let me be your baby

siebzehn

"James und ich werden am Wochenende einen Kurzurlaub machen.", verkündet Mum beim Abendessen.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Einen Kurzurlaub? Wohin denn?"

James lächelt Mum verliebt an. "Wir fahren nach Miami."

Ich reiße die Augen auf. "Miami? Einfach so?", entfährt es mir. Gut, Miami ist gar nicht so weit von hier. Aber trotzdem finde ich es heftig, dass Mum und James dort einfach mal so für ein Wochenende hinfahren.

Mum nickt freudestrahlend. "Ja. Wir haben uns den Freitag beide freigenommen und fahren sogar schon Donnerstag Abend, damit sich das auch richtig lohnt."

Ich nicke nur, doch bin immer noch völlig überrascht. Urlaub war für uns früher eine absolute Seltenheit, wir sind so gut wie nie weggefahren. Doch bei anderen Familien ist das ganz normal und James hat nun mal das nötige Kleingeld. Ich hoffe insgeheim, dass ich davon auch noch profitieren werde und ich vielleicht auch irgendwann mal mit in den Urlaub kann. Aber das die Beiden am Wochenende alleine fahren, ist natürlich auch logisch.

***

Die Tage in der Schule vergehen wie im Flug. Und plötzlich ist es auch schon Freitag und Luke und ich werden am Wochenende allein sein. Ich habe kein Problem damit, ich genieße es sogar- Es fühlt sich gut an, ein bisschen Freiraum zu haben. Früher hatte ich den nur, wenn Mum mal wieder bei einem von ihren ständig wechselnden Lovern war. Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass sie wohl jetzt wirklich "den einen" gefunden hat und ehrlich gesagt bin ich auch immer noch ein bisschen misstrauisch. Ich mag James, sehr gerne sogar. Mittlerweile mag ich sogar mein neues Zuhause total. Aber ich bin es einfach von früher noch gewohnt, dass Mamas Freunde nach spätestens einem Jahr wieder weg waren. Ich kann einfach nur hoffen, dass es diesmal nicht so sein wird.

Ich fühle mich hier immer mehr zu Hause. Der Anfang war zwar echt nicht schön, aber mittlerweile habe ich Freunde hier gefunden, komme in der Schule gut mit, lerne den Ort besser kennen und verstehe mich sogar immer besser mit Luke - auch wenn es mit uns immer noch sehr... durchwachsen ist. Er hat seine zwei Seiten: Entweder ist er ein totales Arschloch oder er ist super witzig, nett und liebevoll. Ich wünschte mir nur, dass die erste Seite noch mehr in den Hintergrund rückt.

Ich bin gerade mit meinen Hausaufgaben beschäftigt, als Luke ohne zu klopfen in mein Zimmer platzt. "Hey, was soll das?", platzt es aus mir heraus.

Er zuckt nur gelassen mit den Schultern. "Ich hab dich ja nicht beim masturbieren erwischt, oder?"

Ich werde rot. "Ne, offensichtlich nicht." Luke ist immer so direkt. Eine Eigenschaft, von der ich mir vielleicht auch mal eine Scheibe abschneiden könnte. Mit meiner prüden Art bin ich noch nie besonders cool rüber gekommen.

Luke lacht laut los. "Witzig, wie unangenehm dir das ist." Er lässt sich auf mein Bett fallen. "Also, wir treffen uns heute Abend mit ein paar Leuten bei Miles. Zoe kommt auch, hat Simon gerade geschrieben. Möchtest du auch mitkommen?"

"Oh.", mache ich überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Luke mich fragt, aber freue mich echt darüber. "Klar, gerne." Ich finde es eine super nette Geste von ihm, dass er mich einlädt - damit ist das Kriegsbeil wohl endgültig begraben.

"Sehr cool.", antwortet Luke und grinst. "Wir gehen dann so um 19 Uhr los, Miles wohnt um die Ecke. Es soll ein ganz chilliger Abend werden, einfach nur bisschen trinken, Pizza essen und Spiele spielen."

"Klingt sehr gut.", antworte ich. Das ist sogar mehr nach meinem Geschmack als ausgelassene Partys. Es war mega cool beim letzten Mal, aber ich brauche das nicht jede Woche. Von daher habe ich gar nichts gegen einen entspannten Abend.