Die nächsten knappen zwei Wochen waren gut. Eigentlich viel zu gut für mein Verhältnis, weshalb ich- zurecht, wie sich später heraustellte- dem Frieden nicht ganz traute.
Nach dem Tag, an dem Rachel und ich uns ausgesprochen hatten, war zum Glück Wochenende, weshalb ich etwas Zeit hatte, um mich wieder zusammen zu flicken.
Am Ende war es doch gar nicht so schlimm, wie es sich nach dem Kampf gegen Smash angefühlt hatte, auch wenn ich mir selber die Wunde nähen musste, weil ich nicht zum Arzt wollte, aus dem einfachen Grund, dass das viel zu teuer für mich gewesen wäre. Und eine Spende oder wie auch immer man das nannte, wollte ich auch nicht annehmen.
Rachel fand das natürlich gar nicht gut, ebenso wenig wie die Tatsache, dass ich am Sonntag zum nächsten Kampf hin ging. Allerdings sah sie auch ein, dass es vorerst die einizige Möglichkeit war.
Außerdem hatte Big Ben in einer seiner Nachrichten erwähnt, dass meine Schulden danach offiziell beglichen waren. Das sah sie auch ein, weshalb ich hin ging ich und sogar als Siegerin des Kampfes gegen Smash anerkannt wurde, was mir erstaunlicher Weise einiges an Ansehen brachte.
Der nächste Gegner war lange nicht ein so harter Brocken wie Smash, sodass ich ihn mit Leichtigkeit besiegte. Noch ein paar Kämpfe, und dann würde ich sicherlich ein paar Anfragen von der Blood-Gang bekommen.
Aber nicht nur dabei lief es ganz gut für mich.
Dank Rachel fiel es mir ziemlich leicht, mich in der Schule ein zu leben: Sie war meine einzige Freundin, sonst sprach keiner mit der, immer in schwarz gekleideten Neuen, die einen großen Bluterguss im Gesicht hatte.
Dafür wurde jedoch so einges über mich gelästert- womit ich diesmal kein all zu großes Problem hatte. Ich war es schließlich daran gewöhnt, dass man auf mir herum hackte.
Was neu für mich war, war die Unterstützung von Rachel. Wir halfen uns gegenseitig aus unseren Problemen.
Rachel war im Prinzip bei Ella und mir eingezogen. Die meisten Abende verbrachten wir bei uns und ich hatte sogar eine Matratze in mein Zimmer gelegt, auf der sie meistens übernachtete. Ella hatte damit kein Problem, sie war schließlich auch oft weg und fand es schön, wenn ihr zu Hause eztwas mehr leben eingehgavu bekam, wie sie immer lachend berichtete.
Ebenfalls ging es beim Hockey für mich bergauf. Der etwas schlechtere Teil der Mannschaft akzeptierte mich als Mitspielerin und jemand, dem man besser nicht dumme Kommentare an den Kopf werfen sollte, wenn man nicht einen Puck mitten ins Gesicht geschossen bekommen wollte.Tatsächlich war alles viel zu gut.
Abends nach dem Ende meiner Joggingrunde lief ich bei dem Grab meiner Mutter vorbei, was ich sogar etwas schön mit Blumen bepflanzt hatte. Darauf, dass es zu auffällig war, musste ich mir hier keine Sorgen machen, denn der Teil der Küste war wirklich so etwas wie mein privater Strand.
Man kam nur runter, wenn man das Seil hatte, was ich dort versteckt hattest und war dann an dem kurzem Sandabschnitt komplett abgeschnitten von den Blicken anderer Badegäste.
Leicht keuchend blieb ich stehen und beobachtete die Wellen.
Morgen würden die Leute aus meinem Hocketeam wieder kommen und ich bereitet mich schon mal mental darauf vor, Rachels ehemaligen besten Freund, der zu der Gruppe gehörte, so oft wie möglich in die Pfanne zu hauen.
Sie hatte so oft von ihm erzählt und ich merkte, das es ihr, trotz der zwei Jahre, die nach dem Ende der Freundschaft vergangen waren, immer noch weh tat. Und dieses ekelhafte Gefühl konnte ja mal keiner besser verstehen als ich.
Aber jetzt würde er sein blaues Wunder erleben. Denn obwohl ich diesen Jungen noch nie gesehen hatte, hasste ich ihn richtig. Ich konnte mit schon vorstellen, was für ein dämlicher, aufgeblasener Typ das sein musste.
Wegen der Rückkehr des Hockeyteams stand auch schon die beliebte Mädchengruppe unserer Jahrgangsstufe total unter Aufregung. Ständig hörte man sie über nichts anderes reden. Okay, abgesehen von Kleidung und Klatsch über Leute, die tatsächlich berühmt waren.
Mich interessierte ja echt mal, was an ein paar Leuten so besonders sein sollte. Gut, ich würde vermutlich einen ähnlichen Wirbel um Rachel verursachen, aber trotzdem..Ich kniete mich vor dem Grab meiner Mutter nieder und starrte die Blumen dort an, welche etwas verkümmert aussahen, weil es gestern noch einen richtigen Sturm gab.
Bald war es so weit, dann kam wieder der verhasste Tag, den ich doch jedes mal ein kleines bisschen herbeisehnte.
Denn jedes Jahr bedeutete, dass ich eine weitere schlechte Zeit hinter mir gelassen hatte. Nach jedem Jahr versuchte ich, einen neuen abschnitt zu öffnen. Allerdings war das diese mal wohl nicht nötig. Die Veränderung in der letzten Zeit kam mir mehr als genügend vor.
Mit einem seuftzer ließ ich mich vor dem Grabv auf den Boden sinken und wendete den Wellen meinen Rücken zu.
In ein paar Wochen war meine mutter seit sechs Jahren gestorben- und damit war ich auch schon sechs Jahre von meinen Brüdern getrennt. Obwohl, getrennt war wohl kaum das passende Wort.
Sie hatten mich verlassen. Es war ihre Entscheidung.
Und ghenau des wegen sollte ich deswegen wirklich nicht traurig sein. Nur war es manchmal so verdammt schwer, die einzigen Familienmitglieder, abgesehen von meiner herzallerliebsten Tante, die ich vermutich endgültig aus meinem Leben gestrichen hatte, so sehr zu hassen.
Schnell schob ich den Gedanken beiseite, denn ich musste sie hassen. Das tat nicht so sehr weh, wie diese Angst um sie und das Vermissen, welches ich so perfekt unterdrücken konnte.
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Alone in the Underground
RandomTriggerwarnung* Allein sein: Für manche bedeutet es Traurigkeit. Für andere grenzenlose Einsamkeit. Doch Natalie hat sich daran gewöhnt. Sie musste es, von einem auf den anderen Tag. Sechs Jahre ist es schon her, dass ihr friedliches Leben plötzli...