dreiunddreißig

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Als ich wach werde, weiß ich erst einmal nicht, wo ich bin. Ich nehme das Tageslicht von draußen wahr - und die stechenden Kopfschmerzen. Ich höre ein regelmäßiges Piepen und leise Stimmen. Langsam drehe ich mich auf die Seite.

"Isabella!", höre ich dann eine Stimme. Es ist Mum. "Du bist wach. Gott sei Dank."

Ich brauche eine Weile, bis sich die Puzzlesteine in meinem Kopf etwas geordnet haben und ich wieder weiß, wo ich bin. Party. Schmerzen. Krankenhaus. Ich schließe seufzend die Augen.

"Ja. Wie spät ist es?", frage ich. Meine Stimme klingt kratzig. Mum reicht mir ein Glas Wasser.

"16 Uhr nachmittags. Ich glaube, den Schlaf hast du wirklich gebraucht."

"Isabella.", höre ich dann die Stimme des Arztes, der auch in der letzten Nacht da war. "Gut, dass du wach bist. Ich konnte mich heute Nacht gar nicht vorstellen. Ich bin Dr. Collins."

"Hallo.", sage ich nur, weil mir nichts Besseres einfällt. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so gut ist, dass ich wieder wach bin. Zu schlafen und nichts mitzubekommen war auch ganz schön.

"Wie geht es dir jetzt?"

Gute Frage. Ich horche in mich hinein. "Mein Kopf tut ziemlich weh. Und..." Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Alles tut ziemlich weh. Ich fühle mich schmutzig. 

Er wartet noch einen Augenblick, ob ich den Satz noch zu Ende bringe. "Gut.", sagt er dann. "Vorhin haben wir uns noch einmal deinen Rücken angeschaut, er sieht ganz gut aus. Dein Gesicht ist sehr angeschwollen, aber die Schwellung sollte in ein bis zwei Tagen zurückgehen. Hier haben wir dir Medikamente gegen die Schmerzen hingelegt, die kannst du bei Bedarf nehmen. Maximal vier am Tag."

"Dankeschön.", sage ich und nehme einige große Schlucke Wasser. Mein Hals ist trocken.

Dr. Collins nimmt sich einen Stuhl und setzt sich neben meine Mum vor mein Bett. "Wir haben dein Blut untersucht. Es waren tatsächlich K.O.-Tropfen, aber in einer Menge, die ich wirklich noch nie zuvor gesehen habe. Das erklärt deinen Zustand."

Ich beiße mir auf die Unterlippe. K.O.-Tropfen. Ich habe es schon geahnt, doch ein Schock ist es trotzdem. Dass man so machtlos werden kann...

"Isabella, ich muss dir jetzt aus ärztlicher Sicht ein paar Fragen stellen, die dir vielleicht unangenehm sind." Er sieht mir tief in die Augen. "Wenn es dir lieber ist, wenn eine Frau das übernimmt, kann ich auch gerne eine Kollegin holen."

Ich werfe einen Blick zu meiner Mum. Sie schaut mich beruhigend an. "Schon okay.", sage ich. Wenn meine Mum hier ist, ist es in Ordnung. Und ob ich von einem Mann oder einer Frau befragt werde, macht es für mich in diesem Moment nicht leichter.

"Gut.", sagt er. "Gibt es Körperstellen, die dir jetzt wehtun, außer deinem Rücken und deinem Kopf?"

Ich zögere kurz. "Ja... Meine Beine. Und mein Bauch. Ich glaube sie haben ziemlich... zugedrückt." Ich schlucke. Dass meine Brüste ebenfalls ziemlich wehtun, verschweige ich ihm. Es ist, als würde ich jeden einzelnen ihrer Finger dauerhaft auf meinem Körper spüren.

"Okay. Kannst du dich normal bewegen? Versuch mal, dich aufzusetzen."

Ich stemme mich hoch. Es tut höllisch weh und ich schnappe kurz nach Luft. Doch es klappt. Ich nicke. "Ja, geht schon."

"Ich schau mir das mal kurz an, wenn es in Ordnung ist. Du sagst mir, wo, und ich gucke vorsichtig, ja?"

Wieder nicke ich. Dann hebe ich die Decke von meinem Körper. Ich bin dankbar, dass ich noch meine Kleidung von gestern trage, auch wenn etwas Sauberes auch gut wäre. Doch immerhin trage ich nicht nur Unterwäsche. Ich bin selbst schockiert von dem Anblick, der sich uns bietet. Meine Oberschenkel sind übersät von blauen Flecken. Genau wie mein Bauch, als ich mein Oberteil etwas hebe.

let me be your babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt