Kapitel 23

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Man sagt, dass es von Intelligenz zeugt, wenn man auf dumme Sprüche innerhalb von Sekunden mit Sarkasmus antworten kann.
Demnach war ich ab sofort die intelligenteste Person der gesamten Welt.
Mit zusammengekniffenen Augen fixierte ich den Sekretär ein letztes mal, dann rauschte ich aus dem Raum. Bevor ich mit dieser Person nochmal ein Wort reden müsste, würde ich eher zurück zu Chris gehen und mit ihr versuchen befreundet zu sein.
Wie konnte man nur so doof sein?
Wutentbrannt rauschte ich zur Treppe, zwei Stockwerke höher und dann die dritte Tür von links, wo ich prompt in eine Person rannte. Und nein, es war kein süßer Junge sondern die Lehrerin. Scheiße. Naja, vermutlich hätte mich ein Junge genauso angepisst, nur hätte ich da nicht versuchen müssen, auf freundlich um zu schalten.
Sie zog ihre Augenbrauen hoch und ich begann sofort damit, eine Entschuldigung hervor zu kramen:,, Es tut mir so leid! Ich hab sie nicht gesehen." Ihre Augenbrauen wanderten noch etwas höher:,, Kein Wunder, bei deiner Größe.."
Üerrascht starrte ich sie an. Diese Lehrerin war selbst gerade mal so groß wie ich und man sah ihr absolut nicht an, dass sie auch nur ein Fünkchen Humor besaß.
Erleichtert lächelte ich, als sie dann Richtung Klassenzimmer ging.
Ganz große Leistung, ich hatte erst den Sekritär beleidigt, was er auch eindeutig verdient hatte, und dann gleich auch noch meine erste Lehrewin die ich heute haben würde umgerannt.
Mit einem Meter Sicherheitsabstand folgte ich ihr und stellte mich dann zu ihr ans Pult, während im Klassenraum wild Schüler hin und her schrien, als wären wir noch in der Grundschule.
Der Kurs war relativ groß und ich hatte ihn leider nicht mit Rachel, die auch nicht am Sekretariat hatte warten können, weil sie noch nach ganz oben laufen musste.
,,Ähm, entschuldigung, Frau Capulet", erinnerte ich mich gerade noch an den Namen meiner Pädagigiklehrerin ,,Ich bin ihre neue Schülerin" Sie schaute mich überrascht an und hörte auf, Papiere zu ordnen :,, Ach, genau Leadora, richtig?"
Hatte der Direktor eigentlich keinem gesagt, dass jemand anderes kommen sollte? Ich schüttelte den Kopf:,, Es gab eine kurzfristigen Tausch ich bin..." Plötzlich kam mir die Idee, dass es doch nicht so schlecht sein könnte, wenn die Lehrer nicht meinen Namen wussten.
Es war nicht , dass ich meinen Namen hasste, aber eigentlich tat ich es schon. Er stand mit so vielen Erinnerungen in Verbindung, die eigentlich auch gut sein könnten, wenn dei bestimmte Personen, verflucht mögen sie seien, diese nicht alle zerstört hätten.
Meine Mutter hieß Natascha Torres und Natalie war rein theoretisch gesehen nur eine Abwandlung davon. An sich war das sogar schön, aber meine Mutter hatte mir auch die eigentliche Geschichte zu meinem Namen erzählt, die jetzt immer noch einen faden Beigeschmack hinterließ.
Natalie bedeutete ,,die an Weihnachten geborene", was ich nicht war, aber für uns war Weihnachten immer das größte Fest. Und das nicht etwas wegen den Geschenken oder dem wunderbaren Essen, sondern weil wir jedes mal immer tolle Spielen von morgens bis abends zusammen verbracht hatten.
Die letzten Weihnachten hatte ich alleine in meinem Zimmner oder im Ring verbracht, wo ich mir meistens mehr Wunden als gut für meinen Körper waren zugezogen hatte.
Also beugte ich mich jetzt etwas näher zu Frau Capulet:,, eigentlich ist mein Name Natalie, aber es wäre sehr freundlich, wenn sie mich nur Lee nennen würden. Es ist eine persönliche Sache..." Mein Gefühl sagte mir, dass ich bei Frau Capulet auch zugeben konnte, dass ich in Wirklichkeit nicht Lee hieß und sie mich trotzdem so nennen würde. Aber bei nicht so nachsichtigen Lehrern würde ich einfach sagen, ich hieße Lee.
Spätestens zur Zeugnisvergabe würden sie meine kleine Lüge bemerken, aber bis da hatte sich doch hoffentlich einiges an meiner Gefühlswelt und Toleranz zu der Vergangenheit geändert.
,,Aber natürlich Lee, ist es okay für dich, wenn du dich gleich vorstellst. " Bevor ich antworten konnte klatschte sie drei mal in die Hände:,, So, Ruhe jetzt. Wir beginnen. Bitte begrüßt unsere eure neue Mitschülerin. Willst du dich selber vorstellen?"
Sofort richteten sich gefühlte hundert Augenpaare in meine Richtung, begannen mich damit zu durchlöchern und sich selber ein Urteil über mich zu bilden, bevor ich was gesagt hatte. ,,Ähm, ja, also ich bin Lee und werde jetzt in eure Jahrgangsstufe gehen", sagte ich nicht gerade einfallsreich, aber dafür ohne zu stottern.
,,Irgendwelche Fragen", übernahm Frau Capulte für mich einfach, woraufhin tatsächlich ein paar Hände hochgingen. War den Strebern nicht bewusst, dass das nicht positiv in die Note mit einfloss?
Ein Junge, dessen Gesicht nur aus Akne bestand, und das fand ich, bevor er seinen Mund aufmachte und nur Mist raus kam, nicht mal so schlimm, fragte mich, was ich denn am liebsten möge. Vermutlich sollte es anziehend klingen, aber ich empfand es einfach nur als dämlich. Wollte er hier den Klassenclown mimen?
Leider machte mein Mund sich selbstständig und teilte ihm genau das mit:,, Ich mag auf jeden Fall keine Mülltonnen aus deren Öffnung nur Dreck kommt"
Daraufhin folgte der erwartete Chor von ,,OHoho" und ein strenger Blick von Frau Capulet:,, Ich denke wir brechen das jetzt ab, Lee, setzt doch bitte in die freie Reihe, dein Sitznachbar ist zur Zeit nicht da. Fragen klärt ihr in der Pause. Wir steigen jetzt wieder in den Untericht ein. Also, wer möchte die Hausaufgaben vorlesen"
Während der Fokus sich langsam von mir abwand setzte ich mich an einen leeren Tisch, was etwas komisch war. Jeder hatte einen Sitzpatner, nur ich nicht und in meinem Rücken konnte ich praktisch fühlen, wie eine Mädchengruppe aus der Reihe hinter mir mich mit Blicken aufspieste.
Hatte ich irgendenwas falsch gemacht? Hoffentlich nicht. Sie sahen so aus wie die Alphatiere der Jahrgangsstufe, von denen wollte ich nicht gleich azf die schwarze Liste gesetzt werden.

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