Kapitel 39

527 33 0
                                    

Mit einem Blick auf die Uhr verabschiedete ich mich von Rachel und lief aus der Cafeteria, ohne nochmal zu den vier bestimmten Leuten zu schauen, welche von Laurana und ihrem Gefolge belagert wurden.
Torben hatte mich in einem Kurs, den wir später am Vormittag zusammen hatten angesprochen, dass ich fünf Minuten vor dem Beginn des Trainings in die Halle kommen sollte, weshalb ich mich jetzt besser auf den Weg machte.
Diesmal war die Turnhalle bereits offen, sodass ich mich schon umziehen konnte und letztendlich viel zu früh die Halle betrat, wo bereits einiges aufgebaut worden war.
Erst bemerkte ich gar nicht den etwas älteren Mann, der mit einigen Hütchen in der Hand herum lief und sie verteilte, doch dafür sah er mich umso früher.
,,Momentchen, ich komme gleich", rief er mir zu und ich nickte, bemerkte erst zu spät, dass er es wahrscheinlich nicht gesehen hatte, weshalb ich viel zu spät ein,,Okay", hinterher schob, was in der Stille verklang.
Es war sehr komisch, als der Coach dann zu mir rüber kam, weil wir alleine in einer riesigen Halle waren und ich die ganze Zeit daran denken musste, wie er wohl meine Brüder empfangen haben musste, als sie neu eingestiegen waren. Sie hatten wenigstens das Glück gehabt, nicht allein zu sein.
Mit einem ernstem Lächeln, wie auch immer er das zu stande brachte, streckte der Coach, von dem ich nicht mal den Namen kannte, wie mir mit einem Schreck bewusst wurde, die Hand hin:,, Guten Tag, ich bin Bennet, der Coach"
Ich erwiederte dem recht festen Handdruck und schaute ihm offen in die Augen:,, Ich bin Lee"
Er runzelte leicht die Stirn und lehnte sich dann an die Bande.,, Schön, dass du sofort auf das erste Problem zu sprechen kommst, Natalie Torres."
Total überrascht starrte ich ihn an. Warum zum Teufel kannte er meinen richtigen Namen?
Die meisten Lehrer hatten gedacht ich wäre Darling und mein Trainier, für außerschulische Aktivitäten, war der erste, der meinen ganzen Namen kannte. Warum?
Da ich keinen Plan hatte, was ich darauf sagen sollte starrte ich ihn verdattert an, und wartete dass er weiter redete. Eine gute Erwiederung hatte ich nicht.
Bennet schaute mich einem knappen lächeln an:,, Ich habe mir, vermutlich als einziger von der gesamten Schule, deine Akten angeschaut und dabei ist mir aufgefallen, dass du rein zufällig aus der selben Stadt wie meine Wunderknaben stammst und sogar noch ihren Nachnamen teilst. Also, hast du dazu irgendwas zu sagen?"
Er schaute mich abwartend an, doch ich zuckte bloß mit den Schultern völlig überfordert, während meine Gedanken,ein weiteres mal an diesem überaus beschissenen Tag, im Teufelskreis herum rasten.
Wie kam ich hier raus, ohne das mein Geheimnis sofort gelüftet wurde?
Mit einem seuftzen fuhr Bennet auf Grund meines schweigens selber fort:,, Hör zu, Lee, ich habe mir angeschaut, was du bei deiner alten Schule für Ativitäten gemacht hast. Und das ist, in den letzten sechs Jahren, genau gar nichts gewesen. Aber trotzdem hat Torben mir berichtet, dass du genauso sportlich wie Jesper bist..."
Bei dem Gedanken, dass Torben, und wenn es auch nur von der Leistung her so war, mich mit Jesper verglich, musste ich sofort meine Miene verziehen, aber das merkte Bennet zum Glück nicht, sondern redete weiter.
,,Mir ist es natürlich wichtig, Talente zu fördern und ich bin mir sicher, dass du so eins bist. Aber ich kann ganz sicher nicht ein weiteres Drama in der Mannschaft brauchen. Also, ich schwör, dass es unter uns bleibt, aber bitte erzähl mir einfach, ob du irgendwo Stress machst"
Ich schaute ihn an und sah sofort, dass er es ernst meinte. Es musste ihm tatsächlich was an seinem Job als Coach liegen, wenn er sich so genau über einen langweiligen Neuzukömmling kümmerte.
Also entschloss ich mich, mal ehrlich zu sein, denn er war auch ehrlich gewesen:,, Die drei sind meine Brüder und es ist tatsächlich etwas kompliziert zwischen uns... Sie wissen nicht wer ich bin und das soll auch so bleiben"
Damit hatte Bennet eindeutig nicht gerechnet, aber er fasste sich überraschend schnell und nickte dann kurz:,, Okay, dann bleibst du Lee für alle, so lange du mir versprichst, dass du deine Brüder, in so fern schonst, dass sie immer noch ihr bestes tun können. Sie sind echt klasse und ich kann ja nicht bewerten, was da zwischen euch vorgefallen ist, aber versuch doch einfach, mit ihnen zu reden. Sie hatten auch eine schwere Zeit"
Empört starrte ich ihn an, doch Bennet drehte sich bloß weg:,, Also, ich will Leistung sehen Lee. Zeig mir, dass du so gut bist wie...sie"
Er änderte seinen Satz gerade noch, bevor die ersten- und damit meinte ich meine Brüder zusammen mit Jesper- in die Halle kamen. Mussten die eigentlich immer im Viererpack rum laufen?
Waren wir vier früher auch so nervig gewesen?
Jetzt war es schwer, sie zu ignorieren, vor allem, als Bennet sich einfach entfernte und weiter Hütchen verteilte.
Aber hey, kein Problem, ich schaffte das schon alleine. Ich würde sicher nett sein, sie hatten ja eine schwere Zeit hinter sich. Kotz.
Voller Hass starrte ich alle der Reihe nach an:
Alex, der mich wie ein schwer zu lösendes Physikproblem anschaute.
Jo, der fast schon traurig wirkte, weil ich ihn nicht hasste.
Dan, der mich herausfordernd angrinste.
Und Jesper, der mich wütend anstierrte.
Bei letzterem konnte ich gar nicht nachvollziehen, weshalb er jetzt schon wieder so angepisst war. Ich hatte schließlich nicht das Projekt mit ihm machen wollen.
,,Was habt ihr?", schnautzte ich sie an, während ich mit meinen Fingern nervös an einem Faden herum spielte.
Würden sie mich vielleicht doch noch als ihre Schwester wieder erkennen?
Hoffnung glomm in mir auf.

Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt