Kapitel 84

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Eine weitere Halbestunde verstrich und so langsam wurde ich immer unruhiger.
Max war immer noch nicht da.
So langsam schienen auch die anderen ungeduldig zu werden, allerdings eher in die Richtung, dass sie sich aufregten, weil Tobi und Mike beide Hunger hatten.
Wenigstens Oliver schien halbwegs besorgt, auch wenn er eher genervt wirkte. Dabei viel es mir persönlich wirklich schwer, nicht komplett aus zu flippen vor Sorge.
Es war eine ganz, ganz dumme Idee gewesen, mich mit ihnen treffen zu wollen. Natürlich hatte mein Vater alles unter Kontrolle. Ich zweifelte in dem Moment nicht mal daran, dass er etwas mit Max verschwinden zu tun hatte.
Warum musste ich auch noch meine ehemaligen Freunde da mit rein ziehen?
Aber jetzt durfte ich nicht zeigen, wie aufgebracht ich wirklich war. Die Umarmung war schon ziemlich ungewöhnlich, viel zu herzlich für meine Verhältnisse gewesen. Doch irgendwie hatte ich mich erschreckend schnell daran gewöhnt, nicht mehr so rau und abweisend zu sein, wie ich es in den vergangenen Jahren gewesen war. 

,,Schickt ihr Max noch ne Nachricht, wo er bleibt? Sonst können wir ja schon was bestellen, ich hab nämlich auch echt Kohldampf", meine Grimasse wirkte eher gequält, aber zum Glück war keiner von ihnen gerade darauf fokussuiert, meine Mimik zu analysieren.
Bis auf Oliver vielleicht, der schon den die ganze Zeit immer wieder zu mir starrte. So langsam fragte ich mich, ob ich was im Gesicht hatte.
Fieberhaft versuchte ich einen Grund zu finden, warum mir Max Abwesenheit so komisch vor kam.
Leider war das einzige, was mir einfiel nicht soo hilfreich, wie in so einer Situation vielleicht gut gewesen wäre.
Mit einem Ruck stand ich auf.
,,Ich muss mal eben auf  Toilette", verkündete ich etwas lauter und spürte sofort Jespers stechenden Blick in meinem Rücken.
Das machte mich nämlich noch nervöser.
Das wissen, dass Jesper hinter mir saß und jede meiner Bewegungen genau mitbekam.
Mir war nicht unbedingt bewusst gewesen, dass Rachel und Jesper direkt in meinem Rücken sitzen würden, als ich schließlich zugelassen hatte, dass sie mitkamen, damit ich gut gesichert war.
Schnell machte ich mich auf den Weg ins Cafe und spürte, wie Rachel wenige Momente später aufstand und mir folgte. Zum Glück hatte sie genug, oder vielleicht auch viel zu viele,  Agenten- und Spionagefilme geschaut, damit sie uns vorher gezwungen hatte, einige überlebenswichtige Codewörter aus zu machen.
Und das Zeichen, dass ich erst aufstand, dann sagte dass ich zur Toilette gehen würde, war eindeutig und das einzige, was mir auf der schnelle einfiel: Rachel sollte ebenfalls dort hinkommen, damit wir uns auf der Toilette kurz besprechen konnten.
Also lief ich möglichst normal auf die beschilderte Tür zu und kam erstmal in einen kleinen Raum, von welchem aus man zu den Frauen und Heeren Toilette, sowie einem Privaten Raum kam.
Kaum war die Tür hinter mir zu gefallen kam auch schon Rachel in den kleinen Raum für die Frauen.
Alle Kabinen waren leer.
,,Was ist los?" sie klang zwar besorgt, aber größtenteils aufgeregt. Für Rachel war das eins ihrer größsten Abenteuer.
Nervös trommelte ich mit meinen Fingern ein Rhytmus auf die Wand ,, Max ist nicht gekommen. Und ich vermutete, dass das kein Zufall ist, sondern mein Vater seine Finger da mal wieder im Spiel hat. Ich brauche Max nämlich ganz dringend, um was über eine bestimmte Person zu erfahren", versuchte ich hastig zu erklären.
Rachel zog eine Augenbraue hoch:,, Moment, wer ist diese Person, über die du was wissen willst? Hättest du uns vielleicht nicht etwas früher einweihen sollen, dass du doch nicht nur so Kumpels treffen willst?"
Ja, ich war schuldig. Kleinlaut wich ich ihrem Blick aus.
Aber es erschien mir so viel einfacher, Darlings Tod einfach für mich zu behalten, als allen nochmal erklären zu müssen was ich vermutete. Außerdem hatte ich Angst, dass keiner mir glauben würde. Dabei wollte ich die Hoffnung wirklich nicht aufgeben.
,,Ich habe hier ein Mädchen kennengelernt, Darling, sie war auch im Ring und hat mir meine neue Wohnung in Deleware beschafft. Nach meiner Ankunft dort hab ich eine Nachricht bekommen, dass sie verunglückt ist. Aber vielleicht war das nur eine Lüge"
Hoffnungsvoll sah ich in Rachels Augen, wo ich jedoch nichts anderes als Mitleid ausmachte. Sie glaubte mir nicht, sondern dachte, ich wäre irre, an so etwas absurdem fest halten zu wollen.
Enttäuscht senkte ich meinen Blick. Natürlich hörte es sich kaum glaubbar an, doch ich hatte es so oft in meinem Kopf hin und her geschmissen... Außerdem bestätigte alles was dieses Treffen mittlerweile erfahren hatte, meine Theorie.
,,Rachel.."
,,Lee?"
Überrascht fuhr ich herum, als es an der Tür klopfte.
,,Schnell weg", ich schubste Rachel praktisch in die Toilette, machte dann das Wasser für eine halbe Sekunde an, bevor ich die Tür öffnete und direkt auf Olivers T-shirt schaute.
Er ging einen Schritt nach hinten, sodass ich raus kam.
,,Ähm, alles okay?" Innerlich betete ich einfach nur, dass er nicht gehört hatte, worüber Rachel und ich gesprochen hatten.
Ich musste meinen Nacken verrenken, um ihm ins Gesicht sehen zu können, so nah stand er vor mir, doch die Tür in meinem Rücken hielt mich davon ab, zurück zu weichen.
Sein Gesichtsausdruck sah verzerrt aus, man könnte fast meinen, dass in seinen Augen der Irrsinn glitzterte, als er zu mir herunterschaute.
,,Oh ja, gleich schon"




Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt