammengezogenen Augenbrauen mustere ich sie mit ihren brav geflochtenen braunen Haaren und dem strahlend netten Lächeln. Wer ist sie? Die Pflegerin meiner Mutter? Und warum spricht sie in der dritten Person über mich, wenn ich anwesend bin? Unter normalen Umständen wäre mir sicher ein provozierender Spruch herausgerutscht, aber jetzt kriege ich meine große Klappe nicht auf. „Ja, wir müssen sofort zu Frau Femer", hält Tim sich knapp und platziert seine Hand auf meinem Rücken, um mich sanft an der Frau vorbeizuschieben. „Hey, ich kann selber laufen", zische ich ihn an. Zu ihm kann ich wohl noch normal sein. Bei meinem H-Wort lächelt Tim mich kurz an, sodass ich erst jetzt darüber stolpere, dass ich es wieder gesagt habe. „Das geht unter keinen Umständen, wir sollen sie in Sicherheit verwahren. Vielleicht wäre es möglich, wenn -", setzt die Pflegerin an, wobei sie klingt, als würde sie direkt aus der Hausordnung zitieren. „Ich will sofort zu meiner -", herrsche ich sie an, doch Tim boxt mich mit der anderen Hand in den Arm und räuspert sich: „Ich bin ja dabei, das geht in Ordnung." „Und die Durchsuchung -" „Erledigt, wir gehen dann. Zimmer vier, oder?" bügelt er mit einem charmanten Lächeln darüber hinweg, dann packt er mich etwas unsanfter als vorher am Arm und zieht mich mit über den hell erleuchteten Flur. Uns kommt bloß eine Patientin entgegen, jedenfalls trägt sie eins dieser tristen weißen Hemden, die mich die Stirn runzeln lassen. „Hier sieht es aus, als wären noch immer alle in der Psychiatrie", zische ich ihm zu, Tims Lippen umspielt ein trauriges Lächeln, dann zieht er mich um die Kurve. Beinahe stolpere ich gegen das Bett, das verlassen herumsteht, die Lichter über uns flackern. Am Ende des Ganges steht ein Polizist herum, durchgestreckt und die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Alles klar, sie halten meine Mutter hier fest. In einem unbewohnten, renovierungsbedürftigen Gang. Am liebsten würde ich –„Herr Baua, ich will Sie ja nicht kritisieren, aber denken Sie, dass es eine gute Idee sein wird, wenn Sie da reingehen? Aus unerfindlichen Gründen hat Frau Femer eine wahnsinnige Angst vor Ihnen und -", der junge Mann hat eine tiefere Stimme, als ich es erwartet hätte. Er mustert mich skeptisch, sein Blick gleitet über meine Jackentaschen, in denen mein Handy steckt. Und dann geht der Vortrag los, den er Tim hält; und zum zweiten Mal in fünf Minuten erteilt Tim ihm eine Abfuhr, weist ihn zurecht und öffnet unbeeindruckt die Tür. Als das Licht einer spärlichen Lampe durch den offenen Türspalt fällt, steht die Welt still. Der Polizist existiert nicht mehr. Selbst Tim nehme ich nur am Rande wahr, aber spüre seine Wärme, als er neben mich tritt. Schluckend hebe ich den Blick. Meine Mutter sitzt mit verschränkten Armen an einem wackeligen Plastiktisch, auf dem eine dampfende Schüssel mit Suppe zu stehen scheint. Ihr Gesicht ist ... ihres. Sie ist sie. Nur in älter. Schmaler. Kränker. Tiefe, dunkelblaue Augenringe zieren ihre dunkelbraunen Augen, die zur Tür haschen. Dann schreit sie auf. „Emma!", sie springt auf, im ersten Moment erfasst mich die Panik, sie könnte wieder umfallen. „Mama", keuche ich auf, als sie sich in meine Arme wirft. Auf einmal ist es umgedreht; der Wandel ist spürbar und tut weh, als sie ihre schmalen, abgemagerten Arme um mich schlingt und ihr Gesicht in meiner Halsbeuge vergräbt. „So geht das nicht, Sie können nicht einfach -", höre ich den Polizisten von draußen wie in einer anderen Dimension. Seine verzerrten Worte werden unterbrochen, als jemand die Tür zuschlägt. „Meine Kämpferin, mein kleines Mädchen", meine Mutter wiederholt die Worte immer und immer wieder, bis sich jedes Mal mehr Feuchtigkeit in meinen Augen ansammelt, bis die Tränen mit Leichtigkeit herausrollen können. Ich glaube, sie spürt die feuchten Tropfen auf ihrem Hinterkopf, aber sagt nichts, lässt einfach nur ihren gräulichen Ansatz nass werden und weint selbst. „Ich bin da, Mama, alles ist gut", flüstere ich hilflos und umfasse sie fester. Die Knochen, die ich deutlich spüre, lassen mich zusammenzucken. Das hier soll die Reha-Klinik sein? Sie müsste doch noch immer in der Psychiatrie sitzen! Andererseits kann hier sicher niemand etwas dafür, sie haben sie eher hierhin abgeschoben. Weil sie vielleicht eine Mörderin ist. Doch statt zurückzuweichen drücke ich diese gebrechliche Frau noch fester an mich und versuche ihr den Halt zu geben, den sie braucht. Zum ersten Mal kann ich es. „Ich wollte nicht, dass du kommst, du solltest mich nicht suchen", schluchzt sie in meine Halsbeuge und beginnt dann zu stocken; ihr ganzer Atem bleibt für eine Sekunde aus. Langsam drehe ich mich um und schaue in Tims warme Augen, die meinen begegnen. Er legt all seinen Schmerz hinein, alles, was er hat, und ich kann es alles lesen. Jedes einzelne Gefühl, direkt aus seiner Seele. Er öffnet seine Lippen, doch sagt nichts; für einen verräterischen Moment wandert sein Blick zu mir. Die Art, mit der er mich anschaut, lässt meine Mutter die Luft einziehen. „Emma, sag mir, dass du nicht ...", flüstert sie, ich kann ihr Entsetzen spüren. Die Art, mit der sie mich vorher angesehen hat, hat mir besser gefallen: Mitleid und Entschuldigung, weil ich ihm ihretwegen begegnet bin. Aber jetzt, jetzt ist es blankes Entsetzen. Als ich nicht sofort reagiere, löst sie sich von mir, um meinen Hals abzutasten. „Was tust du da?", ich bekomme Angst, dass meine Mutter doch noch verrückt wird. Was will sie finden? Knutschflecken? Bissspuren? „Gott sei Dank", sie atmet erleichtert aus, als sie nichts außer meinen Hoodiebändern oder den Trägern meines BHs gefunden hat. Fragend werfe ich einen Blick rüber zu Tim, der ebenfalls mit den Schultern zuckt. Dabei erkenne ich die Abzeichnung, die sich unter seinem Shirt und der geöffneten Jacke verbirgt. Wahrscheinlich hat sie beim letzten Mal die Ringe an ihm entdeckt –und natürlich sieht es für Außenstehende nach einer Hochzeit aus. Zum ersten Mal seit ich Tims wahren Grund für diese Geheimnistuerei kenne, empfinde ich nicht nur Schuldgefühle, weil ich so verurteilend zu ihm war, sondern auch Erleichterung. Erleichterung, dass ich deswegen die Kette abgerissen und zu Hause gelassen habe, auch wenn mir bewusst ist, wie das jetzt für ihn sein muss. Er steht hier, komplett von meiner Mutter verhasst und riskiert womöglich einen Teil seines Jobs und ich tue nichts anderes, als mich zu freuen, dass meine Mutter mich für die Beziehung zu ihm nicht verurteilt. Und ich stehe nicht zu ihm, obwohl er es so sehr verdient hätte; ich habe mich nicht einmal für das heute Morgen entschuldigt. Gequält sehe ich meine Mutter an, deren Mund sich geschockt öffnet. Bevor sie etwas sagen kann, nehme ich ihr den Wind aus den Segeln: „Mama, bitte. Es ist jetzt egal, was ... was zwischen Tim und mir ist, darüber können wir reden, wenn wir dich hier rausbekommen haben, okay? Du musst mir jetzt endlich alles über meinen Vater erzählen. Und dann ... dann sagst du das alles der Polizei, okay?" Ich fixiere sie fest mit meinem Blick, wie sie es damals immer bei mir getan hat. „Emma, was ist denn bitte zwischen euch?!", sie ist definitiv hysterisch. „Alles okay?", jemand klopft gegen die Tür, wobei die Klinke sich nach unten drückt, gerade noch hält Tim dagegen. „Alles in Ordnung, danke", ruft er nach draußen und schüttelt den Kopf. „Es tut mir leid, wirklich, Nina, aber wir müssen anfangen. Ansonsten schöpfen sie Verdacht und ihr könnt gar nicht mehr sprechen", senkt Tim seine Stimme und macht einen Schritt auf meine Mutter und mich zu, sie rückt näher an mich und mustert ihn hasserfüllt. So, wie eine Mutter eben den Exfreund ihrer Tochter ansieht, wenn er damals ihr Herz in tausend Teile gebrochen hat. „Mama, bitte. Es geht nicht anders. Erzähl es mir. Erzähl es ihm", flehe ich sie an. Bei dem verzweifelten Klang meiner Stimme verändert sich etwas bei ihr, sie lächelt melancholisch und nickt dann. Bevor sie es sich anders überlegen kann, dirigiere ich sie in Richtung ihres Bettes, auf dem die Tagesdecke sogar ganz verrutscht ist. Und niemand kümmert sich. Schluckend lasse ich mich vorsichtig neben ihr nieder, aus Angst, ich könnte ihrem gebrechlichen Körper wehtun. Doch sie setzt sich neben mich, als wäre nichts, als wäre sie wieder diese starke Frau, die sie einst war. Nur weil ich da bin. Automatisch greifen wir gleichzeitig nach unseren Händen und verschränken sie auf der kalten Decke. Tim greift leise nach einem der Stühle und setzt sich uns gegenüber hin, dabei stützt er sich auf seinen Beinen ab und hält in die Mitte sein angeschaltetes Smartphone, auf dem wir das Mikrofon erkennen können. Noch ist es ausgeschaltet. „Mama?", frage ich nach und drücke sanft ihre Hand, auf der ich ein paar Falten ausmachen kann. Sie lehnt sich stöhnend zurück und lässt mich nicht los, ihr Blick wird durchsichtiger. „Ich habe deinen Vater kennengelernt, als ich fünfzehn war. Es war Liebe auf den ersten Blick, aufs erste Worte, aufs erste Gespräch. Er war es einfach", sie hält traurig inne. Einen Augenblick, in dem Tim mich anschaut. Mit trockenem Mund wende ich mich ab. Ich kann weder eine emotionale Stütze noch solche intensiven Blicke gebrauchen. „Aber er war mein Deutschlehrer. Referendar. Wie auch immer. Es hat damals keine Rolle gespielt und heute auch nicht, wir waren wir. Nur durften wir es nie sein", sie schüttelt den Kopf, ihre rot-gräulichen Strähnen fallen ihr vor das müde Gesicht, „das war der einzige Grund, warum du ihn nie kennenlernen durftest. Warum wir keine Fotos hatten, bis auf das eine, dass ihr – dass du damals auf dem Dachboden gefunden hast. Er wusste um die Schwangerschaft und er war es, der nicht wollte, dass ich abtreibe. Er hätte es nicht ertragen, das Einzige, was wir jemals teilen würden, zu zerstören. Dabei war er bereit, für uns beide alles aufzugeben, Emma. Er wollte für dich und für mich seinen Job kündigen. Alles gestehen. Unsere Beziehung. Er war bereit alles zu tun, damit wir zusammen sein könnten", meine Mutter entzieht mir ihre Hand, um sich über die Augen zu wischen. Etwas Feuchtes läuft meine Wange runter. „Aber du wolltest es nicht", stelle ich mit belegter Stimme fest. Ich kann sie nicht ansehen, nur die kahle weiße Wand hinter ihr anschauen. „Nein, es war seine Berufung zu unterrichten. Anderen Sprache beizubringen, Aufsätze zu lesen, zu diskutieren, Szenen zu analysieren, alles. Mich hat er geliebt. Aber das Deutsche hat er gelebt", ich spüre die Hand meiner Mutter in meinem Haar. Ich glaube, sie streicht mir die Haare zurück; ihre Finger berühren zärtlich meine Stirn. „Du hast immer ... ich dachte immer ...", flüstere ich. Sie schüttelt den Kopf. „Er hat uns nie verlassen. Ich habe ihn gehen lassen, weil er es tun musste. Und irgendwann ... irgendwann habe ich es bereut. Dass er all die Jahre da draußen war und ich den Kontakt abgebrochen hatte. Ich habe mich gefragt, ob er wieder eine Schülerin getroffen hat. Es waren Gedanken, die sich eine sechzehnjährige Schwangere stellt, wenn sich alle von ihr abwenden. Meine Eltern haben es nie verstanden. Sie waren so sauer, dass ich ihnen nie erzählt habe, wer der Vater meines kleinen Mädchens ist. Aber ich konnte es nicht. Ich habe ihn mehr geliebt als mich, lieber wollte ich ihn als mich selbst schützen", es tut weh, meine Mutter so schluchzen zu sehen. Wie sie den Kopf in den Händen vergräbt und nach Luft schnappt, als hinge ihr Leben davon ab. Ich glaube, das tut es auch. „Ich wollte doch nur, dass du nie denselben Fehler machst, wie ich es getan habe. Dass du niemals einen Mann mehr als dich selbst liebst", bricht es aus meiner Mutter hervor, dann verstehe ich kein einziges Wort mehr. „Das tue ich auch nicht", flüstere ich und rutsche an sie heran, um sie fest zu umarmen. Schluchzend und schreiend wirft sie sich in meine Arme, ich vergrabe den Kopf an ihr. Wie habe ich sie nur in diese Situation kommen lassen? Was hätte ich tun können? Habe ich als Teenager falsch reagiert? Jetzt? Dass ich sie nicht gesucht habe? Dass ich am Mittwoch nicht ans Handy gegangen bin, als sie angerufen hat? Wann war dieser Hilferuf? „Was tut er dann hier?", weint meine Mutter leise, ich schließe die Augen. Nein, nicht jetzt. „Warum warst du bei ihm?", irgendwie schaffe ich es. Ohne Tim anzusehen. „Du hast recht, ich war bei ihm. Ich war bei ihm. Als er mich angerufen hat, bin ich sofort losgefahren. Als du geschlafen hast und ich habe nur -", gesteht meine Mutter leise, ich nicke: „- einen Abschiedsbrief dagelassen." „Warum sollten Sie kommen?", übernimmt Tim die Führung. An seinem Tonfall höre ich, dass er der Kommissar ist, den ich noch nie erlebt habe, nicht so. Aber ich kenne auch jeden der Gründe, warum er es tut. Er will sie retten, will ihr jede Vorlage liefern, die sie bekommen kann. Er will uns die intimen Details lassen, lotst sie nur auf die wichtigen Fragen. Er will sich selbst helfen, weil wir beide wissen, dass wir es beide nur schwer ertragen können. Uns jetzt anzuhören, wie mein Vater gestorben ist. Am liebsten würde ich aufstehen und Tim umarmen, nicht ausschließlich meine Mutter. Aber ich darf nicht. Wegen meiner Mutter nicht und um seinen Job Willen nicht, nicht jetzt. Es reicht, dass er das alles seinen Kollegen erklären muss – und soweit müssen wir es erst einmal schaffen; ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser korrekte Polizist da draußen sehr wohl das Verhör verhindern wird, wenn er unsere Beziehung kennt. „Er wurde erpresst. Von seinem angeblich besten Freund. Wie das Alter so ist, wurde er spielsüchtig, hat immer mehr Geld gebraucht. Dein Vater wollte ihm keins leihen, um ihn zu retten. Und stattdessen wurde er erpresst, dass unsere ganze Geschichte an die Öffentlichkeit gehen würde. Auch wenn es lange her ist ... alles stand auf dem Spiel. Sein Job. Seine Rente. Unsere Vergangenheit, die in den Dreck gezogen worden wäre. Also kontaktierte er mich nach Jahren. Seine Stimme war älter am Telefon. Um genau zu sein so um die siebenundzwanzig Jahre gealtert", bei der Erinnerung lächelt meine Mutter mich warm an, „aber ich wusste, dass er mich brauchte. Es war eine Vertrautheit, die niemals verschwindet. Ich bin sofort losgefahren." „Sprechen Sie weiter. Als sie ankamen ...?", wieder lenkt Tim meine Mutter sanft, mich sieht er gar nicht an. Aber ich ihn. Wie angespannt er dasitzt, wie er sich nach vorne beugt und meine Mutter ansieht, als würde er sie vor allem beschützen. Einfach nur weil sie meine Mutter ist. Und das, obwohl sie ihn damals so verteufelt hat, noch bevor er mich betrogen hat. „War er in seiner Wohnung. Sie hat sich kein bisschen verändert. Da war sogar noch der Lippenstiftfleck an der Wand, den ich ihm damals kichernd hingeschmiert hatte. Es war wie eine kleine Zeitkapsel. Es war, als gäbe es uns noch einmal." Sie lächelt, wie ich sie noch nie habe lächeln sehen. Und ich weiß, dass ich genauso lächele, wenn ich an Augenblicke mit Tim denke und das trifft mich wie einen Schlag. „Wir ... wir haben den ganzen Abend lang geredet. Er hat gekocht. Es gab Spaghetti Bolognese. Und Wein, sehr viel Wein. Und wir konnten gar nicht mehr aufhören. Wir haben über alles geredet. Die Vergangenheit. Die Zukunft. Wir haben wieder Bücher analysiert und philosophiert. Es war ... es war der tollste Tag meines Lebens. Nach deiner Geburt", schmunzelt sie mich traurig an. Mein Bauch zieht sich ebenso schmerzvoll zusammen. Weil ich ihn gerne kennengelernt hätte und die Erkenntnis tut weh. Dass ich jetzt anfange ihn zu mögen. „Irgendwann hat es geklingelt, es war vielleicht sechs oder sieben Uhr morgens. Er hat geöffnet. Es war sein bester Freund. Als er mich gesehen hat ... er war so unendlich schockiert. In dem Moment ging alles so schnell, wie er verstanden hat, dass wir womöglich zusammen kämpfen werden. Dass wir uns dem stellen werden, dass er uns ruhig verpetzen kann ...", ihre Augenlider zittern, als würde sie krampfhaft versuchen, ein Bild zu verdrängen. Schluckend rutsche ich näher an sie, meine Mutter krallt sich an meiner Jacke fest. „Es ging so schnell. Die beiden haben sich geschlagen wie kleine Jungs. Und ich stand einfach nur da und habe aufgeschrien. Es ist meine Schuld, weil ich nichts getan habe. Ich konnte nicht, ich war so betrunken. Vor Glück, versteht ihr?", sie sieht uns nicht an. Ich frage mich, ob sie mit uns beiden oder mit den beiden Männern spricht. „Und dann lag er da. So friedlich. Er hat mich angesehen. Seine toten Augen haben mich angesehen. So voller Liebe", sie schluchzt auf. Und auf. Und auf. Bis der Polizist reinstürmt und nach dem Rechten sieht. Bis mich eine Pflegerin unsanft von meiner Mutter zieht und bei Seite schiebt. Bis sie meiner Mutter irgendeine Spritze in den Arm geben und sie in sich zusammensackt. Bis jemand mich an den Schultern umfasst und nach draußen bringt.
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Hey
RomanceTiefe, intensive, brennende Blicke bis in die Seele. Die hat Emma damals hinter sich gelassen - doch sie kehrt nach elf Jahren zurück. Wie das Schicksal es will, gibt es keinen anderen Ausweg, als in die WG ihres Exfreundes Tim, ihrer Ex-BFF Luna u...