Kapitel 97

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Schlaf nach holen konnte ich beim besten Willen nicht- dabei hatte ich das dringend notwendig.
Mein gesamter Körper war müde, meine Muskeln protestierten jedes mal, wenn ich mich im Bett auf die andere Seite drehte und meine Augen schmerzten, wenn ich nur einen kurzen Blick auf die Uhr warf.
Nur  mein verdammtes Gehirn wollte nicht mitspielen. Meine Situation, das Verhalten von Jesper, einfach alles wurdeunzählige male analysiert, bis ich mir am Ende gar nicht mehr sicher war, ob dieser Kuss überhaupt existierte oder ich ihn mir nur vorgestellt hatte.
Das schlimmste an diesen Gedanken war, dass ich sie nicht abstellen konnte.
Gab es überhaupt Personen, die ihre eigenen Gedanken nicht befehligen konnten? Denn ich fühlte total mit ihnen. Es war so  verdammt schlimm.
Wütend auf mich selber schwang ich mich nach drei Stunden des vergeblichen Versuchs zu schlafen schließlich aus dem Bett und ging ausgiebig duschen.
Duschen hatte eigentlich immer geholfen, wenn ich mal einen Alptraum hatte. Nur leider war das mit Jesper kein Traum.
Generell stand ich selten länger als  zehn Minuten unter der Dusche, doch heute konnte ich es keine fünf Minuten hinter diesem viel zu kleinen Vorhang aushalten. Ständig bildete ich mir ein, dass irgendein Geräusch aus Rachels und meinem Zimmer gekommen war, ein Schatten unter dem Türrahmen erschien oder mich generell jemand durch das kleine Fenster mit einer milchigen Glasscheibe im Bad beobachtete.
Demnach war ich diesmal in einer Rekordzeit geduscht,abgetrocknet und angezogen.
Ein bisschen mulmig war es mir dann doch, als ich hinter der verschlossen Tür stand und mein Hirn es mal wieder nicht lassen konnte, sich Millionen Schreckenszenarios aus zu denken. Vielleicht sollte ich später Krimis schreiben, so viele abdsurde oder grausame Sachen fielen mir ein.
Verdammt, warum hatte ich auch nicht mein Handy mit ins Bad genommen? Das kam davon, wenn man auch nocht davor Angst hatte, dass das eigene Handy gehackt war.
Obwohl, so unwahrscheinlich war das vermutlich nicht.
Ich atmete einmal tief durch, schüttelte meinen Kopf und versuchte ruhiger zu werden. Ich war wirklich verdammt paranoid.
Nur leider wären meine Chancen, sich erfolgreich gegen eine einzelne Person zu wehren gerade im Minusbereich.
Ich war nicht nur emotional, sondern auch körperlich total fertig.
Mit einem Ruck schloss ich die Tür auf und öffnete sie.
Das war doch total lächerlich, als ob mein Vater plötzlich Leute losschicken würde, die mich kidnappen sollten.
Im selben Moment als ich das dachte, blickte ich in ein vermummtes Gesicht.
Bevor ich überhaupt reagieren konnte wurde mir eine Spritze in den Hals gerammt.
Ich wollte wirklich schreien, mich bewegen, oder wenigstens denken können, aber leider sackte ich sofort zusammen, während alles in mir sich zusammen zog.
Das letzte, woran ich mich erinnern konnte war, wie Jespers Gesicht vor mir auftauchte und mir leise ein Wort in mein Ohr flüsterte:,,Scheiße"

Dann wurde alles um mich schwarz.

Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt