P. o.. V. : Jesper Hill
Nervös knete ich meine Hände, unsicher ob das ganze hier eine gute Idee war.
Ich hatte es eindeutig versaut gestern, aber vielleicht konnte ich es ja noch wieder etwas besser machen.
Dan hatte geschworen, dass er mir den Rücken decken würde, wenn ich seiner Schwester nicht weh tat, also gab mir das ein paar Stunden. Wenn ich meinen Arsch dann mal in das Zimmer rein bewegen würde.
Und das hatte ich wirklich nicht vor.
Leider war Dan der Meinung, dass ich eindeutig nicht ein geeigneter Freund für Lee war-wo er vermutlich sogar Recht hatte. Aber die Pedigt, oder die Drohungen, welche ich vor enigen Wochen von Alex zu hören bekommen hatte, waren schon auf einem anderen Niveau gewesen. Ich wusste immer noch nicht ganz, ob ich jetzt beleidigt sein sollte, aber irgendwie konnte ich seinen Beschützerinstinkt schon nach voll ziehen. Schon allein der Gedanke, dass Hannah oder Lene einen Freund haben könnten, der vielleicht noch so viele Probleme wie ich hinter sich herzog, machte mich ganz kribbelig.
Jetzt war ich jedoch aus einem anderen Grund aufgeregt.
Vorsichtig stieß ich die Tür auf, um keinen zu wecken. Aus Erfahrungen wusste ich zwar, dass Rachel schlafen konnte, wie ein Stein, doch sicher war sicher, vielleicht hatte sie sich ja geändert.
Lee schlief anscheinend nicht so gut.
Gerade als ich das Zimmer betreten wollte schreckte sie hoch, quiekte und irgendwas weiches traf mich.
Ich konnte ein lachen nur schwer unterdrücken:,, Hast du gerade ein Kuscheltür nach mir geworfen, Tiger Lilly?"
Ich hörte, wie sie entrüstet die Luft einsog:,, Verdammt, du hast mich erschrocken. Was willst du hier?"
Sie klang nicht angepisst, sondern eher wirklich geschockt, was mir sofort leidtat. Ich wollte sie nicht verschrecken. Wer wusste schon, wen sie erst erwartet hatte. Smash? Oliver? Ihren Vater?
,,Ich will dich zu einem kleinen Ausflug einladen. Kommst du mit?", mein Hundeblick, den ich doch extra für sie geübt hatte, brachte mir nichts, weil es noch ziemlich dunkel im Zimmer war, also konnte ich nur hoffen.
Lee schnaubte:,, Jetzt bin ich ehe schon wach. Gib mir zehn Minuten."
Auch wenn ihre Stimme es ziemlich gut versteckte, hätte ich schwören können, dass sie aufgeregt war.
Und ich musste ja selber mein bestes tun, um nicht begeistert in die Hände zu klatschen. Dieser kleine Ausflug würde hoffentlich super werden.
Es dauerte in Wirklichkeit genau vierzehn Minuten. Und in jeder sekunde konnte mein verdammter Kopf es nicht lassen, sich Horrorszenarios aus zu malen. Was, wenn plötzlich jemand kam, um Lee zu verschleppen und ich nicht stark genug war, um sie zu verteidigen? Dabei war das totaler Quatsch. Wer sollte uns schon zu zweit was an haben können?
Schließlich öffnete sich die Tür und Lee huschte heraus.
Ich konnte zwar immer nur ihre Umrisse wahrnehmen, jedoch hatte ich das gute gefühl, dass sie sich auch freute.
,,Wo fahren wir hin?", fragte sie, kaum das die Tür hinter ihr geschlossen war.
Ich grinste in mich hinein:,, Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich davon abgehalten habe, Oliver eine rein zu hauen, ich glaube er hat es doch verdient gehabt"
Für einen Moment schwieg Lee und ich hätte alles dafür gegeben, ihre Miene sehen zu können. So eine verfluchte Dunkelheit!
,,Alles gut Kasperle", sie klang ganz entspannt, aber ich konnte mir vorstellen, dass es ihr immer noch im Hinterkopf blieb. Das vergaß man nicht einfach so. Es war für mich selber ja nicht mal erklärbar, warum ich so reagiert hatte... Aber als ich in Olivers gierig grinsende Fresse geschaut hatte, da wollte ich sie einfach bei mir halten. Wollte nicht, dass er sie auch nur anschauen konnte.
Nur konnte und sollte ich das so nicht sagen.
Lee hatte ganz sicher mehr Probleme, als meine Gefühle.
Außerdem hatte ich von Alex, Jo und Dan, auch wenn er mir den Rücken frei hielt, eine eindeutig Warnung bekommen.
Auch wenn sie es nicht sehen konnte schüttelte ich den Kopf und suchte dann nach ihrer Hand, die ich vorsichtig ergriff. Schließlich musste ich sie sicher durch die gefährliche Dunkelheit führen. Da musste man solche Maßnahmen mal ergreifen.
Während ich noch das Gefühl, ihrer warem, kleinen Hand in meiner genoss meinte ich geheimniskrämerisch:,, Es ist nicht gut, das ist uns beiden klar. Aber ich habe etwas für uns beide organisiert"
Alleine wegen ihres unsicheren lachens hatte ich plötzlich eine Gänsehaut am ganzen Körper.
Hofften wir mal, dass sie gleich nicht mehr unsicher sondern erfreut sein würde.
Wir schwiegen beide, als wir nach draußen gingen, ich meinen Schlüssel heraus kramte und sie zu einem Rad zog:,, Schon mal mit einem Tandem gefahren?"
Entgeistert schaute sie mich an:,, Noch nie. Aber meinst du wirklich, dass es eine gute Idee ist, uns beide zusammen Rad fahren zu lassen"
Schelmisch zwinkerte ich ihr zu:,, So lange ich lenke"
,,Auf keinen Fall, ich sitz vorne"
Auf andere hätte das vielleicht komisch gewirkt, aber ich brauchte, hoffentlich genauso sehr wie Lee, unsere kleinen Schlagabtäusche. Was war das Leben, ohne das? Wir hatten beide unseren Spaß dabei, die absurdesten Unterhaltungen und Diskussionen zu führen.
Am Ende saß Lee vorne, aber eigentlich ging es mir darum auch gar nicht, zu lenken. Jetzt konnte ich ihren wunderschönen Rücken bewundern. Also natürlich schaute ich ihn mir mit erster Priortitätan, damit ich später dem Coach sagen konnte, wo sie noch Muskel im Rücken brauchte, was wie es aussah ein ziemlich Gespräch sein würde, aber man tat ja sein bestes, damit die Kameraden auch alle fit blieben.
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Alone in the Underground
RandomTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...