achtunddreißig

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Kurz vorab: Ich sehe immer, dass zwar einige meine Geschichte lesen, aber ich wenige Votes bekomme. Deshalb würde ich mich wahnsinnig freuen, wenn du eine Sekunde opferst und auf das Sternchen klickst, um mich zu unterstützen! Und jetzt viel Spaß beim Lesen:)


So erleichtert ich auch bin, das Gespräch mit dem Schuldirektor hinter mich gebracht zu haben - die Anspannung vor dem Termin mit der Psychotherapeutin bleibt. Mittags bekomme ich kaum einen Bissen runter, auch wenn Mum echt gut gekocht hat. 

Meine Mutter bringt mich schließlich zu der Praxis. Ich hatte erst überlegt, alleine dorthin zu gehen, um vorher noch einmal frische Luft zu schnappen, doch es bestünde die Gefahr, dass ich dann doch noch einen Rückzieher gemacht hätte. So ist es vermutlich besser.

Als wir angekommen sind, schnalle ich mich ab. Mum nimmt mich noch einmal in den Arm. "Du schaffst das, Liebling. Das wird sicher helfen."

Ich nicke. "Ja bestimmt." So sicher bin ich mir in diesem Moment jedoch nicht. Ich weiß genau, dass ich es einer anderen Person auch so empfehlen würde, wenn ihr so etwas passiert wäre. Doch jetzt gerade sträubt sich alles in mir dagegen, in dieses Gebäude zu gehen.

Ich überspiele meine Gefühle und steige aus dem Auto. "Danke, Mum."

"Ich hole dich nachher ab."

Ich schüttele den Kopf. "Nein, musst du nicht. Ich laufe lieber alleine nach Hause.", widerspreche ich. Mum lächelt und nickt. "Du schaffst das.", sagt sie noch, dann drehe ich mich um und gehe auf das Haus zu. Ich denke nicht nach, drücke einfach auf die Klingel und laufe hinein, als der Türöffner summt. Die Praxis ist im zweiten Stock.

Dort zögere ich zum ersten Mal einen Moment. Dass dieses Zögern keine gute Idee war, merke ich, als sich sofort die Gedanken in meinem Kopf selbstständig machen. Ich will nicht drüber reden. Ich kann nicht drüber reden. Ich kann nicht drüber nachdenken.

Ich will mich umdrehen und gehen. Doch ich weiß genau, wie Mum mich nachher anschauen würde, wenn ich das tun würde. Sie wäre enttäuscht und verzweifelt, weil sie nicht mehr wüsste, wie sie mir sonst helfen könnte.

Bevor ich noch länger zögern kann, öffnet sich von innen die Tür. Eine junge Frau schaut mich an und lächelt leicht. "Hallo. Komm doch rein."

Ich schlucke und betrete den Raum. Es sieht eigentlich ganz gemütlich aus. Sie deutet auf ein Sofa in der Ecke des Zimmers. "Nimm ruhig Platz."

Ich setze mich hin. Das Sofa ist weich und ich versinke ein bisschen darin. Die Frau setzt sich gegenüber von mir hin.

"Ich heiße Jenny.", stellt sie sich vor.

"Isabella.", antworte ich. Ich nehme mir einen Moment, um sie zu betrachten. Sie sieht nett aus, stelle ich dann fest. Einfach wie ein netter Mensch. Sie ist klein und hat sehr kurze, braune Haare und feine Gesichtszüge. Sie wirkt gleichzeitig sensibel und selbstsicher. Ich schätze, sie wird um die dreißig Jahre alt sein.

"Freut mich, dich kennenzulernen, Isabella. Deine Mutter hat diesen Termin für dich gemacht, richtig?"

Ich nicke. "Ja. Sie meinte, es wäre besser, mal darüber zu reden." Ich versuche, selbstbewusst zu lächeln, so als würde sich meine Mutter da völlig täuschen. Doch so, wie Jenny mich ansieht, scheint es, als würde sie jede kleine Lüge sofort durchschauen.

"Und was denkst du?"

Ich hebe die Schultern. "Naja, ich... Wahrscheinlich hat sie Recht, ja."

"Worüber genau sollen wir denn reden, Isabella?", fragt Jenny nach einer kurzen Pause.

let me be your babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt