Hey

Kapitel neunzehn

Hastig räume ich die Butter wieder zurück in den Kühlschrank, als jemand über den Flur läuft. Scheiße, ich kann doch nicht alleine frühstücken. Noch schneller als bereits eh schon schenke ich mir etwas zu trinken in die gräuliche Tasse und wische mit dem Ärmel meines Hoodies die gelblichen Flecken weg, die sich daneben verteilen. „Guten Morgen", begrüßt mich Maik. Erleichtert, dass es immerhin nicht Tim ist, drehe ich mich zu ihm. „Morgen", ein wenig muss ich wirklich lächeln, als ich sehe, wie zerstrubbelt seine Haare sind und dass er in einem „Ich bin ein wilder Kerl"-Shirt dasteht. Als er meinen Blick bemerkt, verfinstert sich seine Miene und er brummt etwas von: „Sag nichts, der Rest ist schon eingepackt oder in der Wäsche." „Klar", mit unterdrücktem Lachen schnappe ich mir meinen Teller und will mich setzen, als Maik mir ohne etwas zu essen an den Tischfolgt. Oh oh. „Was gibt es denn?", frage ich betont gut gelaunt und starre auf die Finger, mit denen Maik nervös auf den Tisch klopft. „Ich wollte mit dir reden, Emma", er räuspert sich und kratzt sich am Kopf, sodass ich mich etwas entspanne. Bisher scheint es unangenehmer für ihn als für mich zu werden. „Klar, schieß los", erwidere ich und starre mein Frischkäse-Brot an, das ich wirklich gerne essen würde, bevor Tim auftaucht. „Puh, okay, ich bin aufgeregt. Also, ich will ja mit Luna in den Urlaub fahren ... Morgen! Und ... ich habe den Urlaub ja extra wegen unseres Jubiläums gebucht ... also ... weil ...", Maiks Wangen werden ein wenig rot, genau wie damals auch immer. „Jaaa?", frage ich, langsam ahne ich, was er fragen will. „Na ja, ich würde Luna gerne einen Heiratsantrag machen", flüstert Maik und schaut verlegen, ich muss breit grinsen. „Und?", schmunzele ich, Maik schaut verwirrt. „Also hast du nichts dagegen? Äh ich meine im Sinne von du rätst mir nicht davon ab? Luna fände es also gut? Weil ich dachte, wo du jetzt da bist, dass sie das vielleicht nicht sofort möchte oder keine Ahnung, dass sie noch eine Weile unabhängig sein möchte oder so, also äh", stottert Maik noch immer rot wie eine Tomate und schluckt. „Warte, du fragst mich das, weil du denkst, dass ich am besten an sie herankomme oder so?", frage ich ehrlich verwirrt. Eigentlich dachte ich immer, dass er selbst am besten über sie informiert wäre. „Ja, ich meine ... jedenfalls was so einen Antrag angeht. Wir reden da nicht so ernst drüber, es endet immer in einem Herumfetzen", erklärt Maik das, was er richtig als meine Frage vermutet hat. Ich nicke verstehend, auch wenn ich am liebsten grinsend zu Luna gehen würde, weil ich mich ernsthaft für die beiden freue. Die Nervosität der beiden ist ja nicht zum Aushalten, wie sanft und zart die beiden um eine Hochzeit herumtänzeln; ich habe selten so etwas Sanftes und Unschuldiges mitbekommen wie bei den beiden. „Ja, also nein, mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, sie würde sich über einen Antrag freuen. Aber beeile dich, nicht, dass sie eigene Pläne hat", grinse ich. Sofort strahlt Maik breit zurück und kommt gar nicht mehr aus dem Lächeln heraus, auch, als Luna die Küche betritt und zu ihm springt, um ihn zu ärgern. „Na, womit hast du Emma belästigt?", kichert sie und tätschelt Maiks Kopf, der mir zuzwinkert. „Ach, so nervig war er heute gar nicht", winke ich schnell ab und beiße in meine Brotscheibe, bevor Luna noch weitere Fragen stellen kann. „Echt? Kaum zu glauben", neckt sie Maik noch einmal, bevor sie sich von ihm löst und zum Kühlschrank trottet. „Morgen", Tim räuspert sich, nachdem er lautlos in das Zimmer gekommen ist. Shit, gerade hatte ich verdrängt, dass er hier wohnt und was gestern passiert ist. „Morgen, Mann. Und, was machen wir heute?", fragt Maik gut gelaunt, etwas zu gut, würde ich sagen, wenn ich nicht wüsste, was wir eben besprochen haben. „Hm?", Tim kommt weiter in den Raum, näher an meinen Stuhl, mit dem ich mit dem Rücken zu ihm sitze. Sofort wird mir ganz heiß und meine Finger prickeln, als ich ihn in meiner Nähe spüre, aber nicht einordnen kann. „Die Mädels wollten heute zusammen einkaufen fahren, das dauert bestimmt ewig. Dann lass uns zwei noch was machen und die Zeit genießen, bis ich weg bin", Maik steht auf und gesellt sich zu seinem besten Freund, ich starre die beiden leeren Plätze am Tisch an. Shit, morgen fahren Luna und Maik bereits. Besorgt schauend setzt sich Luna mit einer gefüllten Müslischale zu mir, ich lächele gezwungen, während mein Gehirn schon sämtliche Optionen durchspielt, Tim aus dem Weg zu gehen. Nur fürchte ich, dass das nach dem Urlaub des Paares nicht leichter wird, im Gegenteil. Denn wenn Luna und Maik sich verloben, was jetzt hundertprozentig eintreten wird, wenn mir beide ihren Plan gebeichtet haben, dann bin ich Tim ausgesetzt. Noch mehr, wenn Luna und Maik verlobt sind, möchten sie vielleicht zusammenziehen. Natürlich wollte ich hier eh ausziehen, aber das wird ein noch größerer Druck, eine eigene Wohnung zu finden, denn mit Tim möchte ich keine Sekunde alleine wohnen. Die ganze nächste Woche reicht mir schon.