Kapitel 5

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Keuchend und verschwitzt schüttelten Tobi und ich unsere Hände, wobei ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte. Es war einfach absolut cool. Die Menge jubelte uns beiden gleichermaßen zu, auch wenn ich den Kampf gewonnen hatte.
Die ganze Zeit war es zwischen Tobiu und mir spannend gewesen. Am Anfang hatten wir viele Treffer gelandet, bevor wir einen beinahe perfekten Rhytmus gefunden hatten, in dem jeder austeilte und gleichzeitig blocken konnte.
Doch irgendwann waren wir auch müde geworden von dem ganzen hüpfen und so weiter, aber ich hatte einfach die bessere Ausdauer, weshalb ich ihn am Ende einfach so aus den Sohlen schmeißen konnte, wobei ich allerdings selber mit gefallen war, weil er geistesgegenwärtig seine Beine um meine geklammert hatte.
Jetzt musste ich wohl ein bisschen ins Publikum um mich zu Max und Oliver zu drängen. Wasser wäre jetzt super schön, auch wenn Tobi und ich uns eigentlich dehnen müssten. Aber das würde ich wohl verschieben, was mir später wohl noch leid tun würde.
Tobi zog mich ungeduldig aus dem Ring:,, Komm Lee, Darling hat einen Bademantel für uns." Ich verdrehte meine Augen, als ich sah, dass Tobi auf das einzige Mädchen in meinem Alter hier zu steuerte.
Darling und ich waren keine Feinde, wir hatten bis jetzt nicht mal viel miteinander zu tun gehabt und ich wollte jetzt wirklich was zu trinken. Erst als wir schon vor ihr standen bemerkte uns Darling. Ich schaute mir einmal ihren Stil für heute Abend an, der immer was ausgefallenes war.
Während ich mich beharrlich bei schwarz hielt, hatte sie zur Zeit kurze rot-orangene Haare, eine Lederjacke über den Hauch von einem Top und dazu einen kurzen, rotkarierten Rock, was an ihr sogar noch schön, also auf eine verwegene Art, aussah.
Sie lächete uns an und schloss mich in die Arme:,, Lee, hervorragender Kampf! Du hast ihn echt platt gemacht", brabbelte sie fröhlich los, als stände die Person, welche ich besiegt hatte nicht neben uns. ,,Wenn ich dir beim kämpfen zu schaue, bekomme ich immer selber dazu Lust, aber ich glaube das Rennenfahren ist einfach mehr meins. Hier hast du einen Bademantel", sagte sie in einem, ohne eine Pause, während sie mir und auch Tobi einen schwarzen Mantel in die Hand drückte.
Eigentlich hatte ich auch einen eigenen in meinem Fach, allerdings wollte ich da jetzt nicht extra noch hinlaufen, weshalb ich danken nickte.
Bevor ich jedoch was sagen konnte machte sich Tobi benmerkbar, der es nicht so ganz kannte, dass es auch mal Mädchen, abgesehen von mir, gab, die nicht alle drei Sekunden zu ihm schauen mussten, obwohl Darling das sowieso immer durchzog.
,,Hey, willst du mit uns zur Bar gehen?", fragte er mit einem übertrieben zwinkern, woraufhin wir beide uns bloß anschauten und synchron mit den Augen rollten. Okay, vielleicht mochte ich Darling doch mehr als ich anfangs dachte.
Aber deswegen sollte ich mich eindeutig von ihr fernhalten, schließlich zeigte mir Chris, wie es mit Freundschaften so ging. Genau dehalb waren die Jungs einfach perfekt für mich. Leute mit denen man ohne eine große Bindung herum albern konnte.
Trotzdem freute es mich, als  Darling, die natürlich nicht wirklich so hieß, sich bei mir einhakte und wir uns zusammen durch die Menschen, welche uns immer mal wieder auf die Schulter klopfen oder in ein Gespräch verwickeln wollten, zur Bar vorarbeiteten.
Dort war Oliver wieder hinter die Bar gewandert, wo er allerdings nicht sonderlich viel zu tun hatte, weil mittlerweile alle Flaschen nach vorne gestellt worden waren, dass jeder sich selber bedienen konnte.
Max stand neben ihm und schaute auf sein Handy, weswegen ich die Chance nutze, mich endlich zu rächen, mir ein angestelltes Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit schnappte und es ihm, gerade als er uns sah ud sein Handy wegsteckte, über den Kopf kippte.
Es war nicht mehr viel drin, weshalb es bloß seine gegeelten Haaren etwas befeuchtete, trotzdem rastete er aus. Grinsend brachtre ich mich hinter Darling in Sicherheit, während sich in mir eine plötzliche, noch extremere Kälte als normal ausbreitete. Diese verdammten Erinnerungen, sie schafften es einfach, mich überall ein zu holen.
Wütend versuchte ich mich auf den Moment zu konzentrieren. Ich war nicht mehr die schwache Natalie. Vor allem nicht hier. Ich war Lee, die im Ring bekannte Boxerin und Kämpferin!
Darling schienen ihren Job, mich zu verteidigen ernster zu nehmen als erwartet und boxte Max in die Schulter:,, Finger weg von meiner Freundin"
Überrascht stellte ich mich wieder gerade hin. Aha, so schnell ging das also, jetzt waren wir schon Freundinnen. Das machte mir Angst, ich musste sie irgendwie ein bisschen auf Abstand halten, auch wenn Darling optisch erstmal das genau Gegenteil von Christine war.
Ich warf einen kurtzen Blick nach oben. Halb zwölf, dann konnte ich in einer halben Stunde zusammen mit Oliver verschwinden, der immer genau um Mitternacht los ging.
Besagter stellte sich jetzt neben  mich und klopfte mir auf die Schulter:,, Ganz gut gemacht Lee, aber du hast das ganze Gewicht fast immer auf das rechte Bein gelegt. Ist es immer noch etwas angeschlagen vom letzten Kampf?"
Das war eine Sache, die ich gar nicht bemerkt hatte. Schnell schüttelte ich meinen Kopf:,, Nein, ich mache es vermutlich einfach noch aus Reflex, aber eigentlich geht das. Ich glaube, du wirst ein wirklich guter Doktor"
Oliver schaute mich entsetzt an:,, Lee, ich muss doch erstmal das College abschließen, bevor ich mit meiner Ausbildung beginnen kann. Das kann man jetzt noch gar nicht sagen, außerdem..."  Kopfschüttelnd unterbrach ich ihn und zehn Minuten später war das Thema vergessen und wir standen wir mit Darling in einem Kreis hinter der Theke und brüllten vor lachen.
Um Punkt zwölf verabschiedete sich Oliver, genau wie ich es mir gedacht hatte, und diesmal schloss ich mich ihm an, auch wenn ich mir davor einen Kommentar über seinen Tretroller nicht verkneifen konnte.

Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt