Kapitel 77

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Schweigend starrte ich auf meinen leeren Teller und dann auf den von Rachel, die noch ein paar Stücke Pizza dort liegen hatte.  Aß ich so schnell, oder sie so langsam? Das war mit Abstand das leckerste, was ich jemals gegessen hatte. Mir war gar nicht bewusst, wie unfassbar hungrig man nach einer klitzekleinen Panickattacke sein konnte.
,,Wem gehört eigentlich diese Pizzeria?", ich hatte immer noch niemanden hier  gesehen. Lamgsam erweckte es in mir den Verdacht, dass wir uns gerade in einer Illusionswelt befanden.
Dan antwortete mir, wobei er mit einem Auge immer rüber zu Rachel schielte:,, Ich glaube, du weißt es noch nicht, aber der Coach ist Leiter der Blood Gang und ihm gehört die Pizzeria."
Überrasch schaute ich hoch. Der Coach leitete also das Imperium des Untergrundes in Deleware. Und beinahe hätte ich es an Big Ben verraten.
Sofort machten sich Gewissensbissen in mir breit. Ich hatte nach meine Panikattack nicht nocmal auf mein Handy geschaut, aber trotzdem dachte ich jetzt mit schmerzendem Magen an seine Drohung.
Natürlich würde ich jetzt nicht mehr alles, oder eher gar nichts, was ich über die Blood Gang erfuhr, an Big Ben weiterleiten, doch genau deswegen lag mir immer noch seine Drohung im Nacken.
Wenn ich das nicht tat, dann könnte es ganz schön schlecht für mich enden, schießlich war es nur ein Anruf und dann würde  das Jugendamt vor meiner Tür stehen.
Und ich war mir ziemlich, ziemlich sicher, dass Sandra, falls ich sie überhaupt erreichen könnte, nicht mal den kleinen Finger rühren würde, damit ich nicht ins Heim gesteckt wurde.
Es wären zwar nur noch ein paar Jahre, die ich dort aushalten müsste, aber schon allein bei der Vortellung...
,,Wir müssen etwas gegen David übrnehmen", entschlossen schaute ich mich in der Runde um und stibtzte mir dann ein Pizzastück von Rachel.
Genause entschieden wie ich, schüttelte Alex den Kopf:,, Es ist viel zu gefährlich. Außerdem hat es Mom Jahre gedauert, um alle Zeugen zusammen zu suchen. Wie sollen wir das schaffen ohne dass er was mit bekommt?"
,,Er bekommt einfach alles mit. Außerdem steht dein Leben dadurch in Gefahr", fügte Jo hinzu.
Als würde mich das in geringster Weise interssieren.!
,,Was meint ihr, wie viele andere Leben er schon bedroht und beendet hat. Und jedes mal hat er keine Strafe enthalten. Ich könnte schwören, dass Mom sicher irgendwo eine Kopie ihrer Sachen hat. Sie war mindestens genauso schlau, wie David"
In meinem Kopf begann es zu arbeiten. Unsere Mutter war wirklich eine intelligente Frau gewesen, was sich alleine daurch zeigte, dass sie scheinbar über Jahre Beweise für die Schulden meines Vaters gesammelt hatte, ohne dass er Wind davon bekommen hatte.
,,David hat bewiesen, dass er mich jeder Zeit angreifen kann, wenn er will, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es nicht tun wird, weil sonst das Druckmittel für euch weg ist", überlegte ich laut.
Rachel nuschelte irgendwas, während sie kaute, aber keiner verstand es, weil Jesper in dem Moment sprach.
Sofort begannen meine Wangen sich zu erhitzten, als ich mich an den skeptishen Blick meiner Brüder nach unserer Umarmung erinnerte.
,,In zwei Wochen sind Sommerferien, dort könnten wir zu eurem alten Haus fahren, unter dem Vorwand, dass ihr nochmal zum Grab eurer Mutter wollt. Vielleicht findet ihr dort dann ja irgendwelche Hinweise zu den Dokumenten"
Alex Blick war eher skeptisch, aber wenigstens schien er darüber nach zu denken:,, Naja, ich denke es könnte vielleicht klappen, aber ich mach mir eher Sorgen darüber, was sie Natalie alles in der Zwischenzeit an tun"
Sofort hatte er die Unterstützung von allem Leuten am Tisch- außer von mir.
Mit gerunzeltern Stirn sah ich sie an. Natürlich machten sie sich Sorgen um mich, ich war schlielich heute nicht nur ein mal zusammen gebrochen. Aber es kränkte mich ein bisschen, dass sie dachten, ich könnte nicht auf mich selbst aufpassen.
,,Ihr müsst euch keine Sorgen machen vielleicht sieht es gerade nicht ganz so aus, aber ich kann auf mich selber aufpassen"
Dan grinste:,, Genau das hast du auch behauptet als du mit sechs Jahren mit geschlossenen Augen Rad gefahren bist. Am Ende lagst du im Graben"
Jesper prustete los, während ich sofort zurückfeuerte:,, Das sagt der, der in einer Woche dreißig mal gegen die selber Tischdecke gelaufen ist"
Endlich löste sich die Anspannung zwischen uns auf.
Dan versuchte Rachel gerade eine peinliche, längst vergessene Geschichte über mich zu erzählen, die wirklich schon sehr, sehr lange her war, während ich ihn natürlich davon abhielt. Jesper lauschte eebenfalls gespannt wobei er immer mal wieder Kommentare in die Unterhaltung von Alex und Jo einwarf.
Aber er und Rachel musste ja nicht unbedingt wissen, was für ein dummes, unbefangenes Kleinkind ich doch gewesen war.
Natürlich hatte ich mich verändert. Jeder Mensch entwickelte sich mit der Zeit und ich hoffte wirklich sehr, dass es sich bei mir um eine Entwicklung zum besseren handelte.
Und da war es wieder.
Dieses fremde Wort. Hoffnung.
Nach meiner Panickattacke fühlte ich mich immer noch seltsam schlapp und ausgelaugt, als wäre ich stundelang durch die Gegend gelaufen, aber die Pizza und das zusammensitzen mit den Personen, die mir am nächsten standen, das war schön.
Es ließ mich nochmal auf leben und für einen Moment schaffte ich es meinen Vater aus dem Gedächmnis zu kommen.
Sechzehn Jahre meines Lebens hatte er keine große Rolle darin gespielt. Ich durfte nicht zu lassen, dass sich das jetzt so plötzlich ändern würde.
Er hatte unsere Mom umgebracht. Jetzt würde er sich auf einen ordentlichen Rachezug gefasst machen müssen.

Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt