einunddreißig

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Louis drückt seine ekelhaften Lippen auf meine. Meine Augen sind geöffnet, ich spüre einen Kuss, doch reagiere nicht. Ich starte einen Versuch ihn von mir wegzudrücken, doch meine Arme sind viel zu schwach und ich bringe kaum Kraft auf. Es hat nur zur Folge, dass er mich enger an sich zieht und seine Hände zu meinem Po hinab wandern.

Mir ist speiübel. Ich wünschte, ich könnte etwas tun. Ich würde schlagen, boxen, um mich treten, doch ich bin wie gefangen in einem kraftlosen, untätigen Körper. Louis lässt kurz von mir ab. Im nächsten Moment packt mich Noah und schleift mich einige Meter nach hinten, um mich gegen die Mauer, die den Strand abgrenzt, zu drücken. Ich keuche.

"So, Kleine... Das hier wollten wir dir noch mitgeben. Für neulich, erinnerst du dich?"

Ich gebe nur ein Wimmern von mir. Mein Blick streift umher. Mein Kopf sinkt kurz auf meine Brust, doch Noah packt mein Kinn und drückt es wieder hoch, sodass ich ihn ansehe. Sein Gesicht ist mir viel zu nah. In seinen Augen liegt Belustigung. "Ich hab dich was gefragt. Antworte bitte."

Ich öffne wieder meinen Mund, versuche einen Ton hervorzubringen, doch es kommt nur ein stummer Laut heraus. Noah lacht laut, dann knallt seine flache Hand auf meine Wange. Mein Kopf schleudert zur Seite, gegen die harte Backsteinmauer. Tränen fließen über meine Wangen. 

"Ich wollte dich nur noch einmal daran erinnern, wer hier gerade die Oberhand hat. Hier kannst du uns nicht mit dummen Sprüchen kommen. Und schon gar nicht von deinen tollen Freunden gerettet werden." Noahs Hand streift meinen Körper entlang. 

"Du sahst echt heiß aus gerade im Bikini. Hat uns ganz schön angemacht." Jetzt steht Matt neben uns. Seine Hand krallt sich in meine Haare, um meinen Kopf oben zu halten. Meine Augenlider schließen sich, doch im nächsten Moment spüre ich wieder einen brennenden Schmerz auf meiner Wange. Panisch versuche ich, meine Augen offen zu halten.

Eine Hand legt sich auf meine Brust und drückt sich schmerzhaft zu. Eine andere liegt an meinem Hals, immer bereit, ebenfalls zuzudrücken. Mein Herz rast.

"Ich finde, das Top kann weg, was meint ihr?"

Die Jungs grölen zustimmend. Meine Arme werden nach oben gezogen und jemand streift mir das Top über den Kopf. "Viel besser.", sagt Louis.

Noahs Hand legt sich wieder gewaltsam auf meine Brust. Dann auf meinen Bauch. Dann unter meine Hose.

Mir entrinnt ein Schluchzen. Tränen, die ich nicht aufhalten kann, laufen über meine Wangen. Ich habe das Gefühl, kaum Luft zu bekommen, und die Welt um mich herum dreht sich immer schneller. Ich bekomme kaum noch mit, was sie mit mir machen. Nur hin und wieder spüre ich einen Schlag auf meiner Wange. Viel schlimmer sind jedoch die Berührungen und ihre Worte, 

"So eine kleine Schlampe, seht sie euch an.", sagt Matt, als ich irgendwann nur noch im Bikini an der Mauer lehne. "Dabei ist ihr Gott doch so wichtig. Passt ja gar nicht."

Meine Knie geben nach, doch ich werde gewaltsam wieder hochgezogen. Die Hände sind überall. 

"Also Leute, wer will zuerst?", höre ich Joshs Stimme. 

Nein, bitte nicht. Bitte, bitte nicht.

"Ich glaub, wir würden alle gerne. Meint ihr, sie hatte schonmal?"

"Ganz sicher nicht. Ich meine, seht sie euch an. Sie will bestimmt bis zur Ehe warten."

"Das wird wohl nichts."

Es folgt Gelächter. Dann spüre ich eine Hand unter meiner Bikinihose. 

"Nein. Nein.", sage ich heiser. "Aufhören." Es sind die ersten Worte, die wieder über meine Lippen kommen.

"Ach, sieh mal. Kannst wohl doch noch reden? Beeindruckend.", murmelt Noah. Er zieht erneut meinen Kopf hoch, sodass ich gezwungen bin, ihn anzusehen. "Nützt dir nun leider nichts mehr."

Ich gebe dem Drang nach, meine Augen zu schließen. Es wäre das Beste, wenn ich einfach nichts mehr mitbekomme. Wehren kann ich mich ohnehin nicht. 

Noah lässt mich ruckartig los, sodass ich zu Boden falle. Mein Rücken streift an der Wand entlang und ich spüre, wie ich ihn mir blutig schürfe. Immerhin habe ich keine Schmerzen. Ich spüre gar nichts mehr, nur noch dichten Nebel, Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Als ich am Boden liege, nehme ich nur noch die Hände auf mir war. Diese ekelhaften, groben Hände und die Brutalität, die dahinter steckt. Ich habe das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, während gleichzeitig mein Herz von innen gegen meinen Brustkorb schmettert. Die Welt um mich herum wird immer unschärfer.

Dann höre ich Stimmen - Stimmen, die nicht zu Noah, Matt, Louis oder Josh gehören. Stimmen und Geschrei.

Ich bekomme nicht viel mit. Ich nehme wahr, wie sich die Hände nach und nach von mir lösen. Ich höre Schläge und Rufe. Ich selbst liege nur da, mit halb geschlossenen Augen, und akzeptiere, dass mein Sichtfeld immer kleiner wird.

Irgendwann wird es ruhiger. "Isabella.", höre ich dann eine ruhige Stimme. Dann eine Hand an meiner Wange. Ich zucke zusammen.

"Hey. Ich bin es. Luke."

Luke. Ich versuche, meine Augen offen zu halten. Es ist Luke. 

"Du bist in Sicherheit, okay? Sie sind weg."

Es dauert einen Moment, bis ich den Sinn seiner Worte entschlüsseln kann. Sie sind weg. Ich schaue mich um. Hier ist nur Luke. Ein paar Meter weiter stehen Zoe und Miles. Zoe hat die Hände vor den Mund geschlagen und schluchzt leise. Miles versucht sie zu beruhigen.

"Kannst du aufstehen?", fragt Luke. 

Nein, kann ich nicht, will ich antworten. Mein Körper gehorcht mir nicht. Ich kann ihn kaum spüren. Ich öffne wieder meinen Mund, doch schließe ihn dann wieder. Kein Ton kommt über meine Lippen. 

"Bella? Hörst du mich?" Luke zieht leicht die Augenbrauen zusammen.

Ich bringe einen Laut hervor und hoffe, dass er ihn versteht. Er schaut mich etwas ratlos an. "Okay...", murmelt er dann und streift mir erst einmal mein Top und anschließend die Hose über. Ich bin dankbar dafür. Ich will hier nicht so entblößt liegen.

In diesem Moment kommen Simon und Jordan angelaufen. "Sie sind endgültig weg.", höre ich Jordan sagen. Die anderen kommen auf Luke und mich zu.

"Haben sie...", setzt Simon an, doch schafft es nicht, den Satz auszusprechen. Trotzdem wissen wir alle, was gemeint ist. "Ich meine..."

Luke schüttelt den Kopf. "Nein. Ich glaube, so weit sind sie nicht gekommen."

Zoe hat sich neben mir in den Sand gekniet und streicht mir über das Haar. Sie weint immer noch. "Isabella... Ich, ich wusste nicht..." Ein Schluchzen schüttelt sie. Miles nimmt sie in die Arme.

"Was ist mit ihr?", fragt Jordan und hockt sich ebenfalls neben mich. "Hat sie so viel getrunken?"

"Ich weiß nicht...", murmelt Luke. "Es war schon viel, aber nicht so viel. Entweder der Schock, oder..."

"Oder jemand hat ihr was in den Drink getan.", bringt Simon Lukes Satz zu Ende.

Die Übelkeit raubt mir kurz den Atem. Meine Augen scheinen sich zu verdrehen, dann ist für einen Moment alles schwarz. "Isabella, hey!" Luke schüttelt mich leicht. "Versuch, wach zu bleiben, bitte!"

Ich gebe ein Wimmern von mir. Immer wieder durchfluten mich plötzliche Wellen von Panik.

"Okay... Sie muss ins Krankenhaus, sofort. Wer weiß, was da in ihrem Körper ist.", sagt Luke.

"Auf jeden Fall.", stimmt Miles ihm zu. "Soll ich einen Krankenwagen rufen?"

Luke überlegt kurz. "Nein, wahrscheinlich ist es besser, wenn ich sie kurz nach Hause bringe und ihre Mutter informiere. Dad ist Arzt, er kann das besser beurteilen als ich. Und ich hab selbst zu viel Alkohol im Blut, aber sie können uns vielleicht ins Krankenhaus fahren."

Im nächsten Moment spüre ich seine Arme unter meinem Körper und Luke hebt mich hoch.

"Lasst uns eben mitkommen. Ist bestimmt besser.", sagt Zoe. Dann schlafe ich für einen Augenblick ein und werde erst wieder wach, als ich zu Hause auf der Couch abgelegt werde.

let me be your babyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt