zwei

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Die nächsten zwei Wochen gehen schnell rum - viel zu schnell. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit meinen Freunden aus der Kirche zu verbringen, doch es ist immer noch zu wenig. Und dann ist es auch schon Samstag und der Umzugswagen steht vor unserer Tür.

Ich weiß gar nicht, wofür wir den überhaupt herbestellt haben. Mama meinte, ich könnte meine Möbel hierlassen, ich würde dort neue bekommen. Doch ich bestehe darauf, wenigstens meinen Schreibtisch, den ich von meinem Opa geerbt habe, mitzunehmen. Meine anderen Habseligkeiten packe ich in ein paar Umzugskartons, doch es ist nicht viel. Auch Mum nimmt nur weniges mit, schließlich stehen in James' Haus ja schon die Möbel, die wir brauchen. Es landen also eigentlich nur einige Kartons und mein Schreibtisch im Umzugswagen.

Wir fahren mit Mums Auto. Die Fahrt dauert etwa viereinhalb Stunden. Viel zu lang, um am Wochenende mal eben nach Hause zu fahren, um meine Freunde zu besuchen. Am Anfang schwört man sich noch, in Kontakt zu bleiben, jede Woche mindestens einmal zu telefonieren und sich regelmäßig gegenseitig zu besuchen. Doch das daraus auf Dauer nichts wird, ist mir jetzt schon klar. Irgendwann schlafen solche Freundschaften doch immer von selbst ein.

"Es wird dir super gefallen, Spätzchen!", betont Mum immer wieder und erntet von mir auch immer wieder nur ein wenig überzeugtes Grunzen. Als wir dann schließlich in Key West ankommen, schaue ich mich doch etwas aufmerksamer um. Es ist wirklich traumhaft schön hier, das muss ich zugeben. Hinter den Häusern kann ich das Meer sehen.

Als Mum dann vor einem Haus zum Stehen kommt, starre ich es fassungslos an. Mum hat das Haus von James zwar schon in den höchsten Tönen angepriesen, doch ich dachte, dass sie bestimmt ein bisschen übertreibt. Es ist allerdings eher das Gegenteil der Fall. Das hier kann man eher Villa nennen als Haus. Es ist wirklich riesig, weiß verputzt und mit großen Fenstern. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es wohl von innen aussehen wird. "Das ist ja der Wahnsinn.", bringe ich nur hervor, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Mit so etwas hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.

"Na, habe ich zu viel versprochen?" Ich höre das Grinsen aus Mums Stimme heraus.

Ich schüttele mit offenem Mund den Kopf. "Ne, definitiv nicht." Mum springt aus dem Auto und ich steige ebenfalls aus, jedoch ohne meinen Blick dabei von dem Haus zu wenden. Hier in der Straße scheinen alle Häuser so riesig zu sein. Das Beste ist, dass es quasi direkt am Meer steht. Hinter dem Haus wird noch der Garten sein, doch es folgt keine weitere Häuserreihe.

In diesem Moment öffnet sich die Tür der Villa und ein Mann kommt heraus. Er ist groß, breitschultrig und hat braunes, grau meliertes Haar. Er sieht freundlich aus, in seinem Gesicht zeichnen sich Lachfalten ab. Er setzt ein strahlendes Lächeln auf, als er uns sieht.

"Mandy, komm her!", ruft er und Mum stürmt auf ihn zu. Sie sieht aus wie eine verliebte Teenagerin. Es ist mir ein bisschen unangenehm, doch ich freue mich natürlich auch für sie. In diesem Moment kommt eine weitere Person aus dem Haus. Ein Junge, der ein paar Jahre älter sein wird als ich, vielleicht um die 18. Er sieht gut aus, er wird in der Schule definitiv zu den Beliebten zählen. 

Ich frage mich erst, was dieser junge Typ in James' Haus verloren hat. Dann kommt mir eine erschreckende Vermutung. Das ist der Sohn von dem Mum gesprochen hat. Ich hatte irgendwie automatisch damit gerechnet, dass es sich dabei um einen kleineren Jungen um die zehn Jahre handelt. Ich hätte definitiv nicht erwartet, dass er älter sein könnte als ich, warum auch immer. Der Kerl ist James wie aus dem Gesicht geschnitten. Er ist in etwa genau so groß, hat volles, dunkles Haar, das verstrubbelt nach oben gestylet ist, nur ein paar Strähnen hängen ihm nachlässig ins Gesicht. Er hat breite Schultern und erstaunlich muskulöse Oberarme, die unter seinem grauen T-shirt zur Geltung kommen. Er schaut nur nicht ganz so freundlich wie James.

let me be your babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt