fünfundvierzig

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Ich war noch nie in unserem eigenen Pool. Wahrscheinlich liegt das daran, dass das Meer direkt vor der Tür liegt und ich das unter normalen Umständen immer bevorzuge. Trotzdem bin ich froh, dass ich den Pool jetzt auch mal genießen kann. Er liegt im hinteren Teil des Gartens und ist umgeben von einigen Büschen und Sträuchern, sodass man sich hier wirklich völlig ungestört fühlen kann. Direkt nach dem Frühstück ziehe ich meinen Bikini an und laufe mit einem Handtuch bewaffnet nach draußen. 

Ich lasse erst einmal meine Beine im Wasser baumeln, um mich an die Temperatur zu gewöhnen. Im Vergleich zur Lufttemperatur ist der Pool echt kalt, was aber auch gut tut.

Plötzlich spüre ich Hände an meinem Rücken und dann einen Stoß ins Wasser. Eine Sekunde später landet Luke direkt neben mir. Schnaufend tauche ich auf. "Du Idiot. Ich wollte mich erst dran gewöhnen."

"Ach, das wird völlig überbewertet.", sagt er lachend. Seine sonst so fluffigen Haare liegen jetzt platt am Kopf. Ich muss lachen. "Du siehst echt lustig aus."

Er fährt sich über den Kopf. "Hey, beleidige niemals meine Haarpracht, ja?"

Ich drehe mich um und schwimme ein paar Züge. "Ich beleidige, wen oder was ich will."

Luke macht ein paar Kraulzüge und hat mich innerhalb einer Sekunde eingeholt. "Aber nicht mich." Seine Arme schließen sich von hinten um meinen Bauch.

"Pff. Doch. Du bist keine Ausnahme.", sage ich schnippisch.

Lukes Lippen legen sich an meinen Hals. Wandern sanft über die Seite bis nach oben. Kurz unter meinem Ohr bleiben sie liegen. Ich schließe die Augen. Eine Gänsehaut überkommt meinen Körper, ohne dass ich was dagegen tun kann. Leise seufze ich auf.

"Wirklich nicht?", flüstert Luke. 

"Mhm.", bringe ich nur hervor. Luke bringt mich dazu, dass mein Kopf in solchen Momenten völlig leer gefegt zu sein scheint. "Luke..", murmele ich.

"Was denn?" Seine Stimme hat wieder diese ganz bestimmte Klangfarbe, die sie in solchen Momenten immer hat und die das Ganze nur noch schlimmer macht. Seit wann bin ich so machtlos meinen eigenen Gefühlen gegenüber?

"Ich kann nicht denken, wenn du mir so nah bist.", spreche ich meine Gedanken aus.

Ich kann in beinahe lächeln hören. "Musst du doch auch nicht. Es tut dir glaube ich mal ganz gut, nicht zu denken."

Ich seufze nur und drehe mich in seinen Armen zu ihm um. Irgendwie hat er Recht - ich bin eine viel zu nachdenkliche Person. Das ist oft gut, manchmal bringt es aber auch meinen Kopf zum Platzen. Wenn Luke da ist, kehrt endlich mal Stille ein und ich schaffe es, einfach nur den Moment zu genießen.

Luke  drückt ohne weiter zu Zögern seine Lippen auf meine. Ich erwidere den Kuss sofort. Der Kuss ist liebevoll und zugleich bestimmt. Luke zieht mich so nah an sich, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde. Ich lege meine Hände an seinen Nacken.

Er drängt mich an den Rand des Beckens, ohne den Kuss auch nur eine Sekunde zu unterbrechen. Dann wandern seine Hände weiter meinen Körper entlang. Er beißt sanft auf meine Unterlippe, küsst meinen Hals, dann mein Dekolleté. Ich keuche leise.

Schließlich vergräbt er sein Gesicht an meiner Halsbeuge und schlingt die Arme um mich. "Ich kann auch nicht denken, wenn ich dir so nah bin.", gibt er zu. "Keine Ahnung... Das alles ist echt unvernünftig, was wir hier tun. Aber es fühlt sich auch verdammt gut an."

"Ja. Das tut es.", sage ich atemlos. Am Liebsten würde ich Luke ununterbrochen küssen und berühren. Trotzdem hat er Recht - vernünftig ist das nicht. Ich glaube, wir wissen beide, dass wir schon viel zu weit gegangen sind. Nicht, weil wir uns küssen und berühren - das war schließlich die Vereinbarung. Sondern vielmehr, weil wir uns emotional so nah gekommen sind. Weil wir vermutlich beide Gefühle füreinander haben. Weil es kein zurück mehr gibt und ich gar nicht daran denken will, wie das in Zukunft mal werden soll. Doch in solchen Moment denke ich sowieso nicht, sondern genieße einfach nur, als würde sich mein Kopf plötzlich ausschalten.

Luke legt seine Hand an mein Gesicht und streicht mit dem Daumen über meine Wange. Unsere Blicke verhaken sich ineinander. Seine grünen Augen schimmern im Sonnenlicht heller als sonst. "Du bist echt verdammt schön.", murmelt er, während sein Blick mein Gesicht streift und an meinen Lippen hängen bleibt.

"Du auch.", sage ich. Dann grinse ich. "Also, mit trockenen Haaren.", schiebe ich  noch hinterher.

Luke lacht und lässt sich im Wasser nach hinten fallen. "Du kannst echt ganz schön gemein sein, wenn du es drauf anlegst."

"Ich hab noch gar nicht richtig losgelegt.", antworte ich trocken.

"In dir steckt echt mehr, als man vermutet."

"In dir auch.", sage ich und werde wieder ernster. "Du bist echt ganz anders, wenn man dich näher kennen lernt. Am Anfang habe ich dich anders eingeschätzt."

"Wie hast du mich denn eingeschätzt?", fragt er.

Ich zucke mit den Schultern. "Hm... Irgendwie kühler. Du warst so desinteressiert und nicht immer besonders nett, um ehrlich zu sein. Und verschlossen."

Er lächelt, doch ich weiß, dass das eher ein Alibilächeln ist. Sein Blick sieht gleichzeitig ein bisschen traurig aus. "Ja. Das denken viele. Ich kann mich oft nicht besonders gut öffnen, wenn ich Personen selbst noch nicht gut einschätzen kann."

"Und dann setzt du deine Maske auf?"

"Ja, so in etwa.", gibt er zu. "Eigentlich wissen nur meine Freunde, wie ich wirklich bin. Und Menschen, die mich schon länger kennen." Er lächelt vorsichtig. "Und du."

In meinem Bauch wird es warm. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er das so sieht und das so ehrlich sagt. Ich schwimme auf ihn zu und lege meine Arme um ihn. Dann gebe ich ihm einen federleichten Kuss. Es ist das erste Mal, dass ich mich traue, die Initiative zu ergreifen. "Danke.", sage ich ehrlich. Dieses Danke steht nicht nur dafür, dass er sich mir geöffnet hat. Es steht gewissermaßen für alles, was er in der letzten Zeit für mich getan hat. Ohne Luke hätte ich eine ganze Menge hier nicht ausgehalten.

Er lächelt und legt kurz seine Lippen auf meine Stirn, bevor er mich an seine Brust zieht und seine Arme um mich legt. "Danke auch."

let me be your babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt