Kapitel 40

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Kapitel 40: Wenn sie singt, singt sie "kommt heim"

Stille. Als würde es in diesem Moment keine Laute geben. Als wären Klänge eine Illusion, nichts als eine Einbildung.

Nebel. Ein dichter, grauer Nebel, der sich anbahnte und die Sicht verbarg. Als würde es keine Farben geben, die den grauen Alltag ein wenig Farbe verleihen würden.

Nichts. Dies beschrieb ganz gut, was Sky in diesem Augenblick fühlte. Nichts. Sie blendete alles um sich herum aus, so dass sie die Worte der anderen nicht mehr hören konnte. Jeder versuchte auf sie einzureden. Loki in Odins Gestalt, legte eine Hand auf ihre Schulter. Jedoch vergebens. Sie trat wieder aus dem Saal und rannte los, ohne sich umzudrehen. Sie konnte und wollte es nicht wahrhaben. Ihr Bruder, ja ihr Bruder müsste noch unten in den Kerkern sitzen, darauf wartend, dass ihn wieder jemand besuchen kam. Also rannte sie. Durch die Trümmer des Schlosses, vorbei an Zofen und Wachen, welche ihr entgeistert hinterher sahen. Auch auf die Tapferen drei und Sif traf sie, welche es nicht glauben konnten, ihre alte Freundin hier zu sehen. Doch die junge Frau bekam es garnicht mit, zu sehr war sie fokussiert. Sif, welche ihr hinterher sah zögerte nicht lang, wärend die drei Männer noch ratlos Blicke austauschten. ,,Kommt schon." Sagte sie und so rannten auch die vier weiter.

An der Tür zu den Kerkern angekommen, kämpfte sich die Brünette regelrecht an den dortigen Wachen vorbei, hinuter zu den Zellen. Jede Sekunde schien sich endlos auszudehnen und jeder Schritt machte es unerträglicher. Ihr Unterbewusstsein wusste schon längst, dass jegliche Hoffnung ihren Bruder lebend auffinden zu können erloschen war, jedoch konnte und wollte sie es nicht wahr haben. Also rannte sie weiter an den Gefangen vorbei, welche ihr verachtend Blicke zuwarfen und sie mit belanglosen, gar völlig wirren Dingen ansprachen. Und schließlich, nach einer gefühlten halben Ewigkeit blieb sie stehen. Vor der Zelle, welche Loki vor einigen Jahren zugeteilt worden war.
Ein schrecklicher Anblick bot sich ihr, denn die Zelle war gänzlich verwüstet. Die wenigen Möbel waren zerbrochen, die Bücher zerfetzt und... . Erst jetzt fing Sky langsam an wieder allmählich klar zu denken. Denn von Loki war keine Spur und sie begriff nun nach und nach, dass sie zu töricht, jedoch wohl eher zu verzweifelt war, um dies wahr haben zu wollen. Loki war gefallen, ebenso Frigga. Sie begriff nun, dass sie beide nie wieder sehen würde, nie wieder um Rat bitten könnte und nicht ein letztes Mal in die Arme schließen könnte. Etwas in ihr schien zu zerbrechen und ihr Gesichtsausdruck schien keine Mimik mehr zu besitzen. Langsam ließ sie sich auf die Knie sinken und starrte einfach auf die leere Zelle.
Thor, welcher zeitgleich mit den Tapferen drei und Lady Sif die Kerkertreppen hinuntergelaufen kam, sah seine Schwester schon von Weiten auf dem Boden kniend.
Zwar vernahm Sky die Schritte jedoch drehte sie sich vorerst nicht um. Zu tief saß der Schock in ihr fest und zu schwer lag die Trauer auf ihrem Herzen. Ihr Bruder näherte sich langsam und kniete neben ihr nieder. Seine sonst so sorglose und euphorische Fassade schien anfangen zu bröckeln, bis sie schließlich ganz zerbrach und man eine Seite von ihm sah, welche man nur seltenst zu Gesicht bekam. Anstatt sie zu berühren, geschweigedenn irgendwas zu sagen beobachtete er sie nur mit einem Abstand, welchen erst sonst nicht zu seiner Schwester waren würde. Er wartete ab, bis sie schließlich mit einem traurigem Blick zu ihm sah und ihm wenige Sekunden später auch schon in den Armen lag. Das erste Mal, dass Thor's und Sky's Freunde den Donnergott so einfühlsam erlebten, wie nur Frigga, Loki und Sky ihn kannten. Und das erste Mal, dass sie Sky weinend am Boden sahen, was sonst nur ihre Brüder zu Gesicht bekamen.
Eine Träne nach der Anderen lief Sky das Gesicht hinunter und auch Thor konnte seine Trauer nicht länger verbergen. Auch ihm entrinte ab und zu eine Träne. Auch Loki in Gestalt des Allvaters betrat nun die Kerker und lief schnellen Schrittes zu dem Geschehen. Er sah seine Geschwister völlig am Ende, wobei er der festen Überzeugung war, dass Thor's Trauer wohl eher Frigga galt als ihm. Er beschloss sich bedeckt im Hintergrund zu halten.
,,Das...das muss ein Trick sein..." Fing Sky schluchtzend an, was Thor immer mehr zerbrechen ließ. Denn er wusste, dass es seine Zeit brauchen würde, bis Sky wohl wahr haben könnte, was am heutigem Tage geschah. ,,...Einer seiner magischen Tricks.. Er muss am Leben sein." Mit diesen Worten vergrub Sky ihr Gesicht immer weiter in Thors Umarmung. Dieser hingegen hielt sie nun etwas fester. ,,Bitte sag mir, dass sie noch bei uns sind." Flehte Sky nun, was auch Loki nicht kühl ließ. Hatte er doch nun zum zweiten Male seinen Tod vorgetäuscht. Mit dem Unterschied, dass er nun beide trauern sah und das um ihn.
,,Sie werden immer bei uns sein... nur nicht persönlich." Antwortete Thor, wobei nun auch Loki vor trat. Sif, Volstag, Hogun und Fandral traten bei Seite und ließen den vermeintlichen Allvater zu den beiden. Er legte Beiden jeweils eine Hand auf die Schulter, was sie aufsehen ließ. ,,Geht und ruht euch ein wenig aus. Wir hatten alle einen langen Tag." Mit diesen Worten drehte sich Loki um und lief aus den Kerkern. Er konnte seine Schwester nicht leiden sehen und auch wenn er es nicht zugeben konnte, so schmerzte es ihn auch Thor so am Boden zerstört zu sehen. Jedoch tat er was er am besten konnte, er verdrängte die Situation und kehrte zurück zu seinen Gemächern.
Auch Thor tat es seinem vermeintlichen Vater gleich, er half Sky wieder auf die Beine, stützte sie und verließ gemeinsam mit ihr jenen Ort welcher schmerzvolle Erinnerungen weckte.

Infinity ~ Das Geheimnis der Hüterin // Avengers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt