Kapitel 28

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Ich hüpfte leicht hoch, um mich warm zu halten. Oder auch um mein zittern zu verbergen. Aber das musste wirklich keiner wissen.
Tatsächlich hatte ich eine Nische gefunden, die mit einem Gitter von dem Zuschauerbereich abgetrennt war, in der sich die drei Leute aufwärmten, welche vor mir dran waren. Und zwei davon hatte man bereits wieder raus getragen. Beide waren blutüberströmt und bewusstlos gewesen.
Smash war eindeutig ein agressiver Gegner, der dazu auch noch schlau sein musste, denn die beiden wirkten nicht wie irgendwelche Leute, die einfach so gekommen waren und gar nicht kämpfen oder taktieren konnten. Ganz im Gegenteil...
Das Gitter wurde geöffnet und der nächste Verlierer gegen Smash wurde von wieder raus geschleppt.
Mit einer harschen Geste wurde  nun auch ich hineingewunken. Ich schluckte nochmal und versuchte meine Angst zu verdrängen, als ich die große Platzwunde am Kopf des letzten Opfers sah.
Jetzt war meine Zeit, um den Kampf zu rocken. 

Der Ring war viel größer als ein normaler, doch wurde er trotzdem gefühlt komplett von diesem Monstrum von Mann eingenommen. Seine Muskelmasse war fast noch größer als bei Big Ben.
Er musterte mich mit einem grimmigen Grinsen und die Menge johlte, als ich mit kleinen Schritten den Ring betrat.
Die schlossen sicher keine Wetten zu meinen Gunsten ab.
Jetzt kam es vor allem darauf an, was ich für eine Show abzog, denn selbst wenn ich nicht gewinnen konnte, schaffte ich es dafür vielleicht,  bei den Leuten besser als meine Vorgänger in Erinnerung zu bleiben.
Ich drückte meinen Rücken durch und zwang mich zu einem durchtriebenen, selbstsicheren  Grinsen.
,,Drei, zwei, Start", dröhnte eine laute Stimme aus den Boxen.
Der Kampf hatte begonnen.
Nach zwei Minuten des bloßen herumhüpfen begriff ich, dass Smash keinen Angriff starten würde.
Also musste ich wohl beginnen.
Blitzschnell scannte ich den Raum ab. Der viele Platz war gut für mich, denn vielleicht könnte ich ihn dann mit meiner Wendigkeit aus dem Takt bringen. Mit meiner Kraft konnte ich gegen Smash nichts ausrichten, das war mir klar, aber dafür war ich sowieso nicht gemacht.
Er hatte sicher schon zehn bis zwanzig Kämpfe hinter sich, also musste ich jetzt ein bisschen auf Ausdauer setzten und hoffen, dass er irgendwann wütend wurde und selber unbedacht angriff.
Langsam wurde das Publikum ungeduldig, weshalb ich einen ersten Angriff wagte, nach vorne sprang und zurück war, bevor Smash reagieren konnte.
Er schien tatsächlich sehr leicht wütend zu werden, denn als das Publikm  jetzt  zu mir jubelte sprang er auf mich zu und wollte scheinbar nicht mal boxen, sondern mich mit seinem Körpergewicht zu Boden tackeln. Ich sprang gerade noch rechzeitig aus dem Weg, aber er fing sich überraschend schnell.
Mir war nicht bewusst, wie lange Smash und ich gegen einander gekämpft hatten, aber es war auf jeden Fall sehr anstrengend. Im Prinzip war ich die ganze Zeit nur damit beschäftigt, seinen Angriffen aus zu weichen und konnte selber nicht mal zurück schlagen.
Der Schweiß rann mir über den Rücken, während ich keuchend vor ihm her trippelte. Sein nächster Schlag traf mich an die Schultern und warf mich durch die Wucht fast auf den Boden. Ein hässliches knacken ertönte. Autsch.
Wenn ich jetzt nichts machte, dann hatte er mich bald müde gemacht. Mit einem wütenden Schrei zielte ich genau auf den Muskel in seiner Kniekehle, während ich vortäuschte, gegen seine  Brust schlagen zu wollen.
Er sackte zusammen, aber bevor ich weiter boxen konnte zog er mich einfach an meinem Knöchel auf dem Boden und hatte plötzlich ein Messer in der Hand.
Ich wollte schreien, doch der Laut erstickte in meiner Kehle, als er mir in den Oberschenkel schnitt. Blut quoll hervor.
Jegliche Technik, die ich eben noch hatte anwenden wollen war komplett aus meinen Kopf verschwunden, als ich tretend und beißen versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien.
Es war wohl mehr Glück als sonst was, dass ich ihm genau gegen den Kopf traf.
Smash ließ los, doch die Wunde an meinem Oberschenkel blutet stark. Der Boden schwankte, als ich versuchte, auf zu stehen, um ihm erneut entgegen zu treten.
Doch er lag noch auf dem Boden, anscheinend musste mein Tritt ganz schön was geschafft haben. Eigentlich, zumindest bei den Kings, war so etwas komplett verboten, aber wir benutzten auch keine Waffen bei einem Boxkampf.
Wütend drehte ich mich um und trat ihm jetzt auch noch in seine Weichteile.
Mein Magen drehte sich um, als ich hörte, wie die blutrünstige Masse mich feierte, doch das leichte Unwohlsein konnte auch daran liegen, dass ich ich verdammt viel Blut verloren hatte.
Nochmal trat ich zu, dann versuchte ich mich auf zu richten, um zu zeigen, dass ich der Sieger war. Alles drehte sich gefährlich und ich schwankte vermutlich eher zu dem abgetrennten Aufwärmraum als sonst was.
Die Welt verschwamm vor meinen Augen, als ich mich keuchend auf den Boden sinken ließ. Ich musste hier unbedingt raus. Und meine Schnittwunde verbinden.
Kriechend versuchte ich zu der Tür zu kommen, mit der man aus dem Aufwärmraum direkt nach draußen gelangen konnte.
Ich wusste nicht mehr ganz, wie ich es gemacht hatte, aber plötzlich schlug die Tür mit einem lautem Knallen zu und ich lag draußen, in der eisigem Luft in irgendeinem Gestrüpp.
Die Geräusche von drinnen drangen nur noch gedämpft zu mir und ich wusste, wenn ich jetzt das Bewusstsein verlor, konnte es sein, dass ich nicht mehr aufwachte sondern einfach an einer Unterkühlung starb.
Der Gedanke war sehr ernüchternd. Dann machte man so einen Kampf durch, nur um hinterher als Sieger zu sterben. Wow.
Mit zittrigen Fingern kramte ich mein Handy aus meiner Tasche und entsperrte es.
Es gab jetzt genau eine Person, die ich anrufen konnte.

Alone in the UndergroundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt